Der Zeichensetzer: Heinz Kieburg diktiert Lichtstrahlen den Weg
Ein Bündel Lichtstrahlen ist seine Droge. 1998, mit Ende 50, wagt der Laserexperte Heinz Kieburg den zweiten Sprung in die Selbstständigkeit. Erfolgreich, auch die Schatten der Finanzkrise scheinen überwunden zu sein. Ans Aufhören denkt der heute 69-Jährige noch lange nicht.
Sein Alter sieht man dem Berliner Heinz Kieburg nicht an. Jung geblieben ist er vor allem auch im Geist: Ein Unternehmer mit Mut und Biss sowie ein leidenschaftlicher Wissenschaftler, dessen Geschichte untrennbar mit dem Laser verbunden ist. Seine erste und wohl auch prägende Begegnung mit dem Apparat, der eine der populärsten Anwendungen aus der Quantenphysik ist, hatte er bereits während eines Studentenpraktikums im Forschungszentrum von Zeiss Jena. Dort bekam er Anfang der 1970er-Jahre auch einen Job und entwickelte Prototypen industriell tauglicher Festkörperlaser, die er später in Teltow für die elektronische Bauelementeindustrie zur Serienreife brachte.
Erfolgreich im 2. Anlauf
1989 kam Kieburg nach Adlershof, um ein Laserbearbeitungszentrum für die Akademie der Wissenschaften aufzubauen. Nur ein Jahr später durchkreuzte die Wende diese Pläne, woraufhin Kieburg voller Enthusiasmus, aber ohne betriebswirtschaftliches Know-how eine Laserfirma gründete. Ein Kapitel, das der Physiker am liebsten ausblenden möchte, da er die Geschäftstätigkeit hoch verschuldet beenden musste. Doch Adlershof blieb er treu: Nach Anstellungen bei zwei Unternehmen des Technologieparks setzte er 1998 alles noch mal auf eine Karte: Mit geborgtem Stammkapital gründete er die Laser-Mikrotechnologie Dr. Kieburg GmbH.
Handyschale der Queen beschriftet
Seitdem hat er sich unter anderem mit Laserbeschriftungen einen Namen gemacht. Die Widmung in der Handyschale der englischen Königin – ein Werbegeschenk, das ein Telekommunikationsunternehmen vor drei Jahren beauftragte – stammt von ihm. Neben Werbemitteln werden in seinem Unternehmen vor allem Industrieerzeugnisse wie beispielsweise medizinische Instrumente oder Autoteile sowie auch Forschungskristalle mithilfe spezialisierter Laseranlagen im Mikrometerbereich beschriftet.
Kieburgs wohl ungewöhnlichste Arbeiten stehen in der Murellenschlucht in Berlin. Gleich neben der Waldbühne gibt es ein Denkmal für Wehrmachtsdeserteure auf dem Polizei-Übungsgelände – eine Installation aus 104 Verkehrsspiegeln, von denen 16 mit Zeitzeugenaussagen oder anderen Texten, die den historischen Bezug zu den Ereignissen herstellen, beschriftet sind.
Nicht nur Laserschneiden, Laserschweißen und Laserbohren gehören in Kieburgs Firmenportfolio: Nie aufgegeben hat er auch die Entwicklung eigener Laser-Mikrobearbeitungsanlagen. Dafür tüftelt er nach Dienstschluss auch noch so manchen Abend am heimischen PC weiter. Für Hobbys bleibt so nicht wirklich Zeit. Dennoch, frischen Wind lässt sich der passionierte Segler gern am Tegeler See um die Nase wehen.
Sylvia Nitschke