Krebstherapie nach Maß
Adlershofer Biotechfirma Barron Biomedical arbeitet an auf den individuellen Patienten zugeschnittenen Krebstherapien
Gesundheit und ein langes Leben werden oft auf „gute Gene“ zurückgeführt. Als Ursache für Krankheiten wie Krebs gelten neben dem Lebensstil auch die genetischen Anlagen. So ist es naheliegend, dass es auch vom Genom des Patienten abhängen kann, ob Medikamente wirken oder nicht. Der Berliner Existenzgründer Carlos Barron hat sich zum Ziel gesetzt, von vornherein das richtige Medikament für eine Krebstherapie herauszufinden und unwirksame belastende Behandlungen zu vermeiden. Mit seinem Unternehmen Barron Biomedical, 2010 gegründet und derzeit vier Mitarbeiter stark, will er zu „personalisierter Medizin“ beitragen. Seit Juni hat Barron Medical ein Labor im Technologiepark Adlershof.
Barron hat in Lima Medizin studiert und an der Universität Konstanz in Molekularbiologie promoviert. Das Münchner Max-Planck-Institut für Biochemie sowie die Universitäten in Modena und Mailand waren die nächsten Stationen. Ab 1993 arbeitete Barron in der Krebsforschung der Pharmabranche, bevor er für eine Biotechfirma in Berlin eine Biobank aufbaute. Biobanken bestehen aus Biopsien und Daten von Patienten. Sie dienen der Entdeckung von Angriffspunkten für Medikamente (Targets) und von biologischen Merkmalen (Biomarker), die auf krankheitsrelevante Prozesse hinweisen. „Die Suche nach Targets und Biomarkern scheitert oft an der ungenügenden Qualität der Biopsien. Deshalb haben wir eine Methode entwickelt, Biopsien unter kontrollierten Bedingungen zu gewinnen“, sagt der Molekularbiologe. An wirkungsvollen Krebstherapien gibt es großen Bedarf. In Deutschland erkrankt etwa die Hälfte der Bevölkerung an Krebs, etwa jeder vierte Mann und jede fünfte Frau sterben daran.
„Dass Therapien oft nicht erfolgreich sind, liegt hauptsächlich an der genetischen Variabilität der Tumoren und des menschlichen Organismus“, sagt Barron. Bei bestimmten Patienten seien Tumoren resistent gegen Medikamente. Zudem verarbeiten manche Patienten aufgrund ihrer Genvarianten die Arzneistoffe nicht adäquat. So verpuffen teure Medikamente oft wirkungslos, die Patienten leiden unter schweren Nebenwirkungen, das Zeitfenster für wirksame Therapiealternativen ist vielleicht zwischenzeitlich geschlossen.
Barron ist überzeugt, dass sich die Erfolgsquote der Therapien verbessern lässt: „Wir haben eine Strategie für die Identifizierung der individuell wirksamen Medikamente.“ Als Basis dient seine Methode, gute Tumorbiopsien und Patientenproben zu gewinnen und mittels DNA-Sequenzierung und Bioinformatik zu analysieren. So können wirkungslose Medikamente aussortiert und die Erfolg versprechenden in Kulturen aus Tumorzellen getestet werden, um die wirksamsten zu identifizieren.
All dies funktioniere nur in enger Zusammenarbeit mit Ärzten und Kliniken, entsprechende Kontakte seien etabliert, so Barron. Er freue sich schon auf das wissenschaftliche und technologische Umfeld in Adlershof, sagt der Forscher, der sich in seiner Freizeit gerne mit historischen Touren durch Berlin beschäftigt, die er selbst entwickelt hat.
Von Paul Janositz für Adlershof Journal