Durchschaute Eiweiße
Zielmolekülen für Volkskrankheiten auf der Spur
Seitdem das menschliche Erbgut entschlüsselt ist, versuchen immer mehr Wissenschaftler, dem Geheimnis der Proteine (Eiweiße) auf die Spur zu kommen. Die Adlershofer Proteome Factory ist dabei erfolgreich.
Eiweißcocktails sind ihre Spezialität. Die Proteome Factory AG mixt sie nicht zusammen, sondern nimmt sie auseinander. Sie will deren Rezeptur entschlüsseln. Warum? Um Pharmaunternehmen zu unterstützen, neue Zielmoleküle für Volkskrankheiten wie Krebs und Alzheimer zu identifizieren, die die Entwicklung neuartiger Arzneimittel ermöglichen. Aber auch um andere Erkrankungen sicherer und schneller als bisher aufzudecken. Denn Proteine sind die zentralen Bausteine aller Zellen. Ihre Muster und ihre Vielzahl kennen keine Grenzen. Ihre Baupläne sind im Genom abgelegt. Bei krankhaften Prozessen ist die biologische Aktivität einiger dieser Proteine verändert. „Den Nachweis dafür können wir erbringen“, sagt Christian Scheler. Der hochgewachsene Biotechnologe ist Chef der Proteome Factory, die eine neue Technologie-Plattform für die absolute Quantifizierung von Proteinen entwickelt hat.
Metalle zum Nachweis von Biomolekülen
Seit Januar ist die Firma im Adlershofer Zentrum für Nachhaltige Technologien beheimatet. Die bisherigen Mieträume in Mitte waren für das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen zu eng geworden. Außerdem gibt es ein mehrjähriges Kooperationsprojekt mit den Chemikern der Humboldt-Universität, die auch in Adlershof sitzen. Das nennt sich MeCAT (Metal Coded Tagging) und ist ein massenspektrometrisches Verfahren, das eine reproduzierbare qualitative und quantitative Charakterisierung von Proteinen ermöglicht. Es wurde in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis von Chemieprofessor Michael Linscheid entwickelt. Dabei werden unterschiedlich schwere Metalle für den Nachweis von Biomolekülen verschiedener Proben eingesetzt. „So werden sich zukünftig innerhalb von einer Minute 20 Parameter nachweisen lassen, innerhalb einer Stunde 60 Proben“, erklärt Scheler. Vielfältige neue Anwendungen in der klinischen Proteomics werden so ermöglicht. Scheler hat diesen Wachstumsbereich erkannt und entwickelt auf Basis dieser neuartigen Reagenzien Analysen-Kits. Momentan sucht er noch kommerzielle Vertriebspartner, um die Kits auf den internationalen Markt zu bringen.
Seine risikobehaftete Forschung, die zwei Drittel des Leistungsumfangs ausmacht, kofinanziert das achtköpfige Proteome Factory-Team mit Auftragsforschung. So werden Antikörper und Biomarker charakterisiert zum Beispiel für das Kosmetikunternehmen Beiersdorf, die Gesundheitsfirma Roche, den britischen Pharmakonzern Astra-Zeneca oder für Lebensmittelproduzenten. Besonders stolz ist Scheler auch, dass seine Dienstleistungen von einem der japanischen Spitzenforschungsinstitute RIKEN nachgefragt wurden, denn „die geben nur ungern Aufträge raus“.
Link: www.proteomfactory.com