Rundgang 30 Jahre städtebauliche Entwicklungsmaßnahme
Initialzündung
Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung stand Berlin vor der Aufgabe, für den Standort ein völlig neues wirtschaftliches Fundament in enger Verzahnung mit der Wissenschaft zu schaffen. Der Berliner Senat ließ daher Anfang der 1990er Jahre einen Masterplan zur Entwicklung eines Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes erarbeiten, der 1994 in einen förmlichen Beschluss über die Durchführung einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme auf 420 ha Fläche in Johannisthal/Adlershof mündete.
Historische Bezüge
Eine Besonderheit des Quartiers ist, dass die Zeugnisse der wechselnden Geschichte des Standorts – exemplarisch sei hier auf den ersten Motorflugplatz Deutschlands oder Adlershof als Standort der Akademie der Wissenschaften verwiesen – bei der Entwicklung bewusst erhalten wurden und auch heute noch das Ortsbild markieren. Die sich ändernden Rahmenbedingungen der Berliner Stadtgeschichte wurden immer wieder als Chance begriffen, den Ort neu zu erfinden, zu gestalten und zu nutzen. Es war ein langer Planungs- und Umsetzungsprozess sowie das Durchhaltevermögen von vielen Beteiligten auf einem nicht immer geraden Weg zwischen erhofftem Wachstum, Schrumpfung und späterem tatsächlichem Wachstum erforderlich.
Erreichen städtebaulicher Zielsetzungen
Neben der Errichtung von Neubauten zum Wohnen und Arbeiten war es stadtplanerisches Ziel, die ehemals isolierte Lage des Standortes im Stadtgefüge aufzuheben und die Anbindung an die Nachbarquartiere zu verbessern. Dies wurde u.a. durch den Umbau des S-Bahnhofs Adlershof mit Brückenaufweitung, den Neubau eines übergeordneten Erschließungsnetzes mit Haupt- und Verbindungsachsen, die Verlängerung der Straßenbahn, den Autobahnanschluss Adlershof an die A 113 und ein engmaschiges inneres Erschließungsnetz erreicht. Maßnahmen der technischen und grünen Infrastruktur, wie die Herstellung von 80 ha öffentlicher Grünfläche und eines Retentionsbodenfilterbeckens, sind ebenfalls realisiert.
Adlershof ist heute ein urbaner, lebendiger Ort und Deutschlands größter und erfolgreichster Wissenschafts- und Technologiepark sowie Berlins größter Medienstandort. In den 1.330 Unternehmen und 18 wissenschaftlichen Einrichtungen sind 28.000 Personen beschäftigt. 6.400 Studierende lernen und forschen in den Fakultäten der Humboldt-Universität zu Berlin. In den bisher ca. 3.200 errichteten Wohnungen leben rund 6.000 Menschen. Die Versorgung mit Kita- und Schulplätzen ist durch neun bereits realisierte und drei geplante Kitas sowie eine im Bau befindliche Gemeinschaftsschule gesichert. In den kommenden Jahren werden über 2.300 weitere Wohnungen errichtet. Außerdem stehen noch über 20 ha Gewerbeflächen zur Vermarktung bereit.
Die einzelnen Stationen
Forum Adlershof
Gestaltung des Platzes
Die 7.000 m² große Freifläche an der Rudower Chaussee zwischen Erwin Schrödinger-Zentrum und dem Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin wurde seit Juni 2007 umgestaltet.
Berlin Adlershof, die Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien, erhielt mit der Einweihung des Forumsplatzes am 18. Juli 2008 eine neue Mitte, die als Treffpunkt, Versammlungs- und Veranstaltungsort gedacht ist. Die Struktur des Platzes bilden Betonbänder und Granitpflasterstreifen nach Entwürfen des Berliner Büros für Landschaftsarchitektur Häfner/Jiménez.
Die Grünzonen dienen insbesondere der Versickerung des Regenwassers. Baum- und Heckenbepflanzung, straßenseitige Stufen und zahlreiche Bänke laden zum Verweilen ein. Im Auftrag des Landes Berlin wurden eine Million Euro in den steinernen Platz mit Vegetationsflächen investiert.
Die Eventlocation
Mitten auf dem Forumsplatz befinden sich die ältesten noch erhaltenen Gebäude der deutschen Luftfahrtforschung. Die zwei denkmalgeschützten einstige Labor- und Werkstattgebäude der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVBL) sind die Keimzelle des Luftfahrtzentrums.
Anfang des 20. Jahrhunderts forcierte Deutschland seine Luftfahrtforschung und schrieb zu diesem Zweck im Januar 1912 den „Kaiserpreis für den besten deutschen Flugmotor“ aus. Die Wettbewerbsergebnisse wurden in diesen Gebäuden ausgestellt.
