Verdienstkreuz für Ingolf Hertel
Bundespräsident Rau würdigt die Leistung des Wissenschaftlers für die Leibniz-Gemeinschaft und für Adlershof
Prof. Dr. Ingolf Hertel (62), Geschäftsführender Direktor des Max-Born-Instituts für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) in Berlin Adlershof, hat das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Es wurde ihm beim Jahresempfang der Standortpartner in Berlin Adlershof von Berlins Wissenschaftssenator Dr. Thomas Flierl verliehen.
Bundespräsident Johannes Rau würdigt damit Hertels Leistungen für den Aufbau des Wissenschaftsstandortes Berlin Adlershof ebenso wie seinen Beitrag zur Entwicklung der Leibniz-Gemeinschaft. Hertel war von 1995 bis 1998 der erste Präsident der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL), die heute unter dem Namen Leibniz-Gemeinschaft firmiert. Außerdem beteiligte er sich neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftler in der Berliner Landespolitik an wichtigen Weichenstellungen. So bekleidete er von 1998 bis 2000 das Amt des Staatssekretärs für Wissenschaft und Forschung.
Die Initiative für die Ehrung war von Hans-Olaf Henkel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, ausgegangen. Er bat Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, Ingolf Hertel für das Bundesverdienstkreuz vorzuschlagen. Hertel habe sich als Gründungspräsident der Leibniz-Gemeinschaft große Verdienste erworben, unterstreicht Henkel. Der Weg, "den die Leibniz-Gemeinschaft seit 1995 beschreitet, ist und bleibt mit dem Namen Hertel untrennbar verbunden".
Ingolf Hertel stammt aus Sachsen. Er wurde 1941 in Dresden geboren und ging in Radebeul zur Schule. Als er zehn Jahre alt war, zog seine Familie nach Freiburg im Breisgau. Über die Mittlere Reife, eine Ausbildung zum Physiklaboranten und eine Ingenieurausbildung in Lübeck führte ihn dieser zweite Bildungsweg zurück in den Süden, wo er an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität Physik studierte. Dort wurde er auch promoviert. Nach zahlreichen Stationen im In- und Ausland - "Ich habe das deutsche akademische Prinzip des 'Hausberufungsverbots' bis zum Exzess demonstriert" (Hertel) - kam 1978 der Ruf auf einen Lehrstuhl nach Berlin.
Nach einem weiteren Zwischenspiel in Freiburg kehrte er 1992 in die Hauptstadt zurück. Hier übernahm er den Posten des Geschäftsführenden Direktors am Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie im Forschungsverbund Berlin e. V. (FVB). Von Beginn seiner Zeit in Adlershof an engagierte sich Ingolf Hertel für diesen Wissenschaftsstandort. So ist er seit 1992 Sprecher der Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof e. V. (IGAFA).
Im Herbst 1998 wurde er vom damaligen Berliner Wissenschaftssenator Peter Radunski als Staatssekretär in die Politik berufen. Dieses Amt übte er mehr als ein Jahr lang aus. In diese Zeit fiel die Verlängerung der Hochschulverträge bis 2002, der Umzug der Naturwissenschaften der Humboldt-Universität nach Adlershof wurde beschleunigt und die Ansiedlung eines Verkehrsforschungsinstitutes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin in die Wege geleitet.
Als Wissenschaftler genießt Ingolf Hertel seit langem einen ausgezeichneten Ruf. Er kann auf mehr als zweihundert Veröffentlichungen zurückblicken; von Gutachtern wurden ihm Pionierleistungen ("pioneering work") bescheinigt. Er war Herausgeber maßgeblicher Fachjournale und ist ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW).
Sein Fachgebiet sind Laserpulse von extrem kurzer Dauer. Mit solchen energiereichen Lichtblitzen kann man chemische Reaktionen genauer als je zuvor untersuchen sowie Materialanalysen betreiben. Die Forschungen am MBI sind eingebettet in vielfältige Netzwerke, so etwa das Kompetenznetz "Optec Berlin-Brandenburg" (OpTecBB), dessen Vorstandsvorsitzender Ingolf Hertel seit September 2000 ist. Gerade die optischen Technologien gehören zu den unbestrittenen Forschungsschwerpunkten der Region Berlin.
Seine Zeit in Adlershof zählt der Physiker zur bewegendsten seines Berufslebens, die Entwicklung des Standortes ist für ihn eine "Erfolgsstory". Daran hatte Hertel einen wichtigen Anteil. Er selbst spricht von "einem Dutzend erfüllter Jahre in Berlin". Ingolf Hertel ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder.
Hintergrundinformationen:
Das Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie betreibt Grundlagenforschung auf dem Gebiet der nichtlinearen Optik und Kurzzeitdynamik bei Wechselwirkung von Materie mit Laserlicht und verfolgt daraus resultierende Anwendungsaspekte. Schwerpunkte des Forschungsprogramms sind die Realisierung neuer Quellen für ultrakurze und ultraintensive Lichtimpulse und deren Einsatz in Physik, chemischer Physik und Materialforschung. Das MBI ist in zahlreiche nationale und internationale Kooperationen eingebunden und wird von der Europäischen Union als Large Scale Laser Facility gefördert. Das MBI im Internet: www.mbi-berlin.de (dort findet sich auch Ingolf Hertels persönliche Homepage: http://staff.mbi-berlin.de/hertel/)
Das MBI ist Teil des Forschungsverbundes Berlin e. V. und gehört zur Leibniz-Gemeinschaft. Der Forschungsverbund Berlin e. V. (FVB) ist Träger von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Forschungsinstituten in Berlin, die alle wissenschaftlich eigenständig sind, aber im Rahmen einer einheitlichen Rechtspersönlichkeit gemeinsame Interessen wahrnehmen. Weitere Informationen: www.fv-berlin.de
Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 80 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Die Institute beschäftigen rund 12.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und haben einen Gesamtetat von 950 Millionen Euro. Sie arbeiten nachfrageorientiert, interdisziplinär und sind von überregionaler Bedeutung. Da sie Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse betreiben, werden sie von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Näheres unter: www.leibniz-gemeinschaft.de.
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