Heller, schneller, Laser
Der Laser wird 50: Vor einem halben Jahrhundert zündete Theodore Maiman den ersten Laserblitz. Seither hat die Lichtmaschine viele Hoffnungen erfüllt – und manche zum Glück nicht.
Ich gestehe: Wenn einer meiner Artikel mal ein bisschen öde dahinplätschert, versuche ich ihn mit Zahlen aufzumotzen. Dann jongliere ich mit unvorstellbar riesigen Giga und Tera und im nächsten Satz mit unbegreiflich winzigen Femto und Atto, in der Hoffnung, meine Leser zu beeindrucken. Nur gut, dass es den Laser gibt. Ohne ihn hätte ich große Mühe, solche Rekorde aus dem Ärmel zu schütteln. Ein großes Kohlekraftwerk mit einem Gigawatt Leistung? Lächerlich im Vergleich zum stärksten Laser der Welt, die National Ignition Facility am Lawrence Livermore National Lab in den USA, der 500 Terawatt leistet und ein Wasserstoffkügelchen auf 100 Millionen Grad erhitzt. Ein Mikroprozessor, dessen digitales Herz im Nanosekundentakt schlägt? Damit gebe ich mich gar nicht erst ab, wo ich doch Laser haben kann, die Lichtpulse kürzer als eine billionstel Sekunde liefern. Ein Forschungsthema, an dem auch sehr erfolgreich am Adlershofer Max-Born-Institut gearbeitet wird.
Der Laser war schon immer ein faszinierendes Ding. Kurz nach seiner Erfindung im Mai 1960 titelte Readers Digest mit „Licht der Hoffnung“. Diese Faszination und Hoffnung hat der Laser bis heute nicht verloren. Warum? Weil Laser heute in so vielen Alltagsdingen stecken, vom Laserpointer über den DVD-Player bis zur Ladenkasse, wir ihn also tagtäglich benutzen. Außerdem haben wir großen Respekt, weil wir wissen, dass viele Produkte wie unser Auto mit dem Laser hergestellt werden, auch wenn wir das nicht unmittelbar mitbekommen. Und dann ist der Laser ein Forschungsinstrument, das Wissenschaftlern unentbehrliches Hilfsmittel ist. Diese Universalität und Präsenz ist es wohl, die uns so schwärmen lässt.
Und wie sieht die Zukunft aus? Ich fürchte, weitere spektakuläre Rekorde sind erst mal nicht zu erwarten, man bewegt sich mittlerweile ziemlich an den Grenzen der Physik. Dafür wird der Laser in weitere Anwendungsfelder vorstoßen, vor allem in der Industrie, die mit dem Laser immer mehr Materialien schneidet, schweißt und beschriftet. Die nächste für alle sichtbare Anwendung wird Laser-TV sein. Dafür gab es 1997 den Deutschen Zukunftspreis und was damals auf der Internationalen Funkaustellung zu sehen war, war so fantastisch, dass das wiederkommen wird, wenn auch nach einem langen Durchhänger. Weiter in der Zukunft liegt der Quantencomputer, in dem laserangeregte Atome im Verbund unvorstellbar schnell Rechenaufgaben knacken. Auch das wird kommen, die Quantenkryptographie, also die Verschlüsselung von Informationen in Photonen aus dem Laser, ist ja schon Realität.
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es eine Art Turbokühlschrank (oder Antimikrowelle), der zu heiße Getränke in Sekundenschnelle abkühlt. Für die Laserkühlung – allerdings von einzelnen Atomen – gab es mal den Physik-Nobelpreis und wie ich kürzlich gelesen habe, arbeiten Forscher der Universität Bonn tatsächlich an einer Art Laser-Kühlschrank.
Und was sollte besser nicht kommen? Auch wenn die Jedi-Ritter ohne Laserschwert nur halb so viel wert sind: Auf Laserwaffen kann ich gerne verzichten. Bisher hatte ich Glück, denn Laserwaffen sind Science-Fiction geblieben, auch wenn manche Militärs ab und zu vom Abschuss von Satelliten per Laserstrahl und vom Krieg der Sterne träumen. Ich weiß: Mit dem Weltrekordlaser in den USA werden nicht nur die Kernfusion zur Energieerzeugung studiert, sondern auch Atomexplosionen. Trotzdem: Irgendwie gehört der Laser für mich zu den Guten.
Ihr
Bernd Müller
Physik-Ingenieur und Wissenschaftsjournalist