Auf dem Weg zu umweltgerechten Firmenflotten
Adlershofer Unternehmen gehen pragmatisch mit bestehenden Ladehemmungen um
Die Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen steigen. Auch in Adlershof halten Stromer Einzug in Firmenflotten. Das wirft die Frage auf, ob der Ausbau der Ladeinfrastruktur Schritt halten kann. Firmen, die elektrisch unterwegs sind, gehen pragmatisch mit bestehenden Ladehemmungen um.
Angefangen hat GreenPack als Anbieter von standardisierten Wechselakkus für Lastenräder, Velotaxis, Elektrorollerflotten oder Schneefräsen und Kehrmaschinen. Heute wachsen die Adlershofer über sich hinaus: Unter der Marke Swobbee bauen sie ein Netz von Akkuwechselstationen auf, an denen gewerbliche Kunden leere Mietakkus mit wenigen Handgriffen gegen volle eintauschen können. Gezahlt wird pauschal über den Akkumietpreis. Schon 16 Automaten gibt es in Berlin, weitere an Rhein und Ruhr, in Freiburg, Frankfurt, Stuttgart, Jena und aktuell holt das 30-köpfige Team laut Marketingleiter Tobias Breyer zum Sprung in den niederländischen Markt aus.
So schnell und praktisch kommen Nutzer von Elektroautos nicht zur vollen Batterie. Alle Versuche, im Automobilbereich Wechselsysteme zu etablieren, scheiterten bisher am Widerstand der Hersteller gegen standardisierte Hochvoltspeicher. Die Folge: Elektroautos tanken per Kabel an Ladesäulen, die dabei stundenlang für alle anderen Nutzer blockiert sind. Solange nur vereinzelt Stromer unterwegs waren, funktionierte das. Doch nun steigt der Absatz von reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden dank großzügiger staatlicher Kaufprämien. Das wirft auch in Adlershof die bange Frage auf, ob der Ausbau der Ladeinfrastruktur schritthält oder Ladehemmungen drohen.
GreenPack alias Swobbee hat zwei elektrisch angetriebene Firmenwagen. Das Laden in Adlershof hat laut Breyer oft nicht funktioniert. „Unsere Beschäftigten laden meist zu Hause oder an freien Säulen in der Stadt“, berichtet er. Immerhin: Im Juni 2020 gingen im Zuge des Forschungsprojekts „FlexNet4E-Mobility“ sieben neue Ladepunkte an vier Standorten im Technologiepark ans Netz. Das sollte die Probleme an der Ladefront vorerst entschärfen. Doch wer dieser Tage auf elektrische Dienstwagen setzt, braucht laut Breyer eine gewisse Langmut. „Das muss man wollen“, formuliert er diplomatisch.
Einer, der das will und dafür auch Geld in die Hand nimmt, ist Christian Scholz, Geschäftsführer der LTB Lasertechnik Berlin GmbH. Deren Laser kommen vor allem in Massenspektrometern zum Einsatz. Mal bestimmen sie die Qualität von Edelsteinen, mal Metalllegierungen in Recyclinganlagen im Sinne sortenreiner Wiederverwertung und hoher Recyclingquoten energieintensiver Werkstoffe. Scholz und sein Team wollen darüber hinaus zu mehr Klima- und Umweltschutz beitragen. „Wir haben beschlossen, als Dienstwagen nur noch Plug-in-Hybride, besser noch reine Elektrofahrzeuge anzuschaffen“, berichtet er.
Stromer für den Stadtverkehr, Hybride für Langstrecken und, sobald die Infrastruktur es zulässt, auch Wasserstofffahrzeuge. „Damit retten wir nicht die Welt, aber wenn jeder von uns die kleinen Schritte macht, die ihm möglich sind, bringt das alle voran“, sagt er.
Die Fördermöglichkeiten für Dienstwagen begrüßt er, zumal elektrische Dienstwagen auch für die Beschäftigten Steuervorteile bringen. „Sie haben ohne Lohnerhöhung mehr Geld in der Tasche“, sagt Scholz. Allerdings sind die Fahrzeuge in der Anschaffung teuer. Und weil er gern Nägel mit Köpfen macht, investiert sein Unternehmen in eigene Ladeinfrastruktur. „Wir richten im Betrieb eine eigene Ladestation mit sechs bis acht Anschlüssen ein und finanzieren unseren Mitarbeitenden Wall-Boxen, damit sie auch zu Hause laden können“, berichtet er. Ein Grund: Die Plug-in-Hybride sollen mit Strom fahren, wann immer es möglich ist, damit der Verbrennungsmotor nur auf Überlandfahrten arbeiten muss. Scholz hat sich vorab informiert, beraten lassen – und wo er schon dabei war, die Firma gleich auf Ökostrom umgestellt. „Die Preisdifferenz war so niedrig“, sagt er, „das hätten wir schon viel eher machen sollen“. Aber der Schritt ist nun getan. Und darauf kommt es an.
Von Peter Trechow für Adlershof Journal