Software für den Gesundheitsmarkt
Die Curamatik GmbH aus dem Charlottenburger Innovations-Centrum CHIC bietet digitale Unterstützung bei Gesundheitsthemen
Wer sich heute zum Thema Gesundheit informiert, fragt nicht nur Ärzt:in oder Apotheker:in. Im Zeitalter von Smartphone und Internet ist das Angebot an digitalen Tools in den letzten Jahren rasant gewachsen – auch dank Curamatik. „Wir haben uns auf den Gesundheitsmarkt spezialisiert“, sagt Geschäftsführer Sebastian Ahrndt. „Das reicht von Lifestyle-Apps, die man in den AppStores herunterladen kann, bis hin zu Medizinprodukten, die von spezialisierten Herstellern verwendet oder vertrieben werden.“
Als IT-Dienstleister ist sein Unternehmen im Hintergrund tätig. „Oft beginnt ein Projekt mit einer Ideenskizze“, erzählt der Informatiker. „Die Kund:innen geben eine grobe Richtung vor – zum Beispiel etwas zu Diabetes, zu psychologischen Erkrankungen oder chronischen Wunden – und fragen uns, was wir da entwickeln können.“ Für Ahrndt und sein Team ist das die grüne Wiese, auf der sie Stück für Stück eine Anwendung entwerfen. „Wir haben uns in den letzten Jahren eine solide Wissensbasis aufgebaut“, erzählt er. „Denn neben technischen und gestalterischen Aspekten geht es im Medizinbereich nicht ohne intime Kenntnis der Rahmenbedingungen und der rechtlichen Grundlagen.“
Und es gibt noch weitere Unterschiede zur „klassischen“ Softwareentwicklung. „Einerseits müssen wir den Markt sehr intensiv auf rechtliche und inhaltliche Änderungen scannen“, erklärt Sebastian Ahrndt. „Wir betreuen zum Beispiel eine Schwangerschafts-App. Ändert sich etwas zum Elterngeld oder bei der Familienversicherung, müssen wir schnell handeln.“ Auch die Wünsche der Endnutzer:innen zu erkennen, ist nicht einfach. Normalerweise gibt es dafür Analysetools in den Apps. „So etwas ist unserem Kund:innenkreis häufig verboten“, sagt er. „Denn es handelt sich ja um sensible Medizindaten. Deshalb müssen wir mit klassischen Umfragen arbeiten, wenn wir herausbekommen wollen, was die Nutzer:innen wirklich möchten.“
Entstanden ist die Curamatik GmbH aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Technischen Universität Berlin (TU Berlin), der AOK Nordost und dem AOK Bundesverband. „Als ich 2011 promovierte, untersuchten mein Team und ich, wie sich die Digitalisierungspotenziale für die Versicherten der AOK- Gemeinschaft erschließen lassen“, erinnert sich Ahrndt. Dabei haben sie auch Anwendungen bis zur Marktreife entwickelt. Damit schlug im August 2015 die Geburtsstunde der Curamatik. „Als Spin-off aus dieser Forschungskooperation war unsere erste Aufgabe, die Forschungsresultate am Leben zu erhalten und weiterzuentwickeln.“
Doch das junge Unternehmen stand noch vor einer anderen Herausforderung. Es suchte Büroräume in Charlottenburg. „Dabei haben wir zwei Dinge festgestellt“, erzählt er. „Der Mietpreis für Büros war höher als für Wohnungen. Und die Mindestfläche ging irgendwo bei 400 Quadratmetern los.“ Das war für ein junges Start-up zu groß. Dabei hatten sie die Lösung die ganze Zeit bereits vor Augen. „Von der TU Berlin kann man direkt auf das Charlottenburger Innovations-Centrum (CHIC) sehen“, schmunzelt er. „Deshalb haben wir beschlossen, uns das mal genauer anzuschauen.“ Für das junge Unternehmen war es ein Glücksgriff, den sie bis heute nicht bereut haben.
„Mittlerweile sind die Gänge pandemiebedingt leider ein bisschen verwaist“, sagt Gründer Ahrndt. Auch das Curamatik-Team arbeitet jetzt überwiegend im Homeoffice. Aber das Nonplusultra ist das nicht. „Ich glaube zwar nicht, dass wir nach der Pandemie wieder komplett in Präsenz sein werden“, sagt er, „aber am Büro werden wir trotzdem festhalten. Denn persönliche Kontakte – sei es mit Kund:innen oder mit dem Team – sind auch im digitalen Business durch nichts zu ersetzen.“
Kai Dürfeld für POTENZIAL