Adlershof auf dem Gedankengang selbst entdecken
Die Idee des Gedankengangs ist es, den Technologiepark vom S-Bahnhof Adlershof aus selbst zu erkunden. Die meisten Objekte sind jederzeit zugänglich und werden anhand von Informationstafeln beschrieben. So kann der Gedankengang auch in späten Abendstunden und an Wochenenden besucht werden.
Das Projekt wurde zu Beginn der 2000er Jahre von der WISTA Management GmbH initiiert und von einem Team aus Forschungsinstituten, der Humboldt-Universität zu Berlin sowie aus Unternehmen begleitet. Die künstlerische Beratung übernahm der Lichtkünstler Nils-R. Schultze.
Wenn Sie gerne eine professionelle Führung über den Standort unternehmen möchten, können Sie sich dazu bei unserem Veranstaltungs- und Besucherdienst informieren: conventions.wista.de
Weitere Informationen:
Sylvia Nitschke
WISTA Management GmbH
Unternehmenskommunikation
Infomaterial
Im Podcast des Radiosenders FluxFM werden regelmäßig interessante Entwicklungen aus dem Technologiepark Adlershof vorgestellt.
Darüber hinaus finden Sie Porträts von Instituten und Einrichtungen im Podcast-Archiv.
Die einzelnen Stationen
Thermo-Kugellabore „Adlershofer Busen“
Errichtet: 1959-1961
Baumeister: Horst Welser, Peter Adolf Thiessen
Maße:
- Stahlbetonring: Wandstärke 10 cm / Durchmesser 7,80 m
- Kugeln: Wandstärke 20 cm / Dämmung 1,25 m / Durchmesser 9 m
Die Kugellabore sind erste Beispiele für Stahlbetonschalenkonstruktionen in der DDR und wurden vom Institut für physikalische Chemie der damaligen Deutschen Akademie der Wissenschaften errichtet.
Im Jahr 1961, als die Anlage in Betrieb genommen wurde, waren thermokonstante Labore in Deutschland eine Neuheit. Hier sollten Präzisionsmessungen u. a. im Bereich Werkstofftechnik frei von Temperaturschwankungen vorgenommen werden. Ziel war es, für die Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Thermodynamik zwei Messräume mit einer Langzeit-Temperaturkonstanz zu schaffen. Die Ergebnisse waren für die Luft- und Raumfahrt vorgesehen.
Die seinerzeit innovativen Kugellabore stehen heute unter Denkmalschutz.
Aufbau: Jede Kugel enthielt einen Messraum. Um die Wirkung äußerer Temperatureinflüsse zu minimieren, wurde die Kugelform gewählt. Die Kugeln werden jeweils von einem Stahlbetonring getragen, dieser liegt auf vier V-Stützen. Die Stahlbetonschale hat eine Wanddicke von 10 Zentimeter und einen Innendurchmesser von 7,80 Meter, sie bildet die Tragkonstruktion und gibt der Form die Steifigkeit. Alle weiteren Schichten nach außen und innen sind darauf schwimmend aufgelegt.
Wandstärke: bestehend aus einem aufwändigen Wandaufbau aus einer zweilagigen 20 cm starken Stahlbetonschale innen und einer aufgebrachten Wärmedämmung von ca. 1,25 m Dicke
Damalige Innentemperatur: schwankte lediglich um 0,01° C, war also nahezu konstant. Die Tragkonstruktion wird von einer Temperaturregulierschicht umhüllt und besteht aus einem Wasserrohrsystem. Sie ist in ca. 10 cm Torkretbetonschicht (Spritzbeton) eingebettet. Durch Einleitung von ca. 20 Grad warmem Wasser wurde eine Grundstabilisierung der Temperatur erreicht.
Podcast: Thermo-Kugellabore „Adlershofer Busen“
Aerodynamischer Park
Drei außergewöhnlich gestaltete Bauten zeugen hier von der langen Tradition der Luftfahrtforschung in Adlershof. Sie wurden Mitte der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) errichtet. Deren innovative Tradition wird heute vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hier am Standort fortgeführt.
