Räumliche Rochaden für rigorose Rationalität
Umfangreiche Bautätigkeit bei Humboldts SALSA, IRIS, MOPS und anderen
Die Humboldt-Zeitung berichtet in ihrem aktuellen Special zum Campus Adlershof über den Stand der Entwicklung
Von der Stange ist hier rein gar nichts: weder das Gebäude noch weniger die Forschung, die darin betrieben wird. Es geht um den Forschungsbau IRIS Adlershof, der an der Straße Zum großen Windkanal bis 2018 auf dem Campus Adlershof entstehen wird. Dieses Bauvorhaben wird nicht aus dem Budget der Universität bestritten, sondern aus Mitteln, die die Wissenschaftler von IRIS Adlershof erfolgreich bei der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern eingeworben haben.
Die Architekten Nickl & Partner und das Planungsbüro IDK Kleinjohann haben den Zuschlag erhalten. Sie mussten sich intensiv mit dem Thema Heterogenität auseinandersetzen. Zum einen galt es, zwei bereits vorhandene ehemalige Kasernen in die Baupläne zu integrieren, zum anderen, unterschiedliche Forschungsdisziplinen architektonisch unter einen Hut zu bringen. Das Konzept sieht nun eine Komposition vor, in der ein Neubau die zwei ehemaligen Kasernen verbindet.
Im IRIS Adlershof, genauer gesagt im IRISForschungsfeld Hybridsysteme für Elektronik, Optoelektronik und Photonik, werden neuartige, in der Natur nicht vorhandene Hybridmaterialien aus unterschiedlichen „Bausteinen“ entwickelt. Ziel ist es, bessere und neuartige Funktionseigenschaften, die mit keiner der individuellen Komponenten allein erreichbar wären, zu erhalten. „Dies kann nur dann erfolgreich sein, wenn Chemiker und Physiker, Experimentatoren und Theoretiker unter einem Dach Hand in Hand arbeiten“, erläutert IRIS-Geschäftsführer Nikolai Puhlmann. Dabei geht es darum, durch räumliche Nähe und kurze Wege die Kommunikation zwischen den Beteiligten zu intensivieren und bisher weitgehend getrennte Welten in ein gemeinsames Forschungsvorhaben zu integrieren. Die physikalischen wie chemischen Verfahren zur Herstellung und Untersuchung werden deshalb an einem Ort unter einheitlichen Bedingungen zur Verfügung stehen. „Zehn Nasslabore und 20 verschiedene Physiklabore werden auf rund 2.500 Quadratmetern ihren Platz im Neubau finden“, sagt Omar Al-Khatib, IRIS-Mitarbeiter und zuständig für die Koordination zwischen Wissenschaftlern und Bauherren.
Das „Herzstück“ ist dabei ein Verbundlabor im Erdgeschoss, welches verschiedene Untersuchungs- und Manipulationsmethoden vereint. Der Keller wird sich hinter dem Gebäude versetzt befinden und damit hochempfindlichen Instrumenten, wie beispielsweise Elektronen- und Rasterkraftmikroskop, eine erschütterungsarme Umgebung bieten. Wichtig sind auch die Begegnungsräume. „Überall im Gebäudekomplex finden sich Commonrooms, wo die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Ideen und Ergebnisse diskutieren können. Für wissenschaftliche Veranstaltungen ist ein großer Vortragsraum im Foyer des Neubaus geplant.“
Über 43 Millionen Euro stehen für den IRIS Forschungsbau zur Verfügung. Aus diesen Mittel werden auch neue Großgeräte angeschafft sowie neue Büros in den Altbauten saniert. 2015 soll es mit den bauvorbereitenden Maßnahmen losgehen. Bis 2018 muss alles fertig sein – ansonsten verfallen die Mittel.
Mit Umzugsfragen müssen sich dieser Tage auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der School of Analytical Sciences Adlershof (SALSA) befassen, der Exzellenz-Graduiertenschule, die zurzeit ihren Sitz in Kaserne 1 des IRIS Forschungsbaus hat. Die SALSA-Leute schauen gespannt auf die Albert-Einstein- Straße und das ehemalige ISAS-Gebäude. In dessen Hof ist bereits im Oktober 2014 ein Laborgebäude im warmen Orangeton in Modulbauweise errichtet worden.
„Hier wird Anfang des neuen Jahres zunächst unser Photonics Application Lab einziehen, dazu gehört auch ein Femtosekundenlaser- Aufbau, den wir über die Deutsche Forschungsgemeinschaft erhalten haben“, berichtet Katharina Schultens, Geschäftsführerin von SALSA. Nun müssen die Räumlichkeiten im 1. Obergeschoss des Altbaus in der Albert-Einstein-Straße hergerichtet werden – „unter Zeitdruck, da die Bauarbeiten für den Forschungsbau den laufenden Betrieb der Graduiertenschule ab Ende 2015 beeinträchtigen“.
In der Albert-Einstein- Straße findet dann auch die neue Professur für Nanoanalytik ihren Platz. „Uns stehen dort voraussichtlich etwa 20 Räume für die Geschäftsstelle, die neue Professur und unsere derzeit 50 Fellows zur Verfügung, was uns aber nach wie vor fehlt, sind ausreichend große Veranstaltungsräume“, sagt die Geschäftsführerin. Platz dafür gäbe es sogar im Souterrain, allerdings kann dieses wegen baulicher Mängel, zu deren Behebung derzeit die Mittel fehlen, vorerst nicht genutzt werden.
Im Erdgeschoss des Gebäudes werden umfangreiche Räume für das Institut für Psychologie hergerichtet, sowie zur Gemeinschaftsnutzung ein PC-Pool und ein Übungsraum. Die Psychologen sind Gäste auf Zeit, sie sollen zu ihren Fakultätspartnern nach Mitte ziehen – sobald Räumlichkeiten gefunden sind.
Eine andere Baumaßnahme wird Studierende besonders freuen. Die Technische Abteilung plant für 2015 auch Bauarbeiten im Motorenprüfstand. Hier ist bereits das studentisch bewirtschaftete Café „MoPs“ in Betrieb. Nun soll die Halle des Baudenkmals hergerichtet werden, Beheizung, Medienanschlüsse, Beleuchtung und Brandschutzmaßnahmen werden dafür sorgen, dass die Studierenden feiern, ausstellen oder auch andere Projekte in einem großen Raum realisieren können.
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