Smart unterwegs
Der Technologiepark steuert mit einem Mobilitätskonzept sein nachhaltiges Wachstum
Der Technologiecampus wächst beständig. Doch damit nehmen auch die Verkehrsprobleme zu. Die WISTA steuert mit einem smarten Mobilitätskonzept um, damit der Standort für Mitarbeitende, Anwohnende, Studierende und Umwelt nachhaltig wachsen kann.
Wenn es zur Rushhour besonders schlecht läuft, können Autofahrende schon mal eine Stunde im Stau auf der Rudower Chaussee stehen. So etwas macht einen Standort nicht gerade attraktiver. Daher arbeitet die WISTA Management GmbH mit Kooperationspartnern aus Politik, Forschung und Wirtschaft an einem innovativen Verkehrskonzept, dessen Maßnahmen bis 2030 umgesetzt werden sollen. Denn eines steht fest: Besser wird’s nicht. Weil es wirtschaftlich gut läuft.
„Trotz Corona ist der Standort auch im letzten Jahr um sechs Prozent gewachsen“, sagt Lukas Becker, der für die WISTA Mobilitätsprojekte verantwortet, „Für die Entwicklung und die damit verbundene Wirtschaftsleistung des Standortes ist eine flexible und effiziente Mobilität unabdingbar, damit das durchschnittliche Beschäftigtenwachstum der letzten Jahre von rund 6,5 Prozent gehalten werden kann.“ Mit einem Wort: Es wird enger. Zeit für smarte Lösungen. „Wir wollen Wachstum und Klimaschutz unter einen Hut bekommen“, gibt Becker die Richtung vor.
Gelingen soll das im Dreischritt aus konventionellen Lösungen, wie besserer ÖPNV-Anbindung, innovativen Ansätzen, wie intelligenter Verkehrssteuerung, und, wie es Becker nennt, „Soft Facts“. Weichen Maßnahmen, wie flexibler Arbeitszeit und mehr Homeoffice. „Die Mobilarbeit hat uns in dieser Hinsicht genutzt“, freut sich Becker.
Um zukunftsträchtige Lösungen zu entwickeln, bedarf es jedoch einer guten Datenbasis, anhand derer unter anderem detailliert Verkehrsströme, Spitzenzeiten, bevorzugte Verkehrsträger und Umweltdaten analysiert werden können, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Zwar kann für ein kontinuierliches Mobilitätsmonitoring am Standort ein Funknetz namens LoRa-WAN genutzt werden. Es gestaltet sich jedoch schwierig, die nötigen Sensoren, die Informationen zum Verkehrsgeschehen funken, mit Strom zu versorgen und für deren Anbringung im öffentlichen Raum eine Genehmigung zu erhalten. „Unterstützung von Bezirk und Land wäre an dieser Stelle wünschenswert, um eine solide Datenbasis für weitere Planungen zu bekommen“, sagt Becker. Diese Daten könnten zudem künftig bei einer smarten Routenplanung helfen, etwa indem Autofahrenden geraten wird, das Büro 20 Minuten später zu verlassen, um nicht im Stau zu landen – womit sie eine halbe Stunde früher zu Hause ankommen.
Besser wäre es natürlich, wenn der Autoverkehr abnähme. Dazu soll unter anderem das Umfeld für Radfahrende attraktiver werden, indem es Reparaturstationen oder, ganz neu, Fahrradgaragen gibt. In den sogenannten „Fietsen Trommeln“ stehen 15 Räder trocken und sicher. Zunächst werden drei mal fünf Garagen angeschafft. Die monatliche Miete für einen Stellplatz wird circa 20 Euro betragen.
Auch in die E-Mobilität investiert die WISTA, indem zunächst Tiefgaragenparklätze mit Ladesäulen ausgestattet werden, die dann für 85 Euro im Monat gemietet werden können, so dass Unternehmen und Institute eigene Stromer (oder die ihrer Mitarbeitenden) jederzeit aufladen können. Schon seit August stehen die ersten Plätze bereit. „Was schnell umzusetzen ist, wird gemacht“, merkt Becker an.
Konkreter sind die Pläne gediehen, Adlershof stärker in das Jelbi-Netz einzubinden. Jelbi ist eine Mobilitäts-App, über die öffentliche Verkehrsmittel und Sharing-Fahrzeuge, vom Roller bis zum Auto, mit einem Klick gebucht werden können. Basierend auf Echtzeit-Verkehrsinfos schlägt die App vor, wie man schnell, bequem und günstig ans gewünschte Ziel kommt. Demnächst mit von der Partie wird dann auch die neue Tram sein, die auf einer 2,7 Kilometer langen Neubaustrecke die Lücke im Straßenbahnnetz zwischen Schöneweide und dem nördlichen Teil des Technologieparks schließt. Außerdem werden kürzere Taktzeiten für die Busse diskutiert, was den ÖPNV rund um den Standort weiter stärken würde.
Man sieht: Die Adlershofer Mobilitätswende ist im vollen Gange. Hier gewonnene Erkenntnisse sollen nicht nur auf andere Areale der WISTA angewendet werden, sondern auch darüber hinaus für nationale und internationale Technologiestandorte ein Konzept zur flexiblen, effizienten und nachhaltigen Mobilität liefern.
Chris Löwer für Adlershof Journal