Großer Windkanal
Der Große Windkanal diente zu aerodynamischen Untersuchungen in Luftströmen und der Optimierung von Flugzeugform und -oberflächen.
Errichtet: 1932-1934
Außenmaß: 58 m × 26 m
Durchmesser: 8,5 m - 12 m
Wandstärke: 8 cm
Trudelwindkanal
Der Trudelwindkanal bot über Jahre hinweg die einzige Möglichkeit, um den gefährlichen Flugzustand des Trudelns labormäßig zu simulieren.
Errichtet: 1934-1936
Höhe: ca. 20 m
Durchmesser: ca. 12 m
Wandstärke: ca. 30 cm
Motorenprüfstand
Der Stahlbetonbau ermöglichte durch Mehrfachumlenkungen der Luftströme einen besonders guten Schallschutz. Im waagerechten Gebäudeteil wurden z. B. Flugzeugmotoren bis zu 5 m Größe installiert und geprüft.
Errichtet: 1932-1935
Turmhöhe: 15 m
Versuchsobjekt: max. Höhe 5 m
Podcast: Aerodynamischer Park
Interessante Informationen zum Aerodynamischen Park finden Sie auch auf der berlinHistory-App...
Mess- und Versuchsstrecke
Errichtet: 2004
Baumeister: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Maße: Länge 1.100 m
Strecke/Ort: Beginnend am Ernst-Ruska-Ufer/Albert-Einstein-Straße bis zur Volmerstraße
Seit 2004 ist das Ernst-Ruska-Ufer Mess- und Versuchsstrecke des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Institut für Verkehrsforschung.
Verkehrsforscher nutzen die Straße auf 1.100 Metern Länge als „Messlabor“. Die hier erfassten Daten sollen das Verkehrsmanagement verbessern helfen. An den zwei Schilderbrücken sind Videokameras und Radarsensoren installiert. Mit ihnen erproben die Forscher neuartige Sensoren zur Verkehrserfassung.
Die Verkehrsdaten werden durch Induktionsschleifen im Boden und Radarsensoren sowie Videokameras erfasst, dann über vier Streckenstationen einem Auswerterechner zugeführt und anonym gespeichert. Eine Wetterstation, ein Bodensensor und ein Sichtweitensensor liefern dazu aktuelle meteorologische Daten.
Kryptographie
Errichtet: 2006
Künstler: Nils-R. Schultze, Lutz-Helmut Schön
Material: CorTen-Stahl
Maße: 263 × 225 × 74 cm
Der Lichtkünstler Nils-R. Schultze setzt künstlerisch um, was Adlershofer Kryptographen auf Bit- und Byte-Ebene erforschen und produzieren.
Ob Internet oder Handy – die Sicherheit bei der Datenübermittlung wird immer wichtiger, z. B. für persönliche oder geschäftliche Daten. Die Kryptographie entwickelt Verfahren zur Ver- und Entschlüsselung von Informationen, damit kein Unbefugter mitlesen kann.
Ursprünglich arbeitete die Kryptographie mit der Verschlüsselung auf Wortebene. Texte mussten „von Hand“ ver- und entschlüsselt werden. Heute wird diese Arbeit von Computern übernommen.
Nils-R. Schultze befasst sich mit „Verschlüsselungen“. Sein Verfahren beruht auf der Suche nach dem richtigen Blickwinkel. Denn nur aus bestimmten Perspektiven lassen sich die in den Metalltafeln versteckten Botschaften entschlüsseln.
Podcast: Kunstobjekt „Kryptografisches Experiment“
Biogaskraftanlage
Errichtet: Juli 2005
Betreiber: BTB mbH Berlin
Stromleistung: 386 kW
Wärmeleistung: 509 kW
In einer Biogasanlage wird Pflanzenmaterial eingesetzt, um Methan herzustellen. Durch Reinigung, Trocknung und Aufbereitung wird daraus ein erdgasähnlicher Brennstoff = Biomethan. Diese Kraft-Wärme-Koppelungsanlage (KWK) benutzt Methan (aus Erdgas) als Brennstoff in einem Verbrennungsmotor, um mit hohem Wirkungsgrad gleichzeitig Strom und Heizwasser zu erzeugen.
