Girls, Girls, Girls
Wie Mädchen für die Naturwissenschaften begeistert werden sollen
Roberta-Roboter saust über den Tisch – erst vorwärts dann um die Kurve – so wie ihn jemand bei der „Langen Nacht der Wissenschaften“ programmiert hat. Die ist gerade vorbei und der kleine Roboter hat wieder mächtig Eindruck gemacht – auch bei Mädchen, berichtet Luisa Jahn. Sie setzen das Fahrzeug aus vielen Lego-Bauteilen zusammen und bringen ihm dann mit intuitiver Bildchenprogrammierung das Fahren bei, gesteuert durch einen Chip und angetrieben von zwei kleinen Motoren.
Luisa Jahn hat selbst als Schülerin an einer Computer Arbeitsgemeinschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) teilgenommen. „Wir haben einfach Computer auseinandergenommen. Das half ungemein, die Berührungsängste mit der Technik zu überwinden“, erzählt sie. Mittlerweile studiert sie Informatik und möchte ihre Begeisterung dafür an Schülerinnen und Studentinnen weitergeben, im Rahmen des Programms FiNCA – Frauen in den Naturwissenschaften am Campus Adlershof. Unter Leitung von Márta Gutsche wird hier eine Vielzahl von Aktivitäten – von Girls Day und Experimentiertagen über Ferienkurse bis zu wöchentlichen Arbeitsgemeinschaften, die Schülerinnen manchmal über Jahre besuchen, koordiniert. Darüber hinaus soll durch FiNCA auch die Vernetzung von Studentinnen und Wissenschaftlerinnen auf dem weiteren Karriereweg gefördert werden.
Weibliche MINT-Quote lässt zu wünschen übrig
Mädchen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – kurz MINT-Fächer – zu begeistern, Lehrern und Eltern zu demonstrieren, dass es sich lohnt, auch Mädchen in diese Richtung zu fördern, das hat sich auch Susanne Jank vom Institut für Physik (Didaktik) an der HU zur Aufgabe gemacht. Schließlich lässt die Quote bisher noch zu wünschen übrig. So waren 2007 zwar 54 Prozent der AbiturientInnen, aber nur zehn Prozent der StudienanfängerInnen in den Naturwissenschaften weiblich.
Jank leitet den Club Lise, der sich vornehmlich, aber nicht ausschließlich, an Mädchen mit Migrationshintergrund richtet. Sie lernen Mentorinnen kennen, mit denen sie sich austauschen und die sie an ihrem Arbeitsplatz besuchen können, zum Beispiel an der Charité, im Bernstein Center for Computational Neuroscience, im Institut für Physik (AG Photobiophysik) und im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Gelegenheit zum Ausprobieren
Etwa 30 Mädchen nehmen pro Semester teil aus zurzeit neun Berliner Kooperationsschulen. „Wir können natürlich nicht garantieren, dass die Mädchen später auch tatsächlich einen MINT-Beruf ergreifen“, sagt Jank. „Aber es gibt einige vielversprechende Beispiele. Wir zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, und bieten Gelegenheit, sich mal auszuprobieren.“ Für ihre Arbeit wünschen sich die drei Frauen vor allem ein nachhaltiges, langfristiges Engagement der Projektträger. „Schließlich ist das Interesse an unseren Aktivitäten groß“, sagt Márta Gutsche. „Bei uns ist fast jeden Tag Girls Day.“
von Uta Deffke
Links:
www.adlershof.hu-berlin.de/finca/gd
didaktik.physik.hu-berlin.de/club-lise