Die Mikrobenfahnderin
Birgit Fiedlers Leidenschaft für kuschelige Hefepilze
Bei Birgit Fiedler haben Bakterien, Pilze und Viren einen Ehrenplatz: Fußpilz, Magengeschwür, Ebola und Pfeiffersches Drüsenfieber liegen friedlich nebeneinander in der Glasvitrine. Und zugegebenermaßen sind die sonst unsichtbaren Schrecklichkeiten als plüschige Stoffpuppen mit Knopfaugen durchaus possierlich.
„Kultivierte“ Mikroorganismen
Nicht nur Sinn für Humor hat die Chefin des Speziallabors für angewandte Mikrobiologie, sondern immer auch die Kundschaft im Blick. Wenn sie als Dozentin für Ernährungslehre und Biotechnologie begreiflich machen will, wie Sauerkraut, Joghurt oder Bier entstehen, darf schon mal ein kuscheliger Hefepilz ihrer Sammlung in die Vorlesung. „Der sieht unter dem Mikroskop genau so aus!“ Birgit Fiedler erstaunt, wie wenig bekannt ist, dass viele der winzigen Organismen bei der Nahrungsmittelherstellung zum Einsatz kommen. Abhilfe schafft sie nun selbst. Mit einer Ausstellung über Lebensmittel und deren kleine „Helfer“: Edelfäule auf Weinbeeren, Blauschimmel im Gorgonzola, Milchsäurebakterien für Gürkchen – zauberhafte Bilder sind so entstanden. Dr. Fiedler, die nichts für „sinnloses Feiern“ – aber viel für Kultur übrig hat, beschenkt Geschäftspartner und sich im Januar zum Geburtstag ihres Labors mit der Vernissage.
Naturwissenschaften statt Seifenoper
Bereits seit zehn Jahren fahndet die 52-jährige Ingenieurin mit ihren drei Kolleginnen im Umwelttechnikzentrum routiniert und freudvoll nach den willkommenen oder auch unerwünschten „Minis“ im Trinkwasser, in Medizinprodukten, Kosmetika, Gebäuden und Nahrungsmitteln. Nebenbei schreibt sie gerade an einem Buch über Hefen, arbeitet an einer Produktlinie für gesundes Fast Food und poliert in der „Gesellschaft zur Förderung von Sanddorn“ am Image der vitaminreichen gelben Frucht. Birgit Fiedler hält Existenzgründerseminare, netzwerkt mit anderen Unternehmerinnen im Lady’sStammtisch des Bezirks und will als Mentorin Mädchen für Naturwissenschaften begeistern. Man müsse etwas dagegen tun, dass alle Schauspielerin in einer Seifenoper werden wollen, sagt sie.
Mit einer zweiten Leidenschaft müssen sich die Mikroorganismen das Fiedlersche Büro teilen: Zahlreiche Fotos zeugen von deren Passion als Seglerin. Auch dafür findet sie noch Muße: „Ich habe ein gutes Zeitmanagement und brauche keine Entspannungstechniken.“