Die BTB Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreibergesellschaft mbH Berlin führt den Betrieb der KWK-Anlage so durch, dass es ein Gleichgewicht zwischen einer vertraglich gesicherten Biomethan-Einspeisung in das Erdgasnetz und der Brennstoffentnahme hier vor Ort gibt. In der Bilanz wird somit praktisch klimagasfreie Energie als Strom und Heizwasser für das Gebäude hergestellt.
Das Foucaultsche Pendel
Errichtet: 2006
Künstler: Nils-R. Schultze, Lutz-Helmut Schön
Pendel: 16 m
Kugel: 25 kg
Die schwingende Kugel wirft alle 10 Minuten einen Kegel um. Mit diesem Versuch bewies Léon Foucault 1851 anschaulich die Drehung der Erde um ihre eigene Achse.
Das Geheimnis: Die feststehenden Kegel drehen sich mit der Erdoberfläche. Das Pendel schwingt wegen seiner Massenträgheit konstant in einer Ebene und macht die Erdrotation nicht mit. Die Erde dreht sich quasi unter dem Pendel durch. Ein am Nordpol aufgestelltes Pendel dreht sich in 24 Stunden genau um 360 Grad, in Mitteleuropa um ca. 276 Grad. Am Äquator würden alle Kegel stehen bleiben.
Podcast: Foucault’sches Pendel im ZBU I
Tor aus glasierten Ziegelsteinen
Errichtet: 1995
Künstler: Angelika Baasner-Matussek / Ulrich Greiwe
Maße: Länge/Höhe/Tiefe: 263 × 225 × 74 cm
Dieses Tor symbolisiert den Aufbruch in eine neue Zeit des Wissenschaftsstandorts Adlershof. Das Objekt entstand als „Kunst am Bau“ für den ersten Neubau eines Laborgebäudes auf diesem Gelände nach 1989. Die mit wechselnden Glasuren und in unterschiedlichen Atmosphären gebrannten Ziegel weisen auf die vielfältige Ausprägung der Analytischen Chemie und die zahlreichen Arbeitsgebiete für die Sicherheit in Technik und Chemie der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). Kein Ziegel gleicht dem anderen, doch im Torbogen verbinden sie sich zu einer festen Struktur und eröffnen den Blick in eine sichere Zukunft.
Laserstrahl
Errichtet: 2003
Künstler: Nils-R. Schultze
Betreiber: WISTA Management GmbH
Lasertyp: Festkörperlaser
Leistung: 3 Watt
Wegstrecke: 3.800 Meter
Ziel: Best-Sabel-Oberschule Köpenicker Lindenstraße
Durchmesser: 30 cm (Beginn), 150 cm (Ende)
Ein grüner Laserstrahl leuchtet jede Nacht über Adlershof, der Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien.
Vom Turm des Innovations- und Gründungszentrums (IGZ) ausgehend, leuchtet er über die Dächer des Technologieparks, über den S-Bahnhof und das Adlergestell und hinweg bis nach Spindlersfeld.
Der Strahl steht nicht nur symbolisch für eine der Kernkompetenzen des Standorts, die optischen Technologien. Er schlägt auch eine Brücke vom Hochtechnologiestandort zum historischem Ortsteil Adlershof.
Illuminierte Wärmespeicher
Errichtet: Juli 2015
Künstler: Nils-R. Schultze
Wärmespeicher:
- Anzahl: 5
- Höhe: 20 m
- Fassungsvermögen: 12.000 m³
Diese fünf Wärmespeicher sind Teil der Energiezentrale des Heizkraftwerks Adlershof. Die bei der Stromproduktion entstehende Abwärme wird in den Tanks gespeichert und später komplett genutzt. Dadurch wird ein sehr hoher Nutzungsgrad erreicht. Der zeitlich unterschiedlich starke Bedarf an Strom und Wärme wird so ausgeglichen.
Die Lichtinstallation macht sichtbar, was hier passiert. Dazu wurde jeder Tank mit 13 LED-Lichtbändern umspannt. Mittels Licht wird dargestellt, wie viel Wärme gerade in jedem einzelnen Tank ist. Der Farbverlauf zeigt zugleich die Schichtung von kaltem und warmem Wasser. Die Daten werden von in den Tanks vorhandenen Sensoren geliefert und in eine Darstellung mit Licht umgesetzt.
Die BTB Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreibergesellschaft mbH Berlin betreibt eines der modernsten Berliner Fernwärmenetze. Das Heizkraftwerk Adlershof versorgt sowohl den Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof als auch rund 30.000 Wohnungen von Schönefeld bis Treptow.
Retentionsbodenfilteranlage
Errichtet: Juli 2005
Betreiber: Berliner Wasserbetriebe
Investor: Land Berlin
Investition: 7 Mio. Euro
Auf 6.000 Quadratmetern Beckenfläche reinigen die Berliner Wasserbetriebe das Oberflächenwasser aus dem südöstlichen Bereich des Entwicklungsgebietes Berlin Adlershof – und zwar mechanisch, biologisch und chemisch, bevor es in den Teltowkanal eingeleitet wird. Hierdurch verbessert sich die Wasserqualität des Kanals erheblich.
Und so funktioniert es:
Ein Hauptsammelkanal bringt Niederschlagsabflüsse stark befahrener Hauptverkehrsstraßen zu den Filterbecken. Ein Trennbauwerk mit Geröllfang hält hier grobe Ablagerungen und Steine zurück. Größere, nicht schädliche Wassermengen, zum Beispiel nach Starkregen, werden direkt in den Teltowkanal geleitet. In der nächsten Stufe zieht ein Klärbecken feine Sedimente und Schwimmstoffe ab. Danach folgen weitere mechanische und biologische Reinigungsstufen: Schilfpflanzen, mit denen die Bodenfilteranlage bepflanzt wird, binden Nährstoffe aus dem Regenwasser und halten gleichzeitig die Filteroberfläche locker und offen. Außerdem absorbiert ein 1,30 Meter dicker Sandfilter, der mit chemischen Zuschlagstoffen angereichert ist, Phosphat- und Schwermetallionen aus dem Regenwasser. Erst wenn 80 Prozent aller Schadstoffe herausgefiltert wurden, fließt es in den Teltowkanal.
Damit verbessert sich die Gewässergüteklasse des Kanals gemäß Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union von IV auf II. Hierdurch wird ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität des Teltowkanals geleistet.
Klima-Messgarten
Errichtet: 2005
Betreiber: Humboldt-Universität zu Berlin
Messgrößen:
- Lufttemperatur und relative Luftfeuchte
- Niederschlag
- Windgeschwindigkeit und Windrichtung
- Globalstrahlung
- Bodentemperatur
- Luftqualität (Feinstaub, Ultrafeinstaub, Stickstoffdioxid)
Das Wetter ist ein immer aktuelles Thema. Wie man es beobachten, messen und die verschiedenen Daten behandeln kann, lernen die Studierenden hier. Die Abteilung Klimatologie des Geographischen Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin betreibt diesen Messgarten zu Forschungs- und Ausbildungszwecken.
In den Wetterhütten messen Thermohygrographen traditionell Luftfeuchte und -temperatur. Die moderne, automatisch arbeitende Station in der Mitte besteht aus verschiedensten Elementen. Sie messen u. a. Strahlungsströme, Niederschläge und Feinstaubkonzentrationen. Ausgewählte meteorologische Daten (Lufttemperatur und Luftdruck) erscheinen online an der Anzeigetafel neben dem Neubau.
Ehrlich-Ensemble
Auch wenn einige Neubauten inzwischen etwas den Blick verstellen: das Ehrlich-Ensemble fällt einem sofort ins Auge. Das liegt vor allem am großen Turm in der Mitte und, etwas nördlich davon, dem großen Fernsehtheater – das einzige noch erhaltene seiner Art in Deutschland.
