MIKROtech-Ausbildung mit BandBREITE
PC und Handy oder auch Antiblockiersystem und Airbag – ohne Mikrosystemtechnik wären sie unmöglich. Für die Herstellung mikrotechnischer Bauteile und Komponenten kommen technisch anspruchsvolle und hochkomplexe Fertigungsverfahren zur Anwendung. Umfassend qualifizierte Fachkräfte sind gefordert. Eine Verbundausbildung sichert den Nachwuchs, denn einzelne Betriebe können die ganze Bandbreite der Ausbildung selten abdecken.
„Das ist genau mein Ding“ sagt Thomas Wolf. Der angehende Mikrotechnologe hält eine Schachtel mit winzigen goldenen Zahnrädchen in der Hand. Ein Auftrag eines Uhrenherstellers. Routiniert erklärt Wolf, wie die Mikrozahnräder mithilfe des LIGA-Verfahrens – Röntgenlithographie, Galvanik und Kunststoff-Abformtechnik – entstehen. Dass er gerade erst sein zweites Lehrjahr im Anwenderzentrum für Mikrotechnologie (AZM) des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien und Energie beginnt, merkt man dem sicher auftretenden 21-Jährigen nicht an. In den Chemielaboren und Reinräumen des AZM fühlt er sich bereits heimisch. Sein Mentor Marcus Loergen integriere ihn in die verschiedensten Projekte, aber auch viel Eigeninitiative sei gefordert. Selbst hergestellt hat er die winzigen Zahnräder allerdings noch nicht. Erst zum Ende seiner Ausbildung, die regulär drei Jahre dauert, wird er alle Prozessschritte des LIGA-Verfahrens auch praktisch selbst beherrschen.
Nach dem Abitur fiel es Thomas Wolf schwer, sich bei der Vielfalt der Möglichkeiten für seinen zukünftigen Beruf festzulegen: kaufmännische sowie technische Berufe standen für ihn zur Wahl. Auf einem Infotag im Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) erfuhr er von der Verbundausbildung Mikrotechnologe/in. Er war sofort begeistert und bewarb sich dafür, aber die Lehrstelle am FBH war bereits vergeben. Dank aktiver Unterstützung des Zentrums für Mikrosystemtechnik Berlin (ZEMI) landete Wolfs Bewerbung beim benachbarten AZM, wo Nachwuchs gesucht wurde. Neben den Industrieapplikationen werden im AZM auch spezielle Bauteile für den Synchrotronspeicherring BESSY angefertigt sowie neue Materialien und Verfahren erforscht.
Wolf ist derzeit der einzige Auszubildende dort. Ab September wechselt er für drei Monate seinen Ausbildungsbetrieb. Er schnuppert dann bei der u2t Photonics AG rein. Bei dem Hersteller ultraschneller optischer Komponenten für Glasfasernetze will Thomas Wolf die Fertigungsseite besser kennen lernen. Möglich ist der Austausch, weil sich bereits 1998 Mikrotechnologie-Ausbildungsbetriebe aus Berlin zu einem Ausbildungsverbund zusammengeschlossen haben. Den überwiegend klein- und mittelständisch geprägten Unternehmen fehlen Ressourcen zur betrieblichen Ausbildung, die sie durch die Vermittlung von Part-nerbetrieben sowie die Organisation von zentralen Lehrgängen schließen können. Was nicht von den Unternehmen abgedeckt werden kann, übernimmt die zuständige Berufsschule, die Lise-Meitner-Schule Berlin (Oberstufenzentrum Chemie, Physik, Biologie). Diese koordiniert auch die Verbundausbildung. In den vergangen fünf Jahren wurde der Koordinationsaufwand dafür im Rahmen des vom Bundesbildungsministerium geförderten Netzwerks MANO (Mikrosystemtechnik-Ausbildung in Nord-Ostdeutschland) gedeckt. Seit diesem Sommer – nach Auslaufen der Förderperiode von MANO – hat der gemeinnützige Verein proMANO e.V. die Finanzierung übernommen. Um sicher zu stellen, dass die Hightech-Unternehmen in Berlin und Brandenburg auch weiterhin bestens ausgebildete Mikrotechnologen wie Thomas Wolf bekommen.
Link:www.helmholtz-berlin.de/forschung/grossgeraete/azm/index_de.html