„Uns gefällt, was du im Kopf hast!“/ Fortsetzung folgt …
„Jugend forscht"-Teilnehmer brauchen keinen Berufsberater
Der Nachwuchswettbewerb „Jugend forscht“ geht mit vielen interessanten Ideen in eine neue Runde. Teilnehmer aus der Region erhalten im Technologiepark Adlershof viel Unterstützung. Adlershofer Unternehmer waren vor Jahren oft selbst siegreich und sehen den Wettbewerb nicht selten als Startpunkt für ihre Karriere.
Der Nachwuchswettbewerb „Jugend forscht“ (Jufo) hat Martin Regehlys Leben, wie er sagt, „eine Richtung vorgegeben“. Davon ist der Gründer und Geschäftsführer der Adlershofer Firma Greateyes überzeugt. „Ich profitiere bis heute von den Erfahrungen im Wettbewerb“, sagt der Physiker. Denn er hat beizeiten gelernt seine Ideen zündend zu präsentieren, sich gegen eine harte Konkurrenz durchzusetzen und mit Zeitdruck gut umzugehen. Regehly hatte schnell den Bogen raus und gewann mehrmals bei Jufo. Die Jury beeindruckte besonders sein Projekt mit dem sperrigen Namen „Hochauflösender Zeilenscanner für ruhende Objekte“. Damit gemeint ist eine Spezialkamera für Forschungszwecke, die der Berliner im Rahmen eines Praktikums am Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Adlershof ausgetüftelt hatte. „Durch den Wettbewerb war mein Interesse für die Entwicklung und den Bau digitaler Kameras geweckt“, erinnert sich Regehly. Kann man so sagen. Denn er zögerte nach seinem Studium nicht und gründete in Adlershof die Firma Greateyes. Sie entwickelt und produziert, wie könnte es anders sein, hochempfindliche Spezialkameras.
Damit sieht sich Regehly in guter Gesellschaft: „Von den anderen Jufo-Teilnehmern weiß ich, dass sie oft thematisch ihrem Thema treu bleiben. Ein Preis auf der Bundesebene ist ein schneller Türöffner für eine spätere Karriere in Wissenschaft oder Industrie“, berichtet er.
Der 1965 von Henri Nannen, dem langjährigen Chefredakteur der Zeitschrift stern, erfundene Preis ist Deutschlands Nachwuchsforscher-Wettbewerb schlechthin. Teilnehmen können Schüler, Auszubildende und Studierende bis 21 Jahre, die sich für Naturwissenschaften, Mathematik und Technik begeistern. Die Bandbreite der bisher ausgezeichneten Ideen ist enorm: von dressierten Guppys, einem vollautomatischen Putzroboter über einen Solar- Wurstgrill, Schneeketten für Fahrräder bis zu spezialbeschichteten, rutschfesten Perlonstrumpfhosen. Eine verblüffte Jury ist jedenfalls stets garantiert.
Das wird wahrscheinlich auch Hanna Safarov (10) und Sara Taghinejad (11) gelingen, die einen Medikamentenkoffer mit natürlichen Heilmitteln gegen Alltagswehwehchen wie Kopf-, Hals- und Bauchschmerzen zusammenstellen. „Die Rezepturen nehmen wir aus einem Buch, aber wir versuchen sie zu verbessern“, sagt Sara. Und sei es auch nur, dass der pflanzliche Sirup gegen Bauchschmerzen besser schmeckt. Die beiden Sechstklässlerinnen aus der Dathe-Oberschule in Friedrichshain setzen aus einem einfachen Grund auf die Heilkraft der Natur: „Chemische Wirkstoffe können Allergien auslösen, sind teuer und schaden der Umwelt“, erklären sie. Also werden sich in ihrem Koffer auch Zitronenmelissensalbe gegen Insektenstiche und Johanniskrautcreme gegen Muskel- und Gelenkentzündungen finden.
Die Nachwuchsforscherinnen werden später wohl kaum die Dienste eines Berufsberaters in Anspruch nehmen müssen. Sie wissen genau, was sie wollen. Rund 90 Prozent der Teilnehmer an Bundeswettbewerben beginnen ein Studium der Natur- oder Ingenieurwissenschaften, etwa ein Viertel promoviert.
Manch einer wird gar selbst Hochschullehrer, wie der Jufo-Landessieger von 1991: Stefan Hecht. Damals war er 17 Jahre alt. Mit 32 wurde er an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) Professor für organische Chemie und funktionale Materialen – und war der jüngste Lehrstuhlinhaber seines Fachs in Deutschland. An der HU erforscht er mit seinem Team Nanostrukturen. Heute sagt Hecht: „Jugend forscht‘ war für meine eigene Karriere ungeheuer wichtig.“ Denn sein ohnehin starker Forscherdrang wurde so erstmals honoriert, was zusätzlich motiviert. So erging es auch Greateyes-Gründer Regehly. Doch er hat dem Wettbewerb noch mehr zu verdanken: Bei einem Jufo-Ehemaligen-Treffen in Osnabrück lernte er eine interessante und attraktive Biologin kennen – sie sollte seine Ehefrau werden.
Von Chris Löwer
Internet: http://www.greateyes.de/