Die Altbauten wurden durch einen Neubau mit Glasfassade verbunden und innen zu einer modernen Eventlocation ausgebaut, die im Dezember 2010 eröffnete. Ein so faszinierender Ort bietet viel Raum für Ideen: Für Tagungen, Messen, Feste und Empfänge stehen bis zu 500 m² Fläche zur Verfügung.
Skulptur „Kopfbewegung“
Die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur rief 2004 einen Wettbewerb für eine Plastik aus, die auf dem Forumsplatz stehen und einen Beitrag zur Identitätsbildung und Aufenthaltsqualität im Campus Adlershof leisten und gleichzeitig auf den historischen Standort der Humboldt-Universität in Mitte verweisen sollte. Die Künstlerinnen Josephine Günschel und Margund Smolka entwickelten den Siegerentwurf mit dem Titel „Kopfbewegung – heads, shifting“, der 2008 installiert wurde.
In fünf Metern Höhe sind zwei identische, androgyne Köpfe auf je einer Stahlstütze befestigt. Sie bestehen aus horizontalen rotierenden Scheiben, wodurch das Erscheinungsbild der Köpfe stetig variiert. Dabei verändert sich nicht nur die Position der Köpfe zueinander, sondern auch ihre Ausrichtung zum Umfeld. Voneinander abgewandt und scheinbar meditativ in sich gekehrt, einander zugewandt und aufeinander bezogen, in Bewegung oder auch aufgelöst, sollen die Köpfe Zustände und Prozesse verbildlichen, die sich sowohl auf die Beziehungen der Menschen untereinander als auch auf die für das Forschen, Entdecken und Lernen notwendigen geistigen Kräfte beziehen lassen.
Die Skulptur gilt mittlerweile als Wahrzeichen Adlershofs.
Wohnen am Campus I
Größe: ca. 16 ha einschließlich Grünfläche Oktogon
Bauzeit: 2012 bis 2020
Im Jahr 2008 wurde die städtebauliche Struktur des Entwicklungsbereiches überarbeitet und in den Folgejahren das Quartier Wohnen am Campus I geplant. Die einzelnen Baufelder wurden nach festgelegten Qualitätskriterien vermarktet. Die Vergabeverfahren, welche den später im Land Berlin durchgeführten Konzeptverfahren vorgriffen, wurden aufgrund des bestehenden Entwicklungsrechts nicht zum Höchstpreis durchgeführt, sondern es gewann das Konzept, welches den Kriterien der Ausschreibung am besten entsprach. Ausschlaggebend für die Vergabe der Grundstücke war die städtebauliche, wohnungswirtschaftliche und architektonische Qualität.
Ein Gestaltungskanon, der von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und dem Entwicklungsträger erarbeitet wurde, sollte sicherstellen, dass bei allen individuellen Freiheiten die räumliche und gestalterische Ordnung insbesondere zum öffentlichen Raum hin erkennbar und eine Geschlossenheit des Stadtbildes gewahrt bleibt. Die verbindlichen Regeln im Hinblick auf Einfriedungen, Vorgärten, Dachformen etc. wurden beim Verkauf der Baugrundstücke zum Vertragsbestandteil.
Insgesamt dauerte die Planung und Realisierung des Wohngebiets „Wohnen am Campus I“ 10 Jahre. Die ersten Wohnungen waren 2014 bezugsfertig. Auf der Fläche nördlich der Rudower Chaussee, zwischen Groß-Berliner Damm und Karl-Ziegler-Straße, wurden 17 Wohnprojekte mit insgesamt 1.166 Wohneinheiten und 386 Studierendenwohnplätzen errichtet. Es entstanden sowohl Eigentums- als auch Mietobjekte durch vielfältige Bauherren (Private, Genossenschaften, städtische Wohnungsbaugesellschaften und eine Baugruppe). Das letzte Vorhaben wurde im Sommer 2020 fertiggestellt.
