So geht es besser!
Wie Adlershofer Mitarbeiter gesund und motiviert am Arbeitsplatz bleiben
Stress im Job, Druck zu Hause, Termine über Termine – irgendwann ist davon jeder überfordert. Die mentale Gesundheit leidet, manchmal bis hin zum Burnout. Adlershofer Unternehmer zeigen, dass es besser geht. Und eine Psychologin gibt praktische Tipps.
Im Speziallabor für angewandte Mikrobiologie (SLM) gibt es praktisch keine Fluktuation – mit acht Beschäftigten wächst das Unternehmen beständig, ohne dass die Mannschaft unter Arbeitsdruck stöhnt. Auch der Krankenstand ist gering. Chefin Birgit Fiedler weiß: „Meine Mitarbeiter sind der Motor des Erfolgs.“ Dafür tut sie einiges, was sich auch daran zeigt, dass die SLM GmbH mehrfach als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet worden ist.
Hier lassen sich Familie und Beruf prima vereinen, etwa indem Wochenarbeitszeiten unkompliziert angepasst werden können, wenn die Kinder noch klein sind oder Ältere gepflegt werden müssen. Vollzeitbeschäftigte können sich sogar alle acht Wochen einen Haushaltstag nehmen. „So ist das Wochenende auch mal komplett frei, wenn die Fenster schon geputzt sind“, sagt Fiedler. Arzt- oder Handwerkertermine können während der Arbeitszeit wahrgenommen werden, nur leicht erkrankte Kinder dürfen mit ins Büro, wenn anderweitig keine Betreuung organisiert werden kann. Bei Betriebsfeiern ist natürlich auch die Familie eingeladen. Für das gemeinsame Mittagessen gibt es einen Zuschuss, Obst und Getränke sponsert die Firma. Pausen sind wichtig, darauf achtet Birgit Fiedler. Aber eines ist ihr ein Dorn im Auge, ein echter Burnout-Trigger: Smartphones, auf die ohne Unterlass gestarrt wird. „Damit begleiten private Probleme den Tag“, sagt sie. Die Anspannung steigt, die Konzentration fällt. Daher müssen bei SLM Handys während der Arbeit in der Schublade bleiben, für Wichtiges gibt es ja noch das Diensttelefon. Und: „Urlaub ist Urlaub“, sagt Fiedler, „dienstliche Mails werden nicht weitergeleitet. Probleme werden vor Ort geklärt und nicht an der Ostsee oder auf Mallorca.“
Maßnahmen, die ganz im Sinne von Annekatrin Hoppe, Professorin für Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, sind. Sie untersucht im Fachgebiet „Occupational Health Psychology“, was Beschäftigte bei der Arbeit gesund und motiviert hält. Sie appelliert an Unternehmen, gute Arbeitsbedingungen und sichere Arbeitsplätze mit angemessener Bezahlung zu schaffen. „Wichtig sind auch genügend Handlungsspielräume bei der Arbeit, soziale Unterstützung, wertschätzende Führung und Zeit für Erholung“, betont Hoppe.
„Die Beschäftigten selbst sollten dafür sorgen, dass sie Erholungsphasen einhalten und diese aktiv gestalten, indem sie sich mit Freunden treffen, ein Buch lesen, entspannt auf dem Sofa liegen und Musik hören oder Sport machen.“ Auch sie rät dringend: „Das Smartphone mit Arbeits-E-Mails sollte dabei ausgeschaltet bleiben!“
Weiterer Tipp: „Pausen in der Natur sind besonders erholsam. Das lässt sich in Adlershof in der Mittagspause sogar umsetzen.”
Auch Mitarbeiter der LTB Lasertechnik Berlin GmbH können zwischendurch wieder auftanken. Außerdem werden viele gemeinsame Unternehmungen, wie Beachvolleyballturniere, Laufen, Kickern, Betriebsausflüge und gemeinsame Mittagessen organisiert. Die Firma wurde ebenfalls als besonders familienfreundlich ausgezeichnet. Hier ist es möglich, in Gleit- oder Teilzeit zu arbeiten sowie mittels Stundenkonto, um flexibel Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Die Kosten für die Kinderbetreuung werden bis zum Schuleintritt vollständig übernommen; es gibt einen Kitabelegplatz auf dem Adlershofer Gelände und vorübergehende Heimarbeit ist auch möglich. „Wir verstehen die Familie unserer Mitarbeiter als Bestandteil ihrer Persönlichkeit. Daher ist es uns wichtig, dass ihr Arbeits- und Privatleben miteinander im Einklang stehen“, sagt Geschäftsführer Christian Scholz. Letztlich lebe die Firma von dessen persönlichen Kenntnissen und Fähigkeiten. Das merkt man. LTB wächst beständig, womit der Erweiterung des Firmensitzes um einen Neubau mit 1.500 Quadratmetern Geschossfläche Rechnung getragen wird. Mehr Raum, um ein noch besseres Arbeitsumfeld zu schaffen: Es wird ein Spielzimmer geben, damit bei Bedarf Kinder mitgebracht werden können, einen Billardraum, eine Dachterrasse und die Möglichkeit, einen Rückenschulkurs zu belegen. Neben solchen Angeboten ist Scholz vor allem eines wichtig: „Eine stetige offene Kommunikation; Probleme können immer angesprochen werden.“
Gibt es eigentlich spezielle Tipps für Wissenschaftler, mental gesund und motiviert zu bleiben? „Wissenschaftler arbeiten unter extremen Leistungsdruck und haben oftmals befristete Verträge“, schildert Hoppe. „Das sind erhebliche Stressfaktoren.“ Zwar hätten sie sehr viel Autonomie darüber, was sie tun, wann sie arbeiten und mit wem sie kooperieren, was durchaus beflügele, doch das könne auch zur Belastung werden: „Vor allem dann, wenn sich Arbeitszeiten ausdehnen, die Grenzen zwischen Beruf und Privat verschwimmen und Erholungsphasen verkürzt werden oder ganz wegfallen.“ Gerade Wissenschaftler müssten aufpassen, dass sie ihre Arbeit nicht stets mit nach Hause nehmen und Erholungsphasen einhalten. Dabei seien sowohl die Pausen am Arbeitstag als auch der freie Abend und das freie Wochenende wichtig. Hoppe: „Wenn sich am Abend Gedanken über unlösbare Probleme nicht vertreiben lassen, kann es hilfreich sein, an etwas Schönes vor dem Einschlafen zu denken oder die Gedanken bewusst auf das Hier und Jetzt zu lenken, etwa auf die wohlige Wärme im Bett oder die schöne Musik zum Einschlafen.“
Von Chris Löwer für Adlershof Journal