Landschaftspark „Ehemaliges Flugfeld Johannisthal“ – Verbindung von Erholung und Naturschutz
Entstehungsgeschichte und Standortbesonderheiten
Der 65 Hektar große Landschaftspark Johannisthal ist das grüne Herz des städtebaulichen Entwicklungsbereichs Johannisthal/Adlershof. Der Park entstand ab Ende der 1990er Jahre auf den zentralen Flächen des ehemaligen Flugfeldes Johannisthal. Der 1909 gegründete erste Motorflugplatz Deutschlands war zu dem Zeitpunkt seit vielen Jahrzehnten weitgehend brachgefallen. Die besonderen Bodenverhältnisse aufgrund der Lage im Berliner Urstromtal mit seinen sehr trockenen nährstoffarmen Sanden und die aufgrund der Vornutzung weiten offenen Flächen ohne Schutz vor Sonne und Wind ermöglichten die Entstehung seltener Offenlandbiotope.
Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiet
Durch die Anlage des Landschaftsparks als Natur- und Erholungspark und nachfolgende Ausweisung des ca. 26 Hektar großen inneren Bereichs als Naturschutzgebiet (NSG) und der umgebenden Flächen als Landschaftsschutzgebiet (LSG) wurden die naturschutzfachlich wertvollen Offenlandflächen inmitten des entstehenden neuen Stadtteils vorab gesichert.
Das Naturschutzgebiet (NSG)
… ist dem Naturschutz vorbehalten. Die nicht zugängliche Fläche wird von einem erhöht angelegtem, ca. 2 km langen Rundweg mitsamt drei Holzstegen aus erlebbar. Schautafeln geben Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt und informieren über die Geschichte des Ortes.
Im NSG befinden sich ausgedehnte Sandtrockenrasenbiotope, Lebensraum für sehr spezialisierte und daher seltene Pflanzen-, Insekten- und Vogelarten.
Im Landschaftsschutzgebiet (LSG)
… ist Erholungsnutzung im Einklang mit der Wahrung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und der Eigenart des weiträumigen Landschaftsbildes erwünscht und wird entsprechend gelenkt. Neben großzügigen Liege- und Spielwiesen mit Baumgruppen in den drei „Landschaftsfugen“ gibt es auch Sportangebote. Die Skaterbahn, der Bolzplatz, das Beachvolleyballfeld und andere sind als intensivere Nutzungen in den „Aktivkammern“ entlang der drei langen Außenkanten des Landschaftsparks angeordnet und vor allem bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Auf der das NSG umlaufenden Parkpromenade sind auch Radfahrende und Inlineskatende willkommen.
Weiterentwicklung und Pflege
Der Landschaftspark Johannisthal ist integraler Bestandteil der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme Johannisthal/ Adlershof und hat dabei auch eine Ausgleichsfunktion. Ausgeglichen werden hierbei unvermeidbare und nicht anderweitig ausgleichbare Eingriffe in Natur und Landschaft, die mit der Realisierung von Hochbauvorhaben im Entwicklungsbereich einhergehen. Ziel der Maßnahmen der letzten Jahre ist es, auch im LSG den Artenreichtum der trockenen Offenlandstandorte an Gehölzrändern zu erhalten bzw. weiterzuentwickeln. So wurden auf Teilflächen die Standortbedingungen für das Zielbiotop Trockenrasen verbessert, Versteckstrukturen für Zauneidechsen und Gehölzpflanzungen als Vogelbrutplätze angelegt.
Die Pflege im LSG wurde weitestgehend auf eine insekten- und reptilienschonende Streifenmahd umgestellt. Durch das zeitversetzte Mähen mit kurzem Liegenlassen des Mahdgutes können die Tiere sich in Sicherheit bringen. Im NSG und z.T. auch im LSG hilft häufig im Sommer eine Schafherde, konkurrenzstärkeren Aufwuchs niedrig zu halten, und erhält so die besondere Artenzusammensetzung der Vegetation und die Weite des Landschaftsbildes.