Newtonprojekt
Errichtet: 2018
Architektur: Planungsbüro DMSW, Deimel Oelschläger Architekten, Zoomarchitekten
Bauherrenschaft: Newtonprojekt GbR
Auf Initiative des Planungsbüros DMSW und des Büros Deimel Oelschläger Architekten Partnerschaft, gemeinsam mit dem Architekturbüro Zoomarchitekten, wurde das Projekt, bestehend aus drei einzelnstehenden viergeschossigen Gebäuden, aus der Taufe gehoben. Alle drei Büros sind spezialisiert auf ökologisches, nachhaltiges Bauen. Im Jahr 2013 starteten die Initiatoren die Akquise für eine Gemeinschaft, die auch außerhalb des Innenrings wohnen wollte. Im Frühjahr 2018 waren die drei Gebäude mit insgesamt 38 Wohnungen im Geschosswohnungsbau inkl. Keller und 17 Tiefgaragenplätzen sowie grünem Innenhof fertig. Das Besondere an den Gebäuden: sie erreichen den Plus-Energie-Standard und den KfW-Effizienzhaus 40 Plus-Standard. Mit Solarthermie für die Wärmeversorgung kann der im Sommer entstehende Überschuss an das nahegelegene Fernwärmekraftwerk der BTB (Blockheizkraftwerks-Träger- und Betreibergesellschaft mbH Berlin) abgegeben werden. Im Winter wird er von dort für die Beheizung der Gebäude wieder zurückgegeben. Das Energiekonzept als Plusenergie-Mehrfamilienhaus unter Einbindung des Fernwärmenetzes ist in dieser Form einmalig. Die Gestaltung von biodiversen, halb privaten, halb gemeinschaftlichen Grünflächen im Außenraum bietet Raum für vielfältige Treffpunkte und Aktivitäten und soll den sozialen Zusammenhalt fördern. Das Projekt ist architektonisch anspruchsvoll, die Handschrift der drei Planungsbüros deutlich erkennbar. Die hohe und zukunftsweisende Bauqualität ermöglicht es, die Unterhalts- und Betriebskosten gering zu halten.
Future Living
Errichtet: 2022
Architektur: Andreas Stellwag
Bauherrenschaft: GSW Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg GmbH
Future Living Berlin entstand auf einem 7.604 m² großen Grundstück am Groß-Berliner Damm/ Hermann-Dorner-Allee/ Konrad-Zuse-Straße als letztes Projekt des Wohnquartiers Wohnen am Campus I. Das Bauvorhaben beinhaltet Wohnen für alle Generationen (Future Living Homes), wohnverträgliches Gewerbe (Future Living Trade) und eine Kindertagesstätte. Die 87 Wohnungen und Gemeinschaftsräume in sechs Doppelwohntürmen und zwei Einzeltürmen bieten ihrer Bewohnerschaft hochmoderne Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen – alle barrierefrei und elf davon explizit auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrenden ausgerichtet. Die aufgelockerte Architektur folgt dem Berliner „Design for All“-Ansatz und fördert durch ihren dörflichen Charakter das soziale Miteinander. Durch alltagsunterstützende Assistenzsysteme wird das selbstständige Wohnen bis ins hohe Alter ermöglicht.
Die digital miteinander vernetzten Gebäude dienen als „Reallabor“ für die Zukunft des Wohnens. Wesentliche künftige Komponenten des Wohnens wurden und werden hier einem Echtzeittest unterworfen und laufend evaluiert.
Durch 17 Luft-Wärmepumpen in Verbindung mit den Photovoltaikpaneelen auf den Dächern und der Wärmerückgewinnung wird so viel Energie erzeugt, dass rein rechnerisch keine weitere Energie zugekauft werden muss.
Das Bauprojekt wurde mit dem DW Zukunftspreis 2021 ausgezeichnet. Die Jury würdigte die wegweisenden Impulse, die in Richtung „Smart Building“ und „Smart Living“ ausgehen.
Landschaftspark Johannisthal
Der 65 Hektar große Landschaftspark entstand ab Ende der 1990er Jahre auf den zentralen Flächen des 1909 gegründeten ersten Motorflugplatzes Deutschlands. Dem Naturschutz kam von Anfang an eine herausgehobene Bedeutung zu, da die Fläche als die zentrale Ausgleichsfläche für den Eingriff in Natur und Landschaft durch die Baugebiete angelegt werden sollte. Das Landschaftsarchitekturbüro Kiefer entwickelte für die Flächen des ehemaligen Flugfeldes ein Konzept, das den verschiedenen Ansprüchen an den Naturraum (auch den untergeordneten Funktionen Spiel, Sport und Erholung) drei unterschiedliche Zonen zuteilt:
- Die Mitte bildet das ca. 26 ha große Naturschutzgebiet, das von einem 2 km langen Rundweg umgeben ist. Hier befinden sich ausgedehnte Sandtrockenrasenbiotope, in denen seltene Pflanzen-, Insekten-, Reptilien- und Vogelarten leben. Damit übernimmt der Landschaftspark eine zentrale Ausgleichsfunktion für die entstandenen Eingriffe durch die umliegende Neubebauung. In den letzten Jahren wurden vor allem neue Lebensräume für Zauneidechsen hergestellt.
