Pläne und Ideen für Humboldts Campus Adlershof
Wegzug der Psychologie, großer Hörsaal, neuer Sportplatz
Prof. Dr. Peter A. Frensch, Vizepräsident für Forschung der Humboldt Universität zu Berlin im Interview mit Ljiljana Nikolic von der Humboldt-Zeitung.
Herr Professor Frensch, seit einigen Monaten gibt es ein Studentenwohnheim auf dem Campus Adlershof, es entstehen zurzeit auch viele Wohnungen, ist das der Beginn einer neuen Ära auf dem Campus? Vom reinen Arbeitsort hin zum Arbeiten und Leben?
Ich muss gestehen, ich war anfangs durchaus skeptisch, dass das Konzept „Wohnen am Campus“ funktionieren würde. Aber die Nachfrage im Studentendorf ist immens – laut der Studentendorfgenossenschaft sind fast alle fertig gestellten Häuser ausgebucht. Die neugebauten Wohnungen in unmittelbarer Nachbarschaft des Campus verstehen wir als Chance und zugleich als Triebkraft der weiteren Entwicklung der sozialen Infrastruktur in Adlershof. In den Abendstunden beispielsweise darf es gern noch etwas lebendiger werden.
Die räumliche aber auch inhaltliche Distanz zwischen Mitte und Adlershof, die Gefahr des Auseinanderdriftens der zwei Campi, ist seit Anbeginn Diskussionsgegenstand, gibt es Bestrebungen der Universitätsleitung, die Distanz zu verringern?
Diese Frage diskutieren wir in der Universitätsleitung sehr häufig und intensiv, zuletzt im Zusammenhang mit der Fakultätsreform. Die räumliche Distanz zwischen Mitte und Adlershof ist ein Faktum, das wir nicht verändern können. Die gefühlte Distanz können und müssen wir reduzieren. Um dies zu erreichen, arbeiten wir daran, die kulturellen Unterschiede zu überwinden, die es zwischen Geistes- und Naturwissenschaftlern zweifelsohne gibt, beispielsweise mit gemeinsamen Berufungen, wie sie unlängst vom Cluster Bild- Wissen-Gestaltung und dem Institut für Physik realisiert worden sind. Zusätzlich sollten wir Anlässe schaffen, zu denen HU-Angehörige aus Mitte auch nach Adlershof fahren.
Und das wäre beispielsweise...?
Damit meine ich weniger Einzelveranstaltungen, von denen es schon viele gibt, sondern Infrastruktur, wie zum Beispiel einen großen Hörsaal oder eine attraktive Sportstätte mitten auf dem Campus. Beides fehlt in Adlershof bisher und wäre natürlich auch für die gesamte HU nutzbar. Inhaltlich haben wir uns – spätestens mit dem geplanten Rückzug der Psychologie nach Mitte – für ein Adlershof in ,Reinkultur‘ entschieden, wohl wissend, dass dadurch die Spaltung zwischen Adlershof und Mitte nicht geringer wird.
Welche Argumente waren für die „Reinkultur“ ausschlaggebend?
Wir dürfen nicht vergessen, warum wir ursprünglich nach Adlershof gezogen sind – nicht alleine wegen der schönen neuen Gebäude, sondern weil wir uns einen Mehrwert durch die Zusammenarbeit mit den außeruniversitären Partnern vor Ort erhofft haben. Hier haben wir in den vergangenen Jahren auch sehr viel erreicht. Diesen Weg werden wir konsequent weiter gehen und versuchen, die Kooperationen vor Ort zu vergrößern. Zu diesem Zweck wurde in diesem Jahr auch der Koordinierungsrat Adlershof ins Leben gerufen.
Das Gremium wird Anfang 2015 konstituiert, wer sitzt darin, welche Ziele verfolgt es?
Im Koordinierungsrat sitzen Vertreter der HU, der außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Wista. Außerdem haben wir die Hochschule für Technik und Wirtschaft zur Mitwirkung eingeladen, da sich aus ihrer räumlichen Nähe in Oberschöneweide sicher noch Potentiale für eine Zusammenarbeit gibt. Der Koordinierungsrat soll gemeinsame Themen und Ziele der Standortpartner stärker herausarbeiten und sie in konkrete Maßnahmen übersetzen.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Kooperationen auf dem Campus, beispielsweise S-Professuren, die Exzellenzgraduiertenschule SALSA oder das IRIS Adlershof, was ist verbesserungswürdig?
Kooperationen entstehen immer da, wo Gemeinsamkeiten existieren. Diese muss man aber erstmal erkennen. Um das Kennenlernen zu unterstützen, veranstalten wir seit dem vergangenen Jahr gemeinsam mit der Igafa das interdisziplinär ausgerichtete „Adlershofer Forschungsforum“. Als Standortkonferenz konzipiert, stellen Forscher hier ihre Arbeiten zu ausgewählten Themen einmal außerhalb ihrer Community vor und kommen so mit Forschern anderer Disziplinen, Institute oder Unternehmen in Kontakt. In diesem Zusammenhang möchte ich übrigens auch die erstmalige zentrale Semestereröffnungsveranstaltung in Adlershof in diesem Jahr nennen. Wir möchten Studierende von Anbeginn ihres Studiums mit den Möglichkeiten und Chancen, der Identität des Campus Adlershof bekannt machen.
Das Institut für Psychologie gehört seit April 2014 zur Lebenswissenschaftlichen Fakultät. Gibt es Neuigkeiten bezüglich eines Umzuges nach Mitte?
Wir verfolgen zurzeit mehrere Optionen. Noch ist beispielsweise nicht entschieden, ob die Berliner Finanzverwaltung die frei werdenden Bafög-Mittel für ein Bauprogramm für die Berliner Hochschulen nutzen wird. Wenn ja: bei uns steht der Ankauf eines Gebäudes in Mitte an erster Stelle der Prioritätenliste. Dies wäre die schnellste Lösung und würde Entlastung bei der akuten Raumnot der anderen Adlershofer Institute schaffen.
Kontakt:
Ljiljana Nikolic
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