“The Future of Great Ideas”…
... lautet das Motto des Research Triangle Parks (RTP). Der größte Wissenschafts- und Technologiepark in den USA feierte kürzlich seinen 50. Gründungstag. Dessen Zukunft sehen die Macher in einem „Knowledge Ecosystem“, einer neuen Form urbanen Lebens mit einem Wissenschaftspark als Kern. Bei der Entstehung und dem Aufbau des Adlershofer Technologieparks gibt es Parallelen zum RTP. Was braucht es, damit Adlershof auch in 30 Jahren so erfolgreich da steht?
Heute sind auf dem 2.800 Hektar großen Gelände im Bundesstaat North Carolina 170 Unternehmen mit 42.000 Beschäftigten angesiedelt, darunter IBM, GlaxoSmithKline, Cisco und Nortel, aber auch Bayer und BASF. Branchenschwerpunkte sind die Lebenswissenschaften, Informationstechnologien und Dienstleistungen. Doch wie entstand der RTP? Lange Zeit hatten die Tabak-, Möbel- und Textilindustrie North Carolina geprägt. Mit deren Niedergang stellte sich die Frage nach einer Neuorientierung auf forschungsnahe Unternehmen im Umfeld des „Research Triangles“ von Duke University, North Carolina State University und University of North Carolina. Dies führte 1959 zur Gründung der „Research Triangle Foundation of North Carolina“, der Eigentümerin und Entwicklerin des RTP.
Hoffnung war, einen Ort zu etablieren, an dem Wissenschaft und Unternehmen partnerschaftlich zusammenarbeiten, um die Wirtschaftsstruktur der Region zu verändern, sagt Rick L. Weddle. Er ist seit 2004 Präsident und CEO der “Research Triangle Foundation“. Das Konzept wurde zusammen mit den Universitäten entwickelt. Was ist für sie gut? Was kann für die Industrie genutzt werden? Die Hochschulen wurden aufgefordert, ihre Kompetenzen aufzulisten. Am Anfang stand natürlich die Frage: Kann das funktionieren? Aber als sich Mitte der Sechzigerjahre IBM im RTP ansiedelte, war der „Tipping Point“ erreicht und die Entwicklung des Parks beschleunigte sich. „Dieser Ansiedlungserfolg hat sozusagen unsere Kreditkarte aufgewertet“, so Weddle. Er ist zugleich Präsident des nordamerikanischen Zweiges der International Association of Science Parks (IASP), der 300 Organisationen in über 65 Ländern angehören, darunter seit 2008 die WISTA-MANAGEMENT GMBH. Anfang Juni dieses Jahres lud die Research Triangle Foundation zur IASP-Weltkonferenz ein. Anfang September war Weddle bei der Technologieparkkonferenz in Adlershof zu Gast.
In puncto Ausgründungen kann Adlershof vom RTP lernen. 1.600 Unternehmensgründer hat die Research Triangle Foundation seit 1970 begleitet. Es gab mehr Ausgründungen aus den Unternehmen als aus den Universitäten. Dennoch, im RSP seien sie nicht so unternehmerisch wie in Silicon Valley, wo alles, was neu ist, vermarktet wird. „Würde dort ein Außerirdischer landen, hätten innerhalb von 90 Tagen die Risikokapitalgeber seine aus dem Weltraum mitgebrachte Technologie kommerzialisiert“, sagt Weddle und ergänzt: „Wenn man dort als Unternehmer scheitert, heißt es höchstens, man sei nicht aggressiv genug gewesen.“ In North Carolina denkt man dagegen noch, Scheitern sei keine gute Idee.
Weddle rät allen Technologieparkgründern und -betreibern, sicherzustellen, dass sich alle Akteure darüber einig sind, welches Problem sie lösen wollen. Seiner Meinung nach werden zu viele Projekte aus den Universitäten heraus begonnen, die auf unausgereiften Strategien beruhen. Der RTP sei erfolgreich, weil die Macher genau wussten, was sie wollten, nämlich die Entwicklung der regionalen Wirtschaft zu beschleunigen, indem man Wissenschaft mit Einrichtungen zusammenbringt, die deren Ideen marktreif machen.
Die Zukunft des RTP sieht Weddle optimistisch. Wenn der gesamte Park in gleicher Dichte ausgebaut ist, steigt die Mitarbeiterzahl auf 91.000 – oder sogar auf 150.000, wenn es nach einigen Projekten geht, die zurzeit in Vorbereitung seien. „Ich bin der persönlichen Auffassung, dass ich eigentlich keinen Technologiepark manage, sondern ein „Knowledge Ecosystem“, eine neue Form urbanen Lebens mit einem Wissenschaftspark als Kern, wo es sich das Wissensmanagement zur Aufgabe gemacht hat, Entscheidungsprozesse und Innovationen zu fördern.“