Detlef Senger im Gespräch
Industriemechanikausbilder auf Sponsorensuche
Er ist Leiter der Ausbildungswerkstatt Industriemechaniker an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Seit zwölf Jahren. 48 Auszubildende hat er gemeinsam mit einem Kollegen seitdem hier betreut. Dass er einen guten Job macht, insbesondere auch für Adlershof, beweist die Tatsache, dass mindestens einer seiner vier Schützlinge jedes Ausbildungsjahrgangs von einem hier ansässigen Unternehmen übernommen wird. Damit das so bleibt, sucht er Sponsoren für eine neue Werkzeugmaschine.
Adlershof Journal: Was war Ihr ungewöhnlichster Azubi?
Detlef Senger: Ich erinnere mich an einen jungen Mann, der bereits im Bewerbungsgespräch mit erstaunlichen fachbezogenen Detailkenntnissen aufwartete. Kein Wunder, quasi groß geworden ist er auf einem alten umgebauten Dampfschiff mit Dieselmotor. Seine Familie verbrachte die Sommersaison auf diesem Hausboot, an dem es viel zu werkeln gab.
Gibt es auch Azubinen in der Lehrwerkstatt?
Ja, auch wenn wir momentan keine Frau im Team haben. Trotz „Tag der offenen Tür“ und anderer Veranstaltungen zur Nachwuchsgewinnung – der Anteil der weiblichen Bewerberinnen geht zurück. Ich beobachte, dass ein Befremden gegenüber klassisch technischen Berufen stark ausgeprägt ist. Erfahrungen in der Familie sind wichtig, um diese Einstiegshürde zu nehmen.
Was steht im Maschinenpark der Lehrwerkstatt?
Wir haben insgesamt zehn konventionelle Werkzeugmaschinen für die Bereiche Drehen, Fräsen, Bohren. Doch Erneuerungen stehen an, denn moderne Werkzeugmaschinen arbeiten inzwischen IT-gestützt. Was uns fehlt, ist eine eigene CNC-Fräsmaschine. Die kostet ca. 90.000 Euro. Wenn wir Sponsoren für eine Teilfinanzierung finden, hätte ich noch bessere Argumente für die Bewilligung der Mittel im Unihaushalt.
Was produzieren Sie?
In erster Linie bearbeiten wir Aufträge von den Instituten oder Abteilungen der HU ohne ausreichende Werkstattkapazitäten. Für den humanoiden Roboter Myon, der jetzt für eine Hauptrolle an der Komischen Oper lernt, haben wir etwa ein paar Teile für das Endoskelett gebaut. Externe Auftraggeber haben wir auch. Zuletzt haben wir bei einem Forschungsprojekt zum Messen der Lebensdauer von Milchmelkgummis mitgewirkt.
In Ihrer Vitrine stehen Exponate Ihrer Schützlinge? Was ist Ihr Lieblingsstück?
Das ist ein Stirling-Motor. Der läuft rein wärmemechanisch. Wir sind keine Teilefertiger. Alle Produkte, die wir herstellen, müssen auch funktionieren.
Was hält Sie jung?
Durch den Kontakt mit den jungen Menschen bleibt man nicht so beschränkt, lernt neue Dinge und Sichtweisen kennen. Wir tauschen manchmal Musik aus oder ich folge einer Buchempfehlung. Ansonsten trenne ich klar zwischen beruflich und privat, beschränke mich auf die fachliche Seite der Ausbildung. Schnittstellen gibt es durch gemeinsame Hobbys.
Welche Eigenschaften sind Ihnen wichtig?
Zuverlässigkeit, Ordnung, Motivation, Zielstrebigkeit. Kurz zusammengefasst: Er oder sie „muss wollen“.
Wofür können Sie sich begeistern?
Für Architektur: Große Bauwerke oder Stadtteile großer Baumeister mit einer exakten, klaren Funktion und Sprache wie etwa das Bauhaus Dessau faszinieren mich.
Was ist Ihr Lieblingsort in Adlershof?
Ich finde den Campus interessant, bedauere aber die zunehmend dichtere Bebauung. Der Landschaftspark Johannisthal/Adlershof ist wegen der schönen freien Sicht mein Favorit.
Zur Arbeit kommen Sie mit …
… dem Fahrrad.
Was können Sie überhaupt nicht?
Das klingt ein bisschen komisch in Verbindung mit meinem Namen: Ein Senger, der nicht singen kann. Ich bin in der Lage, jeden Chor durcheinanderzubringen.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Ich bin gerne im Freien und liebe es, mit dem Rennrad unterwegs zu sein. Mit meinem Nachbarn fahre ich sonntags um die 80 km; mit Sportsfreunden mache ich Urlaubsradtouren. Manchmal nehme ich an Wettkämpfen wie dem Velothon teil. Mein unvergessenes Radhighlight bleibt aber eine Fahrt auf dem Lausitzring. Lesen gehört auch zu meinen Hobbys. Am liebsten schmökere ich Romane, die sich mit geschichtlichen Ereignissen befassen, oder Biografien. Zuletzt habe ich die Biografie von Steve Jobs gelesen und war beeindruckt von dem hohen Qualitätsanspruch, den der Apple-Gründer hatte.
Das Gespräch führte Sylvia Nitschke für Adlershof Journal