Der Gebäudekomplex, zu dem noch ein Verbindungs- und ein T-förmiger Flügelbau gehören, stammt aus der Zeit um 1950 und ist ein Entwurf des Architekten Wolfgang Wunsch. Über Jahrzehnte schrieb man das Fernsehzentrum allerdings Franz Ehrlich zu, ebenfalls Architekt und Designer in der DDR.
Das Ensemble wurde für das DDR-Fernsehen errichtet. Die beiden dominierenden Gebäude sind das imposante Fernsehtheater sowie der als technische Schaltzentrale errichtete Turm.
Heute nutzen das Theater Ost und die Synchronfirma TV+Synchron die Gebäude.
Informationen zur Geschichte des Gebäudekomplexes
Namensgebung
Der Entwurf für das Gebäude-Ensemble stammt zwar aus der Feder des Architekten Wolfgang Wunsch, wurde aber über Jahrzehnte seinem Kollegen Franz Ehrlich zugeschrieben. Der Name ist hängengeblieben. Zu der Verwechslung hat wahrscheinlich eine Reihe von Gründen beigetragen: Da ist einerseits ein ähnliches Projekt Ehrlichs, das Funkhaus in Berlin-Rummelsburg. Die Jahre nach 1949 waren zudem geprägt von einer enormen Bautätigkeit, mit unzähligen Projektteams und wechselnden Zuständigkeiten in einem neuen Staat. Hinzu kommt ein augenscheinlicher Einfluss des Bauhauses auf das Adlershofer Fernsehzentrum – und Ehrlich als bekannter Bauhäusler, der in späteren Jahren auch in Adlershof tätig war.
Der Kunsthistoriker und Gutachter Andreas Butter führt schließlich an: „Da es sich beim Ursprungsensemble um ein Geheimprojekt handelte, ist dieser Irrtum [die Zuschreibung des Adlershofer Fernsehzentrums an Franz Ehrlich, Anm. d. Red.] für eine Forschung vor 1989 noch entschuldbar.“ Butter war es, der 2002 die Autorenschaft von Wolfgang Wunsch herausgearbeitet hat, in einem Aufsatz über „Die ostdeutsche Nachkriegsmoderne in Bauten des Verkehrs und der Telekommunikation“.
Hauptquartier „Aktuelle Kamera“
Das Adlershofer Fernsehzentrum wurde ursprünglich und ganz gezielt für den Deutschen Fernsehfunk der DDR (DFF, später Fernsehen der DDR) errichtet, daher seine funktionalistische Formsprache.
Die ersten Jahre nutzte der DFF das Fernsehtheater vor allem für Kulturelles, Operninszenierungen oder Schauspielaufführungen. Der Turm diente von Beginn an als technische Schaltzentrale und Experimentierstation. Das Ehrlich-Ensemble wurde so zur Keimzelle des jungen DDR-Fernsehens, um die sich schon bald zahlreiche andere Studios, Sende- und Aufnahmeeinrichtungen tummelten. So saß unter anderem die Produktion des beliebten „Sandmännchen“ in Adlershof.
1957 machte die „Aktuelle Kamera“ die vier Gebäude zu ihrem endgültigen Hauptsitz. Die Hauptnachrichtensendung des DDR-Fernsehens war bereits 1952 gestartet, doch hatte zunächst nur unregelmäßig gesendet. Im Zuge der Wiedervereinigung eingestellt, gilt sie heute als älteste Sendereihe des Fernsehens der DDR, die dem Standort ein gemischtes Erbe hinterlassen hat. Für viele sind der „Staatsfunk“ und die Propaganda des SED-Regimes bis heute untrennbar mit dem Begriff „Adlershof“ verbunden. Andererseits entstand aus der vorhandenen Infrastruktur heraus Berlins größter Medienstandort.
Nachwendezeit und Gegenwart
Nach der Wende erwarben die Hamburger Investoren Peter und Thomas Wolfert den Großteil des Ehrlich-Ensembles. Sie waren es auch, die etwa vier Millionen Euro investierten, um die Gebäude bis 1998 von Grund auf zu sanieren. In den Turm und die anliegenden Gebäude zog bald darauf die TV+Synchron GmbH ein, die sich auf die Synchronisation und Lokalisierung fremdsprachiger Filme spezialisiert hat.
Was aus dem ehemaligen Fernsehtheater mit seinem großen Saal, einer Empore, Regieräumen und dem ansehnlichen Eingangsfoyer wird, hing lange in der Schwebe – bis 2015. Seitdem hat es wieder zurück zu seinen künstlerischen Wurzeln gefunden, dank des Theater Ost (bis 2021 Theater Adlershof). Die Einrichtung bespielt seit 2021 sogar wieder den großen Saal und schlägt damit eine Brücke: nicht nur von seinem Standort am Rande der Adlershofer Medienstadt in ein lebendiges, modernes Stadtquartier; sondern auch von der Vergangenheit des ehemaligen Fernsehzentrums in seine Gegenwart.
Der Namensgeber: Franz Ehrlich
Ehrlich wird im Dezember 1907 in Leipzig geboren, wo er auch eine Ausbildung zum Maschinenschlosser beginnt. Drei Jahre lang, bis 1930, studiert er am Bauhaus in Dessau. Danach arbeitet als freier Designer.
Ab der Machtübernahme der Nationalsozialisten ist Ehrlich im antifaschistischen Widerstand tätig, was bald zu seiner Verhaftung führt. 1937 schicken ihn die Nazis in das KZ Buchenwald. Dort muss er Zwangsarbeit im Baubüro leisten, wo sein bekanntestes Werk entsteht: der Schriftzug „Jedem das Seine“ über dem Tor des Lagers. Nach seiner Entlassung 1939 arbeitet Ehrlich in verschiedenen NS-Bauabteilungen. Von 1943 bis 1945 muss er in einem Strafbataillon in Griechenland dienen.
Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1946 entwickelt sich Franz Ehrlich schnell zu einem der vielseitigsten Gestalter der DDR. Aus seiner Feder stammen Möbel, Geschirr, Zeichnungen und Skulpturen, vor allem aber Gebäude. Seit 1953 ist er Beauftragter des Rundfunkkomitees, ab 1959 für die in Adlershof ansässige Akademie der Wissenschaften tätig. 1968 wird er Hausarchitekt der Deutschen Werkstätten Hellerau. 1984 stirbt er in Bernburg in Sachsen-Anhalt.
Franz Ehrlich entzieht sich bis heute einer eindeutigen Bewertung: Zu Lebzeiten warf man ihm schon seinen Funktionalismus und Festhalten am Bauhaus-Stil vor. Trotzdem bleiben davon in seinen Arbeiten oft nur Nuancen übrig, da er gestalterische Kompromisse eingeht und sich dem DDR-Bauwesen anpasst. Genauso führt ihn die Stasi bis 1975 als IM. Andererseits gefallen längst nicht alle seiner Werke der DDR-Staatsführung. Seine Pläne für die Neugestaltung der Leipziger Messe verwirft deren Leitung komplett. Damit gilt Franz Ehrlich heute insgesamt als einer der wenigen Architekten, die sich in der DDR zumindest ein gewisses Maß an kreativer Eigenständigkeit erhalten konnten.
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Das DLR ist das wichtigste und größte deutsche Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt, Energie und Verkehr sowie Sicherheit und Digitalisierung. Etwa 10.000 Mitarbeiter arbeiten in 55 Teilinstituten an 34 Standorten (Stand 2021).
Als nationale Raumfahrtagentur nimmt das DLR auch hoheitliche Aufgaben war. Hier forscht man zu Land, zu Wasser, in der Luft und im All, im Kampf mit den Elementen auf der Suche nach Vergangenheit und Zukunft unserer Welt.
