Neue Energie, neue Synapsen
Am Campus Adlershof eröffnet mit dem „ST3AM“ eine innovative Arbeitswelt
Wohlhabende Orte bieten Talente, Technologie – also Forschung, Entwicklung und Wissenschaft; Toleranz – also Gemeinschaften, die sich durch Weltoffenheit und Vielfalt auszeichnen und verfügbares Land für die Entwicklung; ergänzt durch andere ökologische und kulturelle Einrichtungen. Diese vier Vorteile beeinflussen zusammen die Attraktivität und verbessern die Qualität des Ortes – ein Faktor, der stark mit der Gewinnung und Bindung von Talenten verbunden ist, sagt der US-amerikanische Ökonom Richard Florida, Begründer der Wirtschaftstheorie der kreativen Klasse.
„Inspirierende Arbeitsumfelder lassen ungewöhnliche Ideen gedeihen. Damit lassen sich Sinnstiftendes schaffen und herausragende Ergebnisse erzielen“, sagt auch Romy Sanne von der WISTA Management GmbH. „Besonders um die drängenden Fragen rund um Klimakrise, Nachhaltigkeit und Ressourcenmangel zu beantworten. Das sind jene Fragen, die auch junge Talente umtreiben. Eine wichtige Zielgruppe für die neuen Adlershofer Arbeitswelten. Das ST3AM mit seinen 2.200 Quadratmetern Platz und seinen fünf Arbeitswelten soll viel mehr sein als das, was bekannte Modelle für klassische, kollaborative Arbeit abbilden können.
Flexibilität ist das zentrale Schlagwort, weiß auch Marina Salmon von der WISTA und gemeinsam mit Sanne Koordinatorin für das ST3AM, „wenn es um die Zukunft der Arbeit geht“. Flexibilität steigert nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sondern auch ihre Produktivität. Technologie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hier kommt Graham Thorn ins Spiel. Er verstärkt das ST3AM-Team besonders mit seiner Expertise im 3D-Druck. Thorn, der den Makerspace leitet, hat bereits für Design-Unternehmen Modelle gedruckt und Prototypen gefertigt. „Mit 3D-Druckern lassen sich heute unglaubliche Sachen machen, Metall, Kunststoff oder gar Lehm bearbeiten“, weiß er. „Solving Problems“, beschreibt der gebürtige Brite seine vornehmliche Aufgabe und, „die beste 3D-Technik für die ‚Goals‘ – die Ziele der Mietenden – zu finden“. Er freut sich auf die neue Aufgabe und sagt: So etwas wie Adlershof und so einen besonderen Ort wie ST3AM kenne er aus England nicht.
Die traditionelle Vorstellung von Produktivität, die sich auf Anwesenheit und Arbeitsstunden konzentriert, wird im ST3AM durch ergebnisorientierte Modelle ersetzt. Es zählt, was erreicht wird, nicht wie lange jemand im Büro sitzt. Digitale Werkzeuge erleichtern die Zusammenarbeit und machen sie effizienter. Künstliche Intelligenz und Automatisierung übernehmen repetitive Aufgaben, sodass Mitarbeitende sich auf kreative und strategische Tätigkeiten konzentrieren können. „Auch das Wohlbefinden der Mietenden ist für uns im ST3AM zentral“, erläutert Salmon.
Flexible Arbeitszeiten, Entspannungsprogramme und die Möglichkeit, Arbeitspausen nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten, sind wichtige Faktoren. Unternehmen erkennen zunehmend den Wert von Vielfalt und setzen sich für eine inklusive Kultur ein. Dies umfasst nicht nur umweltfreundliche Büros, sondern auch faire Arbeitsbedingungen und ethische Geschäftspraktiken. „Wer hier arbeiten will, muss wissen, dass Toleranz, Offenheit und Rücksicht zentrale Werte und Mietvoraussetzungen für uns sind“, ergänzt Sanne.
„Der Schwerpunkt von Arbeit verlagert sich von Routinetätigkeiten zu Tätigkeiten, die eher den Charakter von Problemlösungen haben und ein kreatives Vorgehen erfordern“, sagt Salmon. „Außerdem entwickeln sich Austausch und Kommunikation zum vorrangigen Arbeitsmodus. Neue Energie formt neue Synapsen.“
Im Zeitalter von Meta Cities und digitaler Konnektivität, sagt auch Richard Florida, ist die Notwendigkeit, sich von Angesicht zu Angesicht zu treffen, noch verstärkt. Paradoxerweise ist unser Bedürfnis nach Vernetzung umso größer, je mehr die Technologie es uns ermöglicht, getrennt zu leben und zu arbeiten. Es darf argumentiert werden, dass sich die Kernfunktion solcher Orte von der Organisation von Firmen zur Organisation von Talenten verlagert.
Rico Bigelmann für Adlershof Journal