Mehr Busse und Bahnen
Was die BVG in der Wissenschaftsstadt Adlershof vorhat
Besonders werktags in den Morgen- und Nachmittagsstunden sind in Adlershof fahrende Busse und Straßenbahnen heute zeitweise schon überfüllt. Und die Wissenschaftsstadt wächst weiter. Wie kommen künftig besser deren Beschäftigte zur Arbeit, Studenten in die Universität und Anwohner nach Hause? Wir haben Rainer Paul, Bezirks- und Zielgruppenmanager der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), nach kurz-, mittel- und langfristigen Lösungen befragt.
Adlershof Journal: Wie viele Bus- und Tramlinien fahren zurzeit in die Wissenschaftsstadt? Wie viele Fahrgäste transportiert die BVG hier täglich?
Rainer Paul: Beim Bus sind es die Linien 160, 162, 163, 164 und 260, die dorthin fahren. Zusammengenommen sind damit jeden Tag ca. 6.500 Fahrgäste unterwegs. Und dann fahren hier natürlich die Tram-Linien 61 und 63. Auf beiden zusammen haben werktags rund 3.000 Fahrgäste ihr Ziel zwischen dem S-Bahnhof Adlershof und dem derzeitigen Endpunkt Karl-Ziegler-Straße.
Eine intensivierte Taktung zu Stoßzeiten auf besonders stark genutzten Bus- und Tramlinien ist geplant. Welche Linien betrifft das am Campus Adlershof, welche Takte werden angeboten und ab wann gilt das? Ist statt kürzerer Takte auch ein Einsatz von Doppelstockbussen geplant?
Zunächst einmal: Nein, ein Einsatz von Doppeldeckern ist auf Buslinien, die die Brücke am S-Bahnhof Adlershof auf der gemeinsamen Straßenbahn-Bus-Trasse unterqueren wegen der zu geringen Durchfahrtshöhe nicht möglich.
Nach Inbetriebnahme der Neubaustrecke am Groß-Berliner Damm im Jahr 2021 wird die Tramlinie M17 vom S-Bahnhof Schöneweide zum S-Bahnhof Adlershof verlängert. Dann verdoppelt sich in der Hauptverkehrszeit das Angebot in der Rudower Chaussee und auf dem Groß-Berliner Damm.
Schon zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 planen wir eine Verdichtung der Buslinie 164 auf dem Abschnitt zwischen Siriusstraße und S-Bahnhof Adlershof. Für die Zeit ab 2020 beschäftigen wir uns mit dem weiteren Ausbau des Busnetzes insbesondere am südlichen und westlichen Rand des Landschaftsparks Johannisthal. Dazu befinden wir uns in der Abstimmung mit dem Bezirk sowie der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Schließlich erfolgt die Bestellung unserer Verkehrsleistungen durch das Land Berlin.
Aber dichte Take sind nicht alles. Wir brauchen auch Vorrangschaltungen für die Straßenbahn und Busspuren. Auf der Rudower Chaussee stehen unsere Fahrgäste einfach zu häufig im Stau. Auch an diesem Thema sind wir dran.
Die ersten E-Busse der BVG werden noch in diesem Jahr in Betrieb genommen. Wann fahren diese auch nach Adlershof?
Die ersten Serienlieferungen von E-Bussen laufen bereits, die Elektrifizierung unserer Busflotte nimmt Fahrt auf. Was man aber nicht vergessen darf, ist, dass es mit der Beschaffung elektrisch angetriebener Fahrzeuge allein nicht getan ist. Auch die Infrastruktur muss stimmen, gerade zum Laden. Daher gibt es für den Einsatz unserer E-Busse ausgeklügelte Konzepte. Auch in Adlershof werden schon in wenigen Jahren E-Busse unterwegs sein.
Die BVG erprobt in einem Pilotprojekt auf dem EUREF-Campus einen selbstfahrenden Kleinbus, der erstmals auch per App individuell bestellbar sein und nicht mehr nur nach Fahrplan auf einer festen Route verkehren wird. Ist so ein Pilotprojekt auch für Adlershof geplant?
Nein, aktuell haben wir keine Pläne für autonomes bzw. hochautomatisiertes Fahren in Adlershof. Im Übrigen ist das Projekt auf dem EUREF-Campus inzwischen ebenfalls abgeschlossen. Aber auf den Charité-Campus Mitte und Virchow-Klinikum kann man weiterhin kostenlos testen, wie sich selbstfahrende Kleinbusse anfühlen.
Die BVG hat bereits zwei Jelbi-Stationen in Berlin. Hier können Sharing-Fahrzeuge verschiedener Anbieter ausgeliehen werden. Ist so ein Angebot auch in Adlershof geplant? Wenn ja, wo und wann?
Es besteht großes Interesse an einer Jelbi-Station in Adlershof. Wir sind hier in ersten, guten Gesprächen. Standort und Eröffnung stehen aber noch nicht fest.
Wohnen und Gewerbe am Groß-Berliner Damm verdichtet sich. Bereits seit 2015 ist geplant, die Straßenbahnstrecke von der Karl-Ziegler-Straße zum S-Bahnhof Schöneweide zu verlängern. Nun verzögert sich trotz einer vorgehaltenen 2,7 Kilometer langen und freien Strecke der Neubau. Warum? Wann fährt die erste Tram von Adlershof nach Schöneweide?
Im Jahr 2021. Trotz freigehaltener Strecke muss eine umfängliche und komplette Straßenbahnneuplanung vorgenommen werden. Zudem sind die Auflagen zu Natur- und Lärmschutz seit 2015 ausgeweitet worden. Der eigentliche Genehmigungsprozess dauert mindestens eineinhalb Jahre, trotz vorgehaltener Trasse. Eine besondere Herausforderung ist dabei übrigens der Bereich am Sterndamm, da dort ein sehr umfangreicher Leitungsbau notwendig wird.
Ist für die zwischen Mitte und Adlershof pendelnden Studenten der Humboldt-Universität zu Berlin eine Expressbuslinie angedacht?
Nein, eine Expressbuslinie ist hier nicht geplant. Für eine schnelle Verbindung zwischen den Standorten bietet sich die S-Bahn an.
Auch im Adlershofer Stadtteil auf der anderen Seite des Adlergestells gibt es Veränderungen. Die Tram in der Dörpfeldstraße soll künftig zweigleisig fahren. Wann passiert das?
Das wird voraussichtlich im Jahr 2025 so weit sein. Derzeit wird das Planverfahren dafür vorbereitet.
Sind eine Verlängerung der Tram von Adlershof nach Rudow oder eine Verlängerung der U-Bahn von Rudow nach Adlershof mögliche Zukunftsszenarien?
Das liegt nicht in der Hand der BVG. Die Vorgaben für weitere Neubaustrecken werden durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gesetzt. Der im gültigen Nahverkehrsplan enthaltene ÖPNV-Bedarfsplan bis 2035 sieht aber eine Neubaustrecke zwischen Johannisthal und Johannisthaler Chaussee vor. Damit würde eine Verkehrsverbindung u. a. von und zur U-Bahnlinie 7 geschaffen.
Das Interview führte Sylvia Nitschke für Adlershof Journal