Farbenfrohe Informatik
Rodney LaTourelle lebt und arbeitet seit sieben Jahren als Künstler, Designer und Autor in Berlin. Seine Installationen waren in der National Gallery of Canada, im Museumsquartier in Wien, im Musée d’Art Moderne in Luxemburg und auch in Berlin zu sehen. Für diese Installationen – auch Walk-in-Paintings genannt – bedient sich LaTourelle der Mittel der Architektur und der Kunst, um die gefühlsbezogenen Beziehungen zwischen Farbe, Raum und Betrachter zu untersuchen. Dafür konstruiert er vielfarbig gemalte Umgebungen. LaTourelle arbeitet zusammen mit seiner Frau, Louise Witthöft, einer Designerin und Kuratorin für Farbstrategien in Architektur und Interior Design. In Adlershof hat das kanadisch-dänische Team Witthöft & LaTourelle das Farbkonzept des neuen Zentrums für Informationstechnologie und Medien entwickelt.
„Farbe“, sagt Rodney LaTourelle „ist eine gefährliche Sache.“ Oft würde sie vernachlässigt, denn Architekten wissen mehr über Form und Funktion. Aber: Farbe beeinflusst einen Raum ganz entscheidend. Sie ist nicht einfach ein dekorativer Aspekt. Farbe, so der Kanadier, ist wichtig für die Erfahrung eines Raumes. Räume durch Farbe zu strukturieren, dass ist das Interesse La- Tourelles, der bei Farbdesign-Projekten gemeinsam mit seiner Frau, Louise Witthöft arbeitet.
Für das Adlershofer IT- und Medien-Zentrum (ZIM3) wählten Witthöft & LaTourelle eine maßvoll-dezente Gestaltung um die klare Gebäudestruktur aufzugreifen. In dem modularen Plattenbau brechen die Gemeinschaftsräume als Farbblöcke die überwiegend Schwarz-Weiß- Gestaltung des Gebäudes. In insgesamt 16 Farbblöcken sind alle Wände und Oberflächen, zum Beispiel die der Küchenmöbel, in einer Farbe gehalten; in leuchtenden und pastellen Farben von pink, pfirsich, lila, hellblau, türkis, gelb, grüngelb bis grün. Es gibt acht Farbblöcke je Aufgang, vier auf jeder Gebäudeseite. Die Gebäudeeingänge sind schwarz, da alle Farben zusammen schwarz ergeben. Für die Foyers der Etagen haben Witthöft & La- Tourelle ein geometrisches Muster aus je einer anderen Vierfarbkombination plus schwarz und weiß entwickelt, die mit den auf der Etage verwendeten Farben korreliert. Auch das Spektrum interpretiert die modulare Struktur des Gebäudes und wird auch im Treppenhaus – vom eigens entwickelten Treppengeländer aufgegriffen. Die Reaktionen der ersten Mieter sind unterschiedlich. Sie reichen von „kaum Farbe im Gebäude“ bis „von außen sehr präsent“.
Inspirieren lassen hat sich auch Kolja Bailly, Geschäftsführer der Sota Solutions, die vor kurzem als einer der ersten Mieter in das Zentrum gezogen ist: Leuchtendes Orange an der einen, grün an der anderen Bürowand. Auch wenn Sota ein Akronym für „state of the art“ ist, hat der Firmenname nichts mit der Farbgebung des Büros zu tun. Sota Solutions entwickelt Optimierungs- und Prognosesoftware für Technologien der Erneuerbaren Energien. Aber auch die haben etwas mit Mischungen zu tun, weshalb Bailly gern das Bild der Farbmischung aufgreift, wenn er den „Mix Ratio Optimizer“ erklärt. Der optimiert Zutatenmengen und -charakteristika zum Beispiel für Biogasanlagen, um das beste Produktionsergebnis zu erreichen. Die Software des erst einjährigen Unternehmens hat gerade ihr „Proof of Concept“ – sozusagen ihren Tauglichkeitstest – in einem Chemie-Unternehmen bestanden, dass durch dessen Einsatz seine Produktionsmenge um 13 Prozent steigern konnte.
„Wir arbeiten an Lösungen, die von vielen einzelnen Parametern beeinflusst werden, wenn komplexe Zusammenhänge beachtet werden müssen“, erklärt Bailly. Und kehrt zurück zur Biogasanlage: Die sei sozusagen eine schwarze Box, keine verhalte sich wie die andere. Das wiederum bedeute, Prognosen über zu erwartende Ergebnisse seien unheimlich schwer zu generalisieren. Für jede Anlage müsse also Prognose und Optimierung einzeln berechnet werden. Dazu gibt es unzählige mathematische Verfahren. Die hat das Unternehmen nun so verarbeitet, dass die notwendigen Anlagen- und Produktionsparameter in einen Computer eingegeben werden, der daraus ein Softwaresystem zu deren Optimierung zusammenstellt.
Dass sich das Unternehmen am Ende auf die erneuerbaren Energien konzentrieren würde, war nicht von Anfang an klar. Der Anstoß dazu kam auf der Computermesse CeBIT 2011, auf der sich Sota Solutions präsentierte. „Das Feedback“, so Bailly, „war aus dieser Branche einfach am größten.“ Hier hat der Jungunternehmer auch vom neuen Zentrum in Adlershof erfahren. „Zwar haben wir auch Räume in der Innenstadt angeboten bekommen, aber der Technologiepark war mit der Universität, dem Umwelttechnologiezentrum gegenüber und mehr als 80 Unternehmen aus der Biochemie einfach attraktiver für uns.“ Und was die Gestaltung des Zentrums angeht, ist Bailly sicher: Farbe „macht das Arbeiten schöner“.
Von Rico Bigelmann
Link: www.sota-solutions.de