Zwischenmiete mit Potenzial
Die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin zieht nach Adlershof
Zu Beginn des nächsten Jahres läuft der Mietvertrag am Kultur- und Medienstandort Potsdamer Platz aus und die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB) findet in Adlershof ein temporäres Zuhause, bis das neue Quartier in Moabit bezogen werden kann.
Der Umzug zum Studio 16 ist eine besondere Herausforderung für DFFB-Direktor Wolf Plesmann. Der gelernte Jurist arbeitete bereits während seiner Tätigkeit in der Berliner Senatskanzlei im Bereich der Bundes-, Europaangelegenheiten und Medienpolitik eng mit der DFFB zusammen. Dass die Akademie die gut 2.500 Quadratmeter großen Räume am Potsdamer Platz verlässt, sieht er als Chance: „Wir platzen schon seit ziemlich langer Zeit aus allen Nähten. Der finale Umzug nach Moabit bedeutet für uns eine notwendige Vergrößerung.“
Der Standortwechsel findet schrittweise statt. Die mobile Filmtechnik mit Kamera, Ton- und Lichtpaketen und das gesamte Büromobiliar wurden im September umgezogen. Bis Dezember findet im Wesentlichen nur noch die Postproduktion am Potsdamer Platz statt. Im Januar folgt der zweite Teil des Umzugs, dabei werden insbesondere die Technik der Postproduktionsräume sowie die analoge Kinotechnik nach Adlershof transportiert, soweit sie hier Platz finden. Vieles – sowohl Akten als auch technische Geräte – wird erst wieder in Moabit aufgebaut.
Für die meisten der knapp 60 Mitarbeitenden gibt es aufgrund der räumlichen Kapazitäten keine festen Arbeitsplätze. Die Grundfläche in Adlershof ist durch die beiden großen Fernsehstudios zwar größer, allerdings sind deutlich weniger Seminarräume und Büros vorhanden.
Herzstück der neuen gut 4.300 Quadratmeter großen Räumlichkeit bildet ein circa 720 Quadratmeter großes Fernsehstudio mit beleuchteter Showtreppe, das die DFFB als Aula nutzt. „Ich wünsche mir, dass wir in Adlershof das Miteinander stärken. Meine Vