Die bekannte und die neue Stimme Adlershofs
Im Gespräch mit Peter Strunk & Cindy Böhme, Unternehmenssprecher der WISTA Management GmbH
Name: Peter Strunk
Beruf: Historiker
Jahrgang: 1955
Wohnort: Berlin-Schöneweide
Bei ihm dreht sich fast alles um Geschichte(n). Peter Strunk ist bekannt als die Stimme des Technologieparks Adlershof. Seit über 20 Jahren sorgt er dafür, dass Deutschlands größter Hightechstandort in den Medien präsent ist. Nicht nur lokal, sondern überregional und international. Zweimal wurde der quirlige Kommunikationschef der WISTA Management GmbH als „Forschungssprecher des Jahres“ ausgezeichnet. Nach Studium und Promotion in Geschichte an der Freien Universität Berlin entschied sich der in Frankfurt (Main) Geborene für die PR, arbeitete zunächst für den Elektrokonzern AEG und die IHK Cottbus, bevor er 1999 zur WISTA kam. Sein Erfolgsgeheimnis: Storytelling. Nun hat der 65-Jährige die Unternehmenssprecherrolle an seine Nachfolgerin Cindy Böhme abgegeben. An Ruhestand denkt Peter Strunk aber noch nicht. Als Berater, Autor, Moderator stehen schon jede Menge neue Projekte auf seiner To-do-Liste.
Adlershof Journal: Was war 1999 Ihr erster Eindruck von Adlershof?
Peter Strunk: Bei meinem Vorstellungsgespräch beeindruckte ich den Personalberater mit einer drastischen Schilderung: große Ankündigungen, große Bilder, große Baustelle, viele Zuständigkeiten, alles sehr komplex, unendlich kompliziert. Mein Eindruck täuschte mich nicht. Ich war in den falschen Film geraten! Aber dieser Film hat eine sehr spannende Handlung.
Wie gelang Ihnen der Mediendurchbruch?
Als ich anfing, am Drehbuch mitzuschreiben. Das war 2003. Alles, was ich bisher über Pressearbeit gelernt hatte, funktionierte hier nicht. Wir mussten alles anders machen: keine Pressemitteilungen, stattdessen Redaktionsbesuche. Ich wollte wissen, was die Journalisten interessiert und welche Themen wir ihnen anbieten konnten. So entstand ein neues Kommunikationskonzept. Schönstes Ergebnis: Nach drei Jahren waren wir mit einer großen Reportage im „Spiegel“.
Der Technologiepark Adlershof ist jetzt 30 Jahre alt. Wie sehen Sie die Medienarbeit von Adlershof heute?
Auch wenn ich als Sprecher oft Vorturner bin: Gute Öffentlichkeitsarbeit funktioniert nur mit einem guten Team. Adlershof ist keine Angelegenheit, die man nach Schema F bearbeiten kann. Ich habe diesen Ort in seiner Vielseitigkeit, aber auch in seiner Widersprüchlichkeit lieben gelernt. Hier in Adlershof bauen wir eine wissensbasierte Industrie neu auf. Das ist eine großartige Geschichte, die weitererzählt werden muss.
Ihr Tipp an Ihre Nachfolgerin?
Die WISTA ist nicht mehr nur in Adlershof unterwegs. Es kommen neue Themen hinzu. Die Medienlandschaft ist im Umbruch, neue Kommunikationskanäle gilt es zu nutzen. Das ist eine günstige Gelegenheit, neue Akzente zu setzen, eine eigene Sprache, den eigenen Stil zu finden. Was noch? Interesse zeigen und versuchen, auch mal größere Themen zu (be)setzen.
Welches Vorurteil haben Sie als Geisteswissenschaftler gegenüber Naturwissenschaftler/-innen abgebaut?
Als Historiker habe ich mich immer schon mit Technik und Naturwissenschaften befasst. Ich denke nicht in Schubladen. Vielmehr möchte ich wissen, was uns Menschen im Innersten antreibt. Da habe ich in Adlershof viel gelernt. Viele der großen Herausforderungen, derer wir uns annehmen müssen, lassen sich nur interdisziplinär lösen.
Was wollten Sie als Kind werden?
Schon mit acht Jahren wollte ich Geschichte studieren. Ich erinnere mich an einen Schulausflug an den Limes. Der Grenzwall der Römer faszinierte mich. Wenn mein Vater „vom Krieg“ erzählte, wollte ich genau wissen, was passiert war. Wenn ich meine Großeltern in der DDR besuchte, fragte ich mich, warum mitten durch Deutschland eine Grenze verläuft.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Ich bin ein Fan der großen und der kleinen Eisenbahn. In meinem Arbeitszimmer fährt eine H0-Modellbahn mit funktionstüchtiger Oberleitung, an der es immer etwas zu basteln gibt. Ich verreise gern mit dem Zug. 2019 sind meine Frau und ich mit dem „Canadian“ (transkontinentaler Reisezug/Anm. d. R.) von Toronto nach Vancouver gefahren. Das war unglaublich schön. Ich bin auch begeisterter Radfahrer. Meine weiteste Radtour mit Freunden ging bis an die russische Grenze, nach Frauenburg in Polen. Ich möchte gern von München nach Verona radeln. Dafür muss ich allerdings noch mächtig trainieren. Bewegung an der frischen Luft bekomme ich auch beim Gemüseanbau auf unserem Brandenburger Ackerbeet.
Ein weiteres Steckenpferd von Ihnen sind Bücher.
Ja, in meiner Heimbibliothek stehen an die 2.000 Bände, darunter alle wichtigen Publikationen zur deutschen Nachkriegsgeschichte. Ich lese nicht nur, sondern ich schreibe auch. Ich habe nicht nur ein Buch zur Geschichte der AEG, sondern auch zahlreiche Aufsätze veröffentlicht. Zwei Buchprojekte habe ich im Kopf: Eines befasst sich mit der Geschichte der Autobahnen und eines mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Technologieparks Adlershof. Da bin ich ja Zeitzeuge.
Was ist Ihr Wunsch?
Berlin war mal größte deutsche Industriestadt. Was hat Berlin groß gemacht? Nicht die Kohle unter der Erde, sondern exzellente Universitäten, eine gut ausgebaute Infrastruktur und vor allem der Zuzug junger Talente. So konnte die „Elektropolis“ entstehen. Warum versuchen wir nicht eine „Elektropolis 2.0“? Mit einer neuen, sauberen Industrie, die mit der Wissenschaft zusammenarbeitet. Adlershof ist dafür der Prototyp: pulsierend und weit in die Zukunft reichend. Ich bin überzeugt, dass das gelingen kann.
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Name: Cindy Böhme
Beruf: Germanistin/Kommunikationsmanagerin
Jahrgang: 1990
Wohnort: Berlin-Köpenick
Sie ist die neue Unternehmenssprecherin der WISTA Management GmbH. Mit frischem Blick von außen schreibt die gebürtige Mecklenburgerin Cindy Böhme die Erfolgsgeschichte des Technologieparks Adlershof medial fort. Doch das ist noch nicht alles. Stärker kommunikativ begleiten wird sie WISTA-Projekte wie die Gründungszentren CHIC und FUBIC, den CleanTech Business Park Marzahn und die neuen Berliner Gewerbehöfe 2.0. Die 30-Jährige hat Germanistik und Kommunikationsmanagement studiert sowie Berufserfahrungen bei der Deutschen Telekom und der globalen PR-Agentur Edelman gesammelt. Bereits in ihrer Studienzeit bewies die begeisterte Cineastin eine spitze Feder als Filmkritikerin. Als Ausgleich zum kommunikativen Job hat sie inzwischen das Gärtnern für sich entdeckt. Wachstum, egal ob bei beruflichen Aufgaben oder beim Gemüseanbau, treibt Cindy Böhme an.
Adlershof Journal: Mitten in der Pandemie im November 2020 haben Sie bei der WISTA angefangen. Ihr erster Eindruck von Adlershof?
