Praktikumsblick einer amerikanischen Studentin auf Adlershof
Im Gespräch mit Anastasiya Chevtchenko
Sie switcht mühelos zwischen Englisch, Russisch, Französisch und Deutsch. Arabisch lerne sie noch. Nicht minder bemerkenswert ist Anastasiya Chevtchenkos Fußballtalent. Sie spielt im Team der russischen Frauennationalmannschaft. Und was macht die amerikanische Studentin der Politikwissenschaft in Deutschland? Chevtchenko nutzte ihre Semesterferien für ein Praktikum vom 15. Juni bis 7. August im Technologiepark Adlershof. Eine Diplomatenlaufbahn, etwa in Deutschland – und das nicht nur wegen der Thüringer Rostbratwurst und Klöße, für die sie schwärmt – kann sie sich für ihre Zukunft vorstellen. Zu ihren Eindrücken und Erfahrungen haben wir sie für's Adlershof Journal befragt.
Adlershof Journal: Was studieren Sie?
Chevtchenko: Ich studiere Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen in Philadelphia, USA. Mein Nebenfach ist Französisch. Ich bin im 2. Studienjahr.
Warum sind Sie in Adlershof?
Ich habe mich bei einer Austauschgesellschaft für ein Praktikum in Deutschland beworben, weil ich etwas über die deutsche Unternehmenskultur erfahren will. Ich bekam zwei Angebote: eins an der Universität in Kassel und die Stelle bei der Betreibergesellschaft des Technologieparks Adlershof. Danach hab ich im Internet recherchiert und war neugierig, die Wissenschaftsstadt in Berlin kennenzulernen.
Was haben Sie empfunden, als Sie hier ankamen?
Ich bin begeistert. Die Atmosphäre und die Mischung zwischen Firmen, Studenten, Bewohnern gefallen mir und ich mag den Landschaftspark. Die Kollegen bei der WISTA-MANAGEMENT GMBH sind sehr offen und geben mir das Gefühl, hier willkommen zu sein. Und dann natürlich: Berlin ist eine tolle Stadt mit so viel Vielfalt, jede Ecke hat etwas anderes zu bieten.
Was ist hier anders als in einem Technologiepark in den USA?
Ich habe zwar noch keine direkte Parkerfahrung in den USA, will aber dennoch spontan antworten: In Amerika muss die Hülle immer perfekt und beeindruckend sein – zum Beispiel ein sehr grüner und tadellos geschnittener Rasen. Hier in Adlershof beobachte ich die direkte Art der Deutschen. Ich erlebe, dass die Kollegen in Meetings keine Angst haben, freundlich, aber bestimmt unterschiedliche Meinungen vorzutragen, sodass es zu einem wirklichen Ideenaustausch kommt.
Was vermissen Sie hier im Vergleich zu Ihrer Heimat am meisten?
Zu Hause habe ich den Luxus, sowohl die Berge als auch das Meer vor der Haustür zu haben.
Ihre Praktikumsaufgabe ist …
… eine kreative Antwort zu finden, was die maßgeblichen Entscheidungsfaktoren für eine Ansiedlung amerikanischer Unternehmen in Adlershof sind.
Sie sprechen sehr gut und akzentfrei Deutsch. Wann haben Sie das gelernt?
Mit zehn Jahren bekam ich Privatunterricht in Deutsch. Meine Eltern sind in die USA ausgewanderte Russen. Sie sprechen kein Deutsch. Doch besonders mein Vater förderte mich, meine Sprachkenntnisse auszubauen. Ich habe dann angefangen, deutsche Kassetten zu hören, deutsche Filme zu gucken, deutsche Bücher und Artikel zu lesen. Ich war auch schon zum Schüleraustausch und Fußballcamp in Deutschland.
Welche Eigenschaften sind Ihnen wichtig?
Leistungsbereitschaft und Arbeitsmoral. Bei uns gibt es dazu ein Sprichwort: Hard work beats talent, when talent doesn‘t work hard.
Wofür können Sie sich begeistern?
Für Sport. Ich habe mit acht Jahren angefangen Fußball zu spielen. Momentan spiele ich in der Collegemannschaft der Universität von Pennsylvania. Bei einem Jugendfreundschaftsspiel vor fünf Jahren in Schweden wurde ich vom Trainer der russischen Frauennationalmannschaft angeworben. Seitdem laufe ich für das russische Nationalteam auf. Während des Praktikums hier in Berlin habe ich mit den Frauen vom 1. FC Union trainiert. Außerdem mag ich Musik, bis auf Heavy Metal in jeglicher Form: Hip-Hop und Rap zum Party machen, klassische Musik zum Einschlafen und Entspannen, Countrymusik und Jazz zum Auto fahren.
Was können Sie überhaupt nicht?
Computersoftware schreiben und vom 10-Meter-Brett springen.
Worüber haben Sie sich kürzlich geärgert?
Ich verpasse seit ein paar Jahren immer am 4. Juli die Feiern zum Independence Day in Amerika, weil ich unterwegs bin. Das finde ich schade, aber das Reisen bereichert mich auch sehr.
Zur Arbeit kommen Sie mit …
… dem Fahrrad. Ich habe für die Zeit meines Praktikums in Berlin eine nette Gastfamilie in Biesdorf gefunden. Von dort brauche ich 35-40 Minuten bis nach Adlershof.
Wann haben Sie zuletzt etwas Neues ausprobiert?
In einem Fitnessstudio hier in Adlershof habe ich Bodystreet, ein elektrostimuliertes Muskeltraining, probiert. Wie das geht? Man zieht eine Weste an und arbeitet gegen den Strom. Ich fand es interessant und sehr effektiv.
Das Gespräch führte Sylvia Nitschke für Adlershof Journal