Der Süßwassermann
Thomas Pfeiffer entwickelt in Adlershof ein kostengünstiges Entsalzungs- und Bewässerungssystem
Es war ein Zufallstreffer beim Stöbern im Mailfach. „Das wäre doch mal ’ne Idee, wir machen das“, meinte Thomas Pfeiffer zu seinem Geschäftspartner. „Mal gucken, was da rauskommt.“ Im September letztes Jahr war die Ausschreibung aus Adlershof auf seinem Bildschirm aufgepoppt, einen Monat später stand es fest: Pfeiffers junge Firma „Init“ – für „Intelligent Nano Irrigation Technologies“ – zählte zu den fünf Gewinnern im Wettbewerb um einen Platz in der ersten Adlershofer Gründerwerkstatt.
Im neuen Coworking Space „Im.Puls“ in der Rudower Chaussee 17 tüfteln seit November drei junge Mitarbeiter an der sparsamen und kostengünstigen Bewässerungslösung für küstennahe Trockenzonen. Ein Chilene, zwei Inderinnen, dazu kommen die zwei deutschen Gründer – ein „multikulturelles, multilinguistisches, multikontinentales Team“ nennt sie Pfeiffer, dessen Geschäftsidee sich auf zwei Befunde stützt: Weltweit nimmt in wasserarmen Landstrichen der Salzgehalt des Grundwassers zu. Und es gibt Risiken und Nebenwirkungen herkömmlicher Bewässerungsmethoden.
Wird das Erdreich geflutet, laugt es aus und wächst die Gefahr der Versalzung. Wird es berieselt, bekommen manche Pflanzen zu wenig ab. Abhilfe schaffen wollen Pfeiffer und sein Partner Volker Korrmann mit einer Acht-Liter-Plastikflasche, die von einheimischen Herstellern produziert und zunächst mit Trinkwasser auf den Markt gebracht werden soll. Ist der Inhalt verbraucht, können Bauern sie mit versalzenem Wasser füllen. In der Hitze auf den Feldern soll die Flüssigkeit verdunsten, an der Innenseite der Flasche kondensieren, von dort durch ein Netz haarfeiner Leitungen unter der Ackerkrume in den Boden dringen und ihn gleichmäßig feucht halten. „Das ist der sparsamste Ansatz, den Wasserbedarf zu reduzieren und die Pflanzen optimal zu unterstützen“, sagt Pfeiffer.
Der heute 52-jährige gebürtige Darmstädter hat in seinem Leben Wasser- und andere Nöte in vielen Teilen der Welt kennengelernt. Bereits während des Maschinenbaustudiums Ende der Achtziger in seiner Heimatstadt war er als Freiwilliger für das Technische Hilfswerk (THW) unterwegs. Aufbauhilfe blieb sein Lebensthema, unter anderem als Chef von 70 THW-Mitarbeitern, die nach 1999 im Kosovo hunderte Häuser errichteten, als Ostasienreferent einer EU-Behörde für Entwicklungspolitik in Brüssel, als Delegationsleiter des Roten Kreuzes im Sudan.
In Berlin ließ sich Pfeiffer mit Familie 2011 nieder als freiberuflicher Gutachter mit Schwerpunkt erneuerbare Energien und Hochschuldozent für Wasserkraft: „Was mich besonders begeistert, ist, wie man Wissen unter die Leute bringt beziehungsweise wie Technologie aufgenommen wird.“ Mit dem Bewässerungs- und Entsalzungsprojekt befasst er sich seit Anfang 2017. In diesem Jahr soll die Idee zur Marktreife gedeihen. In Tunesien haben sich Interessenten gefunden: „Die würden uns das aus der Hand reißen.“
Von Dr. Winfried Dolderer für Adlershof Journal
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