Cindy Böhme: Tatsächlich kenne ich die Wissenschaftsstadt schon aus der Einwohnerperspektive von der anderen Seite des Adlergestells. Eineinhalb Jahre hatte ich dort gewohnt. Da fand ich es im Technologiepark recht ruhig. Seitdem ich selbst hier arbeite, sehe ich eifrigen Betrieb. Und das sogar, obwohl die Studierenden wegen der Online-Vorlesungen fehlen und viele Beschäftigte im Homeoffice sind. Ich habe direkt das Gefühl gehabt, dass alle miteinander in Kontakt stehen, sich kennen. Der Hochtechnologiestandort Adlershof ist nicht nur Arbeitsort, sondern wird mehr und mehr zum Lebensmittelpunkt.
Sie treten in große Fußstapfen eines erfahrenen Medienprofis. Ist Ihnen bange davor?
Nein, der Übergang ist fließend. Ich hatte eine intensive Einarbeitungszeit, konnte sowohl die diesjährige Adlershofer Jahrespressekonferenz gemeinsam mit Peter Strunk bestreiten als auch die aktuelle PR in der Coronazeit mitgestalten. Ich habe großen Respekt vor seiner Arbeit. Seine Erfahrung lässt ihn entspannter an Themen herangehen. Aber der schnelle Wandel in der Medienlandschaft und im Informations- und Medienverhalten zwingen uns, auch immer wieder zu schauen, welche weiteren Kanäle neben Artikeln in prestigeträchtigen Zeitungen für eine effektive und effiziente Kommunikation bedeutsam sind.
Welche neuen Akzente wollen Sie bei der Medienarbeit setzen?
Adlershof ist kommunikativ gut aufgestellt. Es läuft unheimlich viel und das ziemlich gut. Potenzial sehe ich bei den digitalen Kanälen in puncto Bewegtbild. Wichtig ist mir daneben, über Adlershof hinaus zu kommunizieren. Stärker die neueren WISTA-Projekte von Dahlem bis Marzahn zu bespielen, deren verbindende Elemente zu finden und rauszustellen, steht auf meiner Agenda.
Was nehmen Sie von Ihrem Vorgänger mit?
Besonders wertvoll sind die vielen Kontakte, die Peter Strunk in den letzten 20 Jahren aufgebaut hat. Mich darüber zu vernetzen, erleichtert vieles. Als Kommunikatorin geht es nicht als Einzelkämpferin, man braucht Mitstreitende. Die Erfahrungen meines Vorgängers helfen mir auch, manche Fallstricke rechtzeitig zu erkennen und mich nicht darin zu verheddern.
Was wollten Sie als Kind werden?
Ich habe mich orientiert an den Berufsbildern, die ich aus meinem Umfeld – von meinen Eltern und Verwandten – kannte: Physiotherapeutin oder Kellnerin.
Wann haben Sie zuletzt etwas Neues gemacht und was war das?
Ich habe letztes Jahr angefangen zu gärtnern. Auf dem Balkon. Erst waren es nur ein paar Töpfe mit Tomaten, Snackgurken, Kräutern und Blumen. Das hat mir so großen Spaß gemacht, dass ich inzwischen Mitglied in einem interkulturellen Gartenprojekt in Köpenick geworden bin. Mein Freund und ich teilen uns ein 40 Quadratmeter großes Beet mit einer Rentnerin. So habe ich einen Ausgleich zur Arbeit mit dem schönen Nebeneffekt, frisches Gemüse zu bekommen.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Ich bin leidenschaftliche Kinogängerin, habe als Studentin Filmkritiken geschrieben und als Schülerin im Kino gearbeitet. Zu meinen Lieblingsfilmen gehören „Toni Erdmann“, „Moonrise Kingdom“, „La La Land“, „Finding Vivian Maier“ und „Lady Bird“. Mein Kinotipp: das Adlershofer Kino „Casablanca“. Als Germanistin habe ich eine Affinität zu neuer deutscher Literatur. Außerdem verbringe ich gern Zeit am Wasser, mag es, alte Möbel aufzuarbeiten und über Flohmärkte zu streifen, im Café zu sitzen und das Treiben um mich herum zu beobachten.
Was steht alles auf Ihrer Wunschliste?
Ich habe viele Urlaubsreiseziele angesammelt – angefangen von New York über Südengland bis Gotland. Ein Wochenendhäuschen in Wassernähe wäre auch großartig. Ansonsten hätte ich gern wieder einen Hund. Als Kind hatte ich einen Dackel.
Das Interview führte Sylvia Nitschke für Adlershof Journal