Die Netzwerkerin
Adelina-Elisa Olbrich organisiert in Adlershof wissenschaftlichen Austausch
Mehr Vernetzung müsste es geben. Einen Ort, „an dem sich unkonventionell über Forschung unterhalten werden kann“. Über die Grenzen der jeweils eigenen Arbeitswelt hinaus. Gerade in Adlershof, wo auf begrenztem Areal eine solche Vielfalt unterschiedlicher Talente, Kompetenzen und Disziplinen vereint ist. Der Gedanke, sagt Adelina Elisa Olbrich, „schwelte schon recht lange“, als im vorigen Dezember die Lösung Gestalt annahm.
Sie war damals fast drei Jahre hier und hatte Wurzeln geschlagen. Die Arbeit in der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), ihr Dissertationsprojekt, auch die sonntägliche Laufstrecke im Waldstück der Köllnischen Heide, das hatte alles an Reiz nichts eingebüßt. Aber auch noch Raum gelassen für ein neues Projekt in ihrem Leben: Im studentischen Begegnungszentrum „Motorenprüfstand“ (MoPS) an der Newtonstraße ging das „Science Café Adlershof“ an den Start.
Die Idee: An jedem zweiten Dienstag im Monat kommen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen. Jeweils zwei Anwesende referieren „niederschwellig“ über ihre Forschung oder ein fachspezifisches Thema, das ihnen am Herzen liegt, „danach wird diskutiert“. Sehr bewusst wählte die Initiatorin, die das Café bis auf weiteres „komplett allein“ betreut, einen informellen Ort und nicht etwa einen Hörsaal als Treffpunkt. Zwanglos soll es zugehen, das Café „ein sicherer Hafen für die jungen Leute“ sein, die sich ausprobieren wollen.
Sich selbst nennt Olbrich einen „großen Fan der Naturwissenschaften“. Als Schülerin im westfälischen Hamm hatte sie sich von einem „phantastischen“ Chemielehrer für dessen Fach begeistern lassen. Es folgten ein Bachelor- und Masterstudium in Münster mit Spezialisierung im Bereich der analytischen Chemie und Anfang 2020 der Wechsel nach Adlershof. Bis zum Sommer will sie die im BAM-Labor entstehende Dissertation fertigstellen.
Was sie interessiert, ist die Frage, wie einzelne Zellen mit unterschiedlichen Materialien in ihrer direkten Umgebung wechselwirken. Was etwa bei mikrobiell induzierter Korrosion abläuft, wenn Bakterien Stahl für ihren Stoffwechsel nutzen. Mit welchen Elementen interagieren sie dabei und nehmen sie auf? Hier möchte die Doktorandin „mehr Licht ins Dunkel bringen“.
Adlershof ist für Olbrich nicht nur Arbeits-, sondern auch Wohnort. Sie schätzt die Nähe des Wäldchens, den kurzen Weg ins Labor. Sie engagiert sich hier auch ehrenamtlich als Lebensmittelretterin, war zwei Jahre lang Foodsharing-Botschafterin für den Bezirk Treptow-Köpenick. Die Organisation „foodsharing“ bewahrt Nahrungsmittel nahe dem Verfallsdatum vor der Mülltonne. Sie spielt Volleyball, ist aktive Triathletin, praktiziert Yoga, inhaliert das Berliner Kulturangebot: „Mich trifft man recht häufig in klassischen Konzerten, Theater, Oper.“
Jetzt also noch das Science Café: „Es läuft ziemlich gut.“ Im Schnitt um die fünfzehn Interessierte aus verschiedenen Fachbereichen treffen sich dazu im MoPS. Es fehlt auch nicht an Bereitschaft, sich mit Referaten zu beteiligen: „Die Leute haben sich gefreut, dass es so was gibt.“ Wie es nach dem Abschluss der Promotion für sie weitergehen soll, hält Olbrich sich offen. Sicher sei: Solange sie in Berlin lebe, werde sie sich um das Science Café kümmern.
Dr. Winfried Dolderer für Adlershof Journal