- Entlang der Ränder des umliegenden Landschaftsschutzgebietes befinden sich die sog. „Aktivkammern“ mit Bewegungsangeboten, wie bspw. einer Skaterbahn, einem Bolzplatz und einem Beachvolleyballfeld. Die Realisierung der Kammern ist nicht abgeschlossen, wird jedoch sukzessive abgeschlossen.
- Der Landschaftspark erstreckt sich mit drei grünen „Fugen“ bis in seine bebaute Umgebung hinein. Zwischen den Baumgruppen finden sich großzügige Spiel- und Liegewiesen.
Studentendorf Adlershof
Errichtet: 2014
Architektur: Die Zusammenarbeiter
Bauherrenschaft: Studentendorf Schlachtensee eG
Das Wohngebiet Wohnen am Campus I hat seinen Namen nicht von ungefähr. Es liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum naturwissenschaftlichen Campus der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger steigt stetig an und somit auch der Bedarf an bezahlbarem, studentengerechten Wohnen. Als bei der ersten Ausschreibung einer Teilfläche des Wohngebiets am Campus ein Konzept für ein Studentendorf eingereicht wurde, reagierte das Land Berlin äußerst aufgeschlossen. Mit ihrem Konzept überzeugten die Initiatoren des Studentendorfs Schlachtensee, die ein ähnliches von den Studierenden selbstverwaltetes Genossenschaftsprojekt in Steglitz-Zehlendorf als Referenz vorweisen konnten. So entstand ab dem Jahr 2013 an der Abram-Joffe-Straße, Ecke Karl-Ziegler-Straße nach sehr kurzer Bauzeit das Studentendorf Adlershof, das sich seit der Eröffnung im Wintersemester 2014 über zu wenig Nachfrage nicht beklagen kann. Das selbstverwaltete Studentendorf verfügt über 386 Plätze. In acht jeweils paarweise über ein offenes Treppenhaus erschlossenen dreigeschossigen Gebäuden leben die Studierenden in Wohngruppen. In diesen teilen sich jeweils zehn bis dreizehn Personen eine rund 100 m² große Gemeinschaftsfläche mit Koch-, Ess- und Sitzbereich, um die sich die individuellen Zimmer mit jeweils eigenem Bad anordnen. In den beiden viergeschossigen Häusern an der Abram-Joffe-Straße ergänzen Einzel- und Doppelapartments das Angebot. Zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen gruppieren sich um einen zentralen Dorfplatz, dem Herz der Wohnanlage. Hier liegen das Café mit Club, das Vermietungsbüro, eine Kinderbetreuungseinrichtung, ein Fitnessstudio, Fahrradräume und eine Poststelle mit Waschsalon. Der Entwurf stammt von dem Berliner Architekturbüro. Die Zusammenarbeiter, die Freiflächen wurden von dem Landschaftsarchitekturbüro Locodrom gestaltet. Charakteristisch sind die sogenannten Denker-Erker, die jeweils eine individuelle Wohneinheit kennzeichnen. Diese sind zugleich Rückzugsort und Ausblick in die Umgebung. Zudem verleihen sie den Gebäuden im Zusammenspiel mit den vielfarbigen Jalousien durch ihre unterschiedliche Ausrichtung Individualität und ein lebendiges Erscheinungsbild.
Urbaner Holzbau
Errichtet: 2019
Architektur: Kaden + Lager
Bauherrenschaft: HOWOGE
Erschlossen durch die Newtonstraße, nach Südwesten ausgerichtet, fallen drei würfelförmige dunkle, hölzerne Gebäude schnell ins Auge. Bei dem Projekt Urbaner Holzbau, errichtet von der kommunalen HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH gemeinsam mit dem Generalunternehmer Brüninghoff und dem Architekturbüro Kaden+Lager, handelt es sich um drei Gebäude im Hybrid-Holzbau, wobei das Material Holz als Hauptbaustoff im Tragwerk eingesetzt und mit Stahlbetonfertigteilen für die Decken, den Treppenkern sowie für die Fassaden kombiniert wurde. Insgesamt sind 42 Wohnungen mit ein bis vier Zimmern von 36 bis 100 m² entstanden. 40 Prozent der Einheiten sind öffentlich gefördert. Die Baukörper mit ihren fünf Etagen (einschließlich Staffelgeschoss) flankieren die Grünfläche Oktogon und fügen sich harmonisch in die Umgebung ein. Die Mehrzahl der Wohnungen verfügt über eine Terrasse, einen Balkon oder eine Dachterrasse. Für den Bau wurde auf einen hohen Vorfertigungsgrad gesetzt. Die Holztafelelemente für die Fassade wurden bereits werkseitig mit Fenstern, Dämmung, Fassade und Installation versehen. Die witterungsgeschützte Produktion sicherte hierbei eine hohe Ausführungsqualität sowie einen schnellen Baufortschritt bei vergleichsweise niedrigen Kosten. Durch die Verwendung von Holz in der Gebäudehülle wird einerseits ein guter Energiestandard und andererseits ein angenehmes Raumklima in den Wohnungen erzielt. Gleich in mehrfacher Hinsicht spiegelt der Holz-Hybridbau die aktuellen Trends im Wohnungsbau wider. Bauen mit Holz ist ressourcenschonend, wirtschaftlich und zeitsparend zugleich. Trotzdem ist der Holzbau, insbesondere im sozialen Mietwohnungsbau noch immer eine Seltenheit.
