MO-SPACE: Mit Quanten sicher kommunizieren
Mit seinem Start-up will Raumfahrtingenieur Michael Ullrich den höchsten Standard für sichere Kommunikation bereitstellen
Nicht alles, was „durch den Äther“ rauscht, ist auch für fremde Augen oder Ohren bestimmt. Verwaltung, Wirtschaft, Armee setzen schon immer auf vertrauliche Informationen. Verschlüsselungen sind deshalb beinahe so alt wie die Zivilisation. Seitdem liefern sich Kryptografen ein Wettrennen mit Code-Knackern. Mit Quantencomputern, die aktuell entwickelt werden, könnten Letztere nun das ultimative Werkzeug in die Hand bekommen. Denn damit soll es möglich sein, bald jeden noch so gut durchdachten Code zu entschlüsseln.
Doch auch die Kryptografie setzt auf Quanten und will mit Quantenverschlüsselung den höchsten Standard für sichere Kommunikation erschaffen. Besser wird‘s nicht gehen – so die Überzeugung. Denn Quantenverschlüsselung ist nach unserem heutigen Verständnis der Naturgesetze nicht zu brechen. Michael Ullrich ist einer, der in diesem Feld ganz vorne mitmischt. Mit seinem Start-up MO-SPACE arbeitet er an einem Gerät, das die Quanten so verteilt, dass Quantenschlüssel bei den Kommunikationspartnern erzeugt werden können. „Damit Sender und Empfänger einer Nachricht sicher miteinander kommunizieren, einigen sie sich auf die Benutzung eines bestimmten Schlüssels“, erklärt er. Der Schlüssel ist, ganz grob vereinfacht, eine Art Anweisung, mit der die Nachricht, nachdem sie verschlüsselt wurde, wieder lesbar gemacht werden kann. Mit sehr leistungsfähigen Computern lassen sich diese Schlüssel aber zurückberechnen und damit knacken.
„Wir nutzen Quanten, um einen Schlüssel bereitzustellen“, erklärt der Raumfahrtingenieur. „Ein Quant ist die kleinste Energieeinheit. Ein Photon zum Beispiel, wie wir es vom Licht kennen. Das nutzen wir, indem wir es über ein Laser Communication Terminal an die Empfänger verteilen.“ Das ginge zwar mit Glasfaserkabel, meint er, doch das hätte seine Tücken. Viel besser funktioniere es, wenn die Quantenschlüsseleinheit freie Sicht auf die Empfänger hat. Als Nutzlast eines hochfliegenden Luftschiffes zum Beispiel. Oder auf einem Satelliten. Und genau das will MO-SPACE nun in Adlershof bauen. „Unsere Nutzlast wird alles enthalten, was zur Quantenerzeugung und Verteilung benötigt wird“, sagt er. „Die schießt dann einen Quantenstrom, also einen Strahl gebündelten Lichts, an zwei Bodenstationen. Diese sammeln so viel wie möglich Quanten ein und tauschen sich untereinander aus.“ Daraus wird der Schlüssel gebildet, mit dem die beiden Stationen zukünftig sicher miteinander kommunizieren können. Durch die Natur der Quanten ist gewährleistet, dass dieser Schlüssel niemals zurückgerechnet und damit geknackt werden kann. Und wenn sich ein Lauscher in den Strahl stellt und mithört? Auch das funktioniert bei Quantenverschlüsslung nicht. Denn sobald sich jemand „in die Leitung“ schaltet, verrät er sich damit automatisch.
Die Kommunikation mit Laserlicht begleitet Michael Ullrich schon fast sein ganzes Berufsleben. Er hat daran viele Jahre in verschiedenen Raumfahrtunternehmen gearbeitet. Die Idee, ein eigenes zu gründen, trug er schon lange mit sich herum. Im Juni 2022 war es dann so weit – MO-SPACE war geboren. Im Adlershofer Innovations- und Gründungszentrum (IGZ) ist er nun dabei, seine Idee in ein verkaufsfertiges Produkt zu gießen. Dass nur eine Etage über ihm gerade der neue Innovationshub und Coworking-Space „Leap“ für die Quantentechnologien eröffnet hat, sei das Sahnehäubchen, fügt er hinzu. Überhaupt verspricht sich der Raumfahrtingenieur sehr viel vom Standort: „Ich habe mich nicht nur für Berlin entschieden, weil ich hier studiert habe und schon lange hier lebe“, verrät Michael Ullrich. „Ich erhoffe mir hier die größten Chancen, junge Talente für unserer Team zu gewinnen. Denn unser Business erfordert Know-how in vielen Bereichen – von der Mikroelektronik über die Leistungselektronik bis hin zu Quantenphysik und Raumfahrttechnik.“
Kai Dürfeld für Adlershof Journal