Zauneidechsen und ihre (neuen) Lebensräume
Streng geschützte Art
Auch wenn die Zauneidechse in Berlin noch öfter zu finden ist – aufgrund ihrem europaweiten Gefährdungsstatus ist sie im Anhang IV der Flora Fauna Habitatrichtlinie der EU gelistet. Entsprechend wird die Zauneidechse als eine von derzeit 138 Tier- und Pflanzen-Arten in Deutschland im Bundesnaturschutzgesetz § 44 als „streng geschützte Art“ geführt. Ihre Lebensräume dürfen nicht beschädigt oder zerstört, einzelne Tiere nicht getötet werden. Falls dies im Rahmen geplanter Baumaßnahmen nicht vermeidbar ist, sind im Falle der Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörden gemäß deren Auflagen Ersatzlebensräume zu schaffen.
Lebensraumansprüche
Zauneidechsen benötigen ein kleinteilig-strukturreiches Umfeld. Eine dichte Krautschicht mit einigen offenen sandigen Stellen, dies am Rand von lockeren Gehölzen: solche selten gewordenen Flächen bieten ausreichend Futterquellen für Zauneidechsen und zugleich optimalen Schutz vor ihren Fressfeinden. Aufgrund ihrer sehr kurzen Fluchtdistanz ist eine rasche Deckung wichtig.
Als wechselwarme Tiere brauchen sie insbesondere zum morgendlichen Aufwärmen besonnte Plätze, sehr gerne auf Holz, wo sie gut zu beobachten sind – aber auch schattige Bereiche bei Hitze.
Ihre Eier legen die Weibchen in tiefgründigen sandig-lehmigen Boden, am liebsten in offene Bereiche besonnter Böschungen.
Aussehen und Lebensweise
Zauneidechsen werden 18-20 cm lang. Sie sind durch ihre braune Farbe gut getarnt, nur in der Paarungszeit zwischen April bis Juni ist das Männchen leuchtend smaragdgrün. Zauneidechsen können ein Alter von etwa 6 Jahren, sehr selten 10 Jahren erreichen.
Sie halten sich ihr Leben lang oft nicht weiter als 30 Meter von ihrem Schlupfort entfernt auf. Männchen sind nur von ca. Anfang April bis August aktiv und oberirdisch anzutreffen, Weibchen ein paar Wochen zeitversetzt, Jungtiere ziehen sich als letzte oft erst im September ins Winterquartier zurück.
Ihre Nahrung sind Spinnen, Insekten und Würmer – davon brauchen sie etwa 4 bis 6 am Tag.
Sie selbst werden u.a. von Greifvögeln, Katzen, Waschbären, Füchsen aber auch Mäusen gefressen.
Zauneidechsen im Landschaftspark
Bisher wurden im Landschaftspark nur wenige Zauneidechsen nachgewiesen. Anders sah es auf benachbarten künftigen Bauflächen aufgrund der dort derzeit geeigneten Lebensraumbedingungen aus. Um Zauneidechsen von dort umzusetzen, wurden in der West- und der Südfuge des Landschaftsparks Ersatzlebensräume angelegt. Wälle aus Sand, Steinen, Astholz und Reisig mit lockerem Bewuchs dienen der Eiablage und als Winterquartier. Ausreichend Futter und Deckung bieten auch die angrenzenden reptilien- und insektenschonend gepflegten Wiesen. Zum Schutz gegen grabende Hunde und einige der Fressfeinde sind die Habitatflächen von einem Wildschutzzaun umgeben.
Kontakt
WISTA.Plan GmbH
Links
- Naturschutzgebiet und Schautafeln
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt - Stadtnaturkarte der KungerKiezInitiative
- Förderverein Landschaftspark Johannisthal/Adlershof e.V.