Zwei Unbelehrbare reden über Deutschland und ein bisschen über sich selbst – Gregor Gysi und Peter Michael Diestel
Dienstag, 20. Mai 2025 // 19.30 -
Theater Ost
Moriz-Seeler-Straße 1,
12489 Berlin
Lesung und Gespräch mit Gregor Gysi und Peter Michael Diestel, moderiert von Kathrin Schülein
Peter-Michael Diestel: In einer Koalitionsregierung war er der letzte Innenminister der DDR, er kam aus der ostdeutschen Nische, drehte sich im neuen Parteiengelände des Zeitenumbruchs nach rechts und verließ später die CDU.
Und Gregor Gysi: Linkspolitiker, der ein kraftvoll keckes Charisma aufbot, das noch heftigste Antikommunisten zu einer Kultivierung ihres Hasses verführte. Zwei Rechtsanwälte. Zwei, die gern von sich reden machen. Zwei, die wissen, dass ein Jegliches seine Zeit hat. Zwei, die aber auch fest daran glauben, allen Uhren zum Trotz, ihre Stunde schlüge ohn’ Unterlass…
Dieses Buch erscheint im 35. Jahr einer Weltkorrektur: Zwei Deutschländer passten (plötzlich, wieder) in eins. Alles lange her. Die Fakten sind bekannt, die Legendenverfasser und die Enthüller gingen beizeiten an ihr Werk, das Heulen der Reißwölfe haben wir gehört, die Tagebücher der wahren und falschen Helden sind längst veröffentlicht…
…Alles schon gesagt, von allen, und alles schon geschrieben, von allen. Auch von mir, gesteht Diestel, von Buch zu Buch. Auch von mir, nickt Gysi, von Buch zu Buch. Kein Grund, nicht weiter im Gespräch zu bleiben…
Hans-Dieter Schütt hat im November 2024 die Gespräche mit den beiden geführt.
Lange, mäandernde Gespräche im Sommer 2024, am Gartentisch. Und unter Bäumen. Solch Aufenthaltsort stößt den Pollenflug der Themen an, ermuntert zu Sprüngen, zu Abschweifungen aller Art. Freie Natur reizt zu kalkuliertem Freimut. Wie Gysi und Diestel miteinander streiten und sticheln und sinnieren, wie sie voreinander und voneinander reden, chronisch reizbar durch jeden Denkstoff und alle verfügbaren Möglichkeiten des Vorkommens, wie sie also parlieren und einander parieren: Der Unterschied von jeweiligem Geist und jeweiligem Leben schimmert durch, manchmal schlägt er durch. Von jedem Hölzchen des politischen Großgeschehens kommen beide immer wieder zielsicher aufs Stöckchen eines ungezügelten Selbstgenusses.
Das Theater ist ab 18:30 Uhr geöffnet.