Gemeinschaftsschule
Errichtet: 2023 - 2026
Architektur: AFF Architekten GmbH
Bauherrenschaft: HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH
Aufgrund des steigenden Bedarfs an Schulplätzen wurde ein Schulstandort im Entwicklungsgebiet erforderlich. Nachdem die Berliner Bäderbetriebe von ihrer ursprünglichen Planung, an dem Standort Eisenhutweg/Hermann-Dorner-Allee ein Thermalbad zu errichten, Abstand genommen hatten, wurde der Standort im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive für den Bau einer Gemeinschaftsschule ausgewählt. Auf dem Schulcampus entstehen für insgesamt rund 1.300 Schülerinnen und Schüler eine 3-zügige Grundschule, eine 6-zügige Sekundarstufe I, 4 Züge Sekundarstufe II, sowie eine Schulsporthalle mit 6 Hallenteilen.
Im Jahr 2020 lobte die Bauherrin HOWOGE einen Architekturwettbewerb aus. Der Siegerentwurf folgt dem Compartment-Konzept – „viele kleine Schulen in einer großen Schule“, indem sich mehrere Schulgebäude aneinanderreihen und durch grüne Innenhöfe gegliedert werden. Vor dem Haupteingangsbereich entsteht eine weitläufige Piazza, die den Geländesprung des Grundstückes überbrückt.
Der Schulbetrieb soll 2026 aufgenommen werden.
Schwammstadt
Integraler Bestandteil der Planung des Entwicklungsbereichs Johannisthal/Adlershof war von Anfang an – lange bevor der Begriff der „Schwammstadt“ geprägt wurde – eine fortschrittliche Regenwasserbewirtschaftung. Sie sollte dem innovativen Charakter des Standorts gerecht werden und dem Klima- und Umweltschutz Rechnung tragen.
Zwischen 1997 und 1999 wurde eine Generalentwässerungsplanung für das Regenwasser erarbeitet, die hinsichtlich ihres thematischen und räumlichen Umfangs eine Vorreiterrolle nicht nur in Berlin einnimmt. Aufgrund guter geohydrologischer Voraussetzungen sollte eine Versickerung der Niederschlagsabflüsse erzielt werden, sofern nicht andere Belange dagegensprachen. Zum damaligen Zeitpunkt war die Regenwassereinleitung in das Kanalisationssystem noch Standard.
Der Generalentwässerungsplan beinhaltete ein qualifiziertes Trennsystem für die Regenentwässerung sowie einen möglichst hohen Anteil an Versickerung und die weitergehende Behandlung stark verschmutzter Niederschlagsabflüsse von belasteten Baufeldern und Straßen mit einer erhöhten Verkehrsbelastung. Die verunreinigten Niederschlagsabflüsse sollten in einer speziellen Retentionsbodenfilteranlage gereinigt werden, bevor diese der Vorflut Teltowkanal zufließen. (siehe auch Station „Retentionsbodenfilteranlage)
Entsprechende Festsetzungen in den Bebauungsplänen sorgen dafür, dass die Maßnahmen zur Schwammstadt nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch bei privaten Bauprojekten umgesetzt werden. Diese umfassen etwa die Versickerung des Regenwassers auf den Grundstücken, den Bau von Gründächern, die Bepflanzung von Tiefgaragendächern und die wasserdurchlässige Befestigung von Hofflächen und Stellplätzen.
Das allen Planungen und Bauvorhaben in Adlershof seit langem verbindlich zugrundeliegende „Schwammstadt-Konzept“ erhöht nicht nur die Funktionalität des natürlichen Wasserkreislaufs, sondern leistet auch einen sinnvollen Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas und zum Schutz vor den Auswirkungen extremer Wetterereignisse, wie Starkregen oder Dürreperioden.