Mit Gründermentalität hinterm Berg
Bilanz der Podiumsdiskussion von WISTA-MG und Konrad-Adenauer-Stiftung
Beim 1. Adlershofer Gespräch diskutierten Unternehmer und Politiker über das Verständnis und die Lage des Unternehmertums - in Adlershof, Ostdeutschland und der Bundesrepublik im internationalen Vergleich.
„Der Unternehmer, das ist der dicke Bonze mit Zigarre im Mund, das ist ein Ausbeuter“, beschreibt Frank Henkel, Fraktions- und Landesvorsitzender der CDU, das Bild vom Unternehmer in der Gesellschaft. Dabei sei die Realität ganz anders.
Vor allem am Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Adlershof stünden andere Aspekte im Vordergrund, wie Dr. Peter Strunk, der Pressesprecher vom Betreiber des Wissenschafts- und Technologieparks Adlershof, WISTA-Management, hervorhob: „Gewinnmaximierung ist hier nicht primär, auch wenn es Spaß macht Geld zu verdienen. Der Wunsch Beschäftigung zu schaffen ist viel präsenter.“ Der Zusammenhalt unter den Firmen sei ebenfalls sehr stark.
Die gemeinsame Anpacken schätzt auch Wolfgang Welscher vom Software-Produzenten X-Visual Technologies an dem ostdeutschen Standort: „Ich habe in Adlershof Leute getroffen, die unter ähnlichen Problemen litten. Wir waren alle fachlich qualifiziert, aber von Mitarbeiterführung und Investitionsplanung hatten wir alle keine Ahnung, das haben wir uns alles erarbeitet.“ Der gebürtige Ostwestfale entschied sich 2004 für Treptow-Köpenick. Von West-Berliner Freunden und Kollegen wurde er dafür ausgelacht.
Vom Wissenschaftler zum Unternehmer
Weil in der DDR Bürgerlichkeit verpönt war und Unternehmertum nicht gefördert wurde, finden sich im Osten Deutschlands wesentlich weniger Unternehmen als im Westteil. „Wie sollte es auch anders sein“, erklärt CDU-Politiker, Frank Henkel diese Situation, „wir haben zwar einen enormen Aufholprozess in den vergangenen 20 Jahren geschafft, aber alles auf Augenhöhe zu bringen, ist sehr ambitioniert.“ In Adlershof zumindest ist der Prozess geglückt.
Den Mauerfall und die Wiedervereinigung haben viele Wissenschaftler aus der DDR genutzt, um ein Unternehmen zu gründen. Der Geschäftsführer des Institute for Scientific Instruments, Prof. Dr. Norbert Langhoff, ist einer von ihnen. Mit 75 Jahren ist er ein Jungunternehmer. Einen Unterschied zu Firmen aus den alten Bundesländern sieht er nicht mehr. Dafür Werte, die sie alle verbinden: „Wissen, Disziplin und Verantwortung sind Werte, über die sich Bürgerlichkeit definiert. Das ist eine Haltung, die man verinnerlicht hat, kein Stand oder Gesellschaftsschicht.“
Auch Dr. Thomas Laurent von Eagleyard Photonics unterscheidet nicht: „Die Ost-West-Kategorie spielt für uns keine Rolle. Hauptsache die Mitarbeiter sind Kompetenzträger und können das Gelernte in die Welt applizieren.“
Zu wenig Gründermentalität in Deutschland
Nicht nur im Osten des Landes hält die Gründermentalität noch hinter den Berg. Im internationalen Vergleich steht Deutschland mit seinen Gründerzahlen hinten an, so eine OECD-Statistik, die Hardy Rudolf Schmitz anführt. Der Geschäftsführer von WISTA-Management bedauert die Zögerlichkeit der Deutschen: „Wenn einmal etwas in den Sand gesetzt wurde, ist das nicht mehr das Ende. Da hat man das alte Insolvenzrecht überarbeitet, aber das ist noch nicht in den Köpfen angekommen.“ Gegründet werde immer nur, wenn die Konjunktur bergab geht. Das müsse sich ändern. Um auch mehr junge Menschen ans Unternehmertum heranzuführen, wünscht er sich engere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Firmen. „Man muss Studenten und Schülern mal mit an den Schreibtisch nehmen, ihnen zeigen, was für ein aufregender Kampf das ist, der sogar Spaß macht“, so Schmitz.
Quelle: Konrad-Adenauer-Stiftung