Podcast: DLR
In der Mitte des Fotos ist der Gebäudekomplex des Instituts für Kosmosforschung (IKF) der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) zu sehen, das heutige Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR mit den Instituten für Planetenforschung, Verkehrsforschung und Verkehrssystemtechnik sowie der Abteilung Triebwerksakustik. Rechts vor dem IKF standen zwei Flachbauten. Sie dienten 1991 dem Innovations- und Gründungszentrum (IGZ) als erstes Domizil; an ihre Stelle trat 1998 der Neubau des WISTA-Business Center (heute Johann von Neumann-Haus). Dort haben heute die Institute für Mathematik und Informatik der Humboldt-Universität zu Berlin ihr Domizil.
Kekuléstraße
Der Blick die Kekuléstraße entlang zum Gebäude der WISTA Management GmbH. Rechts auf dem Foto befindet sich das heutige Gebäude des Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie, Institut für Silizium-Photovoltaik (seit Anfang der 1990er Jahre), das Mitte der 1930er-Jahre als Laboratoriumsgebäude des Instituts für Elektrophysik der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt DVL e. V. erbaut wurde. Von 1950 bis 1967 wurde es vom Heinrich-Hertz-Institut genutzt.
Auf der Freifläche auf der rechten Seite sollten Ende der 1980er-Jahre die Institute für Kybernetik und Informationsprozesse sowie für Informatik und Rechentechnik der Akademie der Wissenschaften der DDR entstehen. 1989 unterbrach man die Arbeiten am Rohbau.
1994/95 wurde der Gebäudekomplex als Erweiterungsgebäude des Innovations- und Gründungszentrums (IGZ) fertig gestellt (zweites Foto).
Johann von Neumann-Haus
Vor der Wende war in dem Gebäude, welches auf dem ersten Bild zu sehen ist, die Bauplanung und Projektierung der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) beheimatet. Das Gebäude wurde in den 1970er Jahren errichtet und im September 1996 abgerissen.
An dieser Stelle entstand 1998 das Johann von Neumann-Haus, welches heute die Institute für Mathematik und Informatik der Humboldt-Universität zu Berlin beherbergt. Der Gebäudegrundriss bildet eine Kamm-Struktur, bei der vier Quergebäude an einen Riegel anbinden. Auffällig ist die Vielzahl der Zugänge und offenen Treppen in allen Gebäudeteilen.
Max-Born-Institut
Das Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie, kurz MBI genannt, wurde 1991 gegründet. In den acht Gebäuden des MBI wird auf über 7.000 Quadratmetern nutzbarer Fläche Grundlagenforschung auf dem Gebiet der nichtlinearen Optik und Kurzzeitdynamik bei der Wechselwirkung von Materie und Laserlicht betrieben.
Das MBI ist an zahlreichen Kooperationsprojekten beteiligt, gehört dem Forschungsverbund Berlin e. V. an, ist Mitglied der Leibniz-Gesellschaft und übernimmt hinsichtlich der Forschung überregionale Aufgaben von gesamtstaatlichem Interesse.
Genauso ultrakurz und ultraintensiv wie die MBI-Laser ist unser Beitrag, aber hören Sie selbst!
Podcast: Das Max-Born-Institut
Elektronenspeichering BESSY II
Das Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) betreibt den Elektronenspeicherring für Synchrotronstrahlung BESSY II, eine Synchrotronstrahlungsquelle der dritten Generation. Der Speicherring BESSY II liefert extrem brillante Photonenpulse von der langwelligen Terahertz-Region bis hin zur harten Röntgenstrahlung mit Wahl des Energiebereichs und der Polarisation.
Die ca. 50 Strahlrohre an Undulator-, Wiggler- und Dipolquellen bieten dem Nutzer eine facettenreiche Mixtur von Strahlrohren und Messplätzen mit exzellenter Energieauflösung. Die Kombination von Brillanz und Photonenpulsen macht BESSY zu einem idealen Mikroskop für Raum und Zeit und ermöglicht Zeit- und Ortsauflösungen mit bis zu Femtosekunden auf Picometerskala.