Krise? Welche Krise?
Trotz düsterer Aussichten von Wirtschaftsforschungsinstituten gibt es Unternehmen auf Wachstumskurs – Zwei Beispiele aus Adlershof
Für Unternehmen sind es schwere Zeiten. Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren aufgrund der Covid-19-Pandemie auch hierzulande eine Pleitewelle. Doch trotz düsterer Aussichten gibt es sie noch, die guten Geschichten, bei denen die Zeichen auf Wachstum stehen. Zwei Beispiele aus Adlershof.
Das Gesicht der Ecke Albert-Einstein/Walther-Nernst-Straße hat sich gewandelt. Man könnte auch sagen: Es ist hübscher geworden. Vor allem aber: Es spiegelt eine Adlershofer Erfolgsgeschichte wider, von denen es in Pandemie-Zeiten leider nicht allzu viele gibt. Hier hat die Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik (GFaI) nämlich nach nur rund anderthalb Jahren Bauzeit im Juli ihren dreistöckigen Neubau fertiggestellt. „Da die GFaI in den letzten Jahren sehr erfolgreich gewachsen ist, an interessanten Projekten, Aufträgen und Mitarbeitern, wurde mehr Raum für die Forschung benötigt“, lässt die Forschungsvereinigung wissen.
Auf einer Fläche von insgesamt 1.666 Quadratmetern gibt es nun neue Labor- und Hallenflächen, zahlreiche Büros sowie mehrere Beratungs- und Schulungsräume. Was die Forscher besonders freuen dürfte, ist der neue Pausenraum, in dem Kickertische und eine Lounge dabei helfen, die Akkus wieder aufzuladen. Was auch nötig ist, denn so wie es aussieht, trotzt die GFaI der Krise und wird weiterwachsen.
Und damit ist das industrienahe Forschungsinstitut nicht allein. Wer Franz Bauer, geschäftsführender Gesellschafter der Bauer Elektroanlagen Gruppe, nach der Geschäftsentwicklung fragt, blickt in ein zufriedenes Gesicht, wird ihn aber nicht über stetig wachsende Umsätze referieren hören. Obwohl sich die Zahlen solide und stetig aufwärtsbewegen. „Was uns sehr viel wichtiger ist, sind gute und zufriedene Beschäftigte. Mit einer guten Mannschaft stellen sich von selbst gute Kennzahlen ein“, sagt Bauer. In der Tat: Auch wenn er darüber nicht spricht: An deutschlandweit 15 Standorten werden rund 200 Millionen Umsatz von 1.450 Mitarbeitenden erbracht. Dabei wächst das Unternehmen um etwa 100 Mitarbeitende pro Jahr.
Ein Wachstum, das sich am Standort Adlershof spiegelt: Los ging es hier mit wenigen Mitarbeitenden als reiner Servicestandort, nun sind es mehr als 150. Von der Elektrotechnik, über Daten- und Sicherheitstechnik bis zur Gebäudeautomation und Instandhaltung werden von Adlershof aus nahezu alle Dienstleistungen rund um den technischen Gebäudeausbau erbracht: Seien es Elektroanlagen für Bürogebäude, Flughäfen, Kliniken oder Forschungseinrichtungen, Beleuchtung, Brandmeldeanlagen, Zutrittskontrollanlagen oder die gesamte Datentechnik.
Ein großer Teil dieses breit gefächerten Leistungsspektrums wird sich auch in dem Adlershofer Neubau der Firma wiederfinden. Das bayerische Familienunternehmen investiert rund sieben Millionen Euro und wird den Nutzern am Ende einen technisch raffinierten Bau anbieten: „Das Gebäude kann energieautark betrieben werden, ist energetisch und steuerungstechnisch ausgeklügelt“, berichtet Bauer. Energieüberschüsse der Photovoltaikanlage können direkt an den Ladesäulen für Elektrofahrzeuge angezapft werden. Auch wenn pandemiebedingt die Planungen für den Bau mit rund 4.000 Quadratmetern Nutzfläche leicht durcheinandergeraten sind, rechnet Franz Bauer, dass im Herbst 2021 erste Mieter/-innen einziehen können. Ernsthafte Interessierte aus dem wissenschaftlich-technischen Bereich gibt es bereits.
Möglicherweise werden die Anlagentechniker künftig auch selber Räume in dem Neubau nutzen. Denn ungeachtet aller Corona-bedingten Unsicherheiten rechnet Franz Bauer allein in Adlershof mit rund zehn neuen Mitarbeitenden jährlich. „Theoretisch sind in der Zukunft wirtschaftliche Einbrüche möglich“, sagt er. „Allerdings ist die Bauwirtschaft bisher relativ unbeeinflusst von den Auswirkungen der Pandemie geblieben.“ Darüber hinaus legt Bauer einen starken Fokus auf die Betreuung seiner Stammkunden. Bange blickt Franz Bauer jedenfalls nicht in die Zukunft: „Ich bin Optimist.“
Von Chris Löwer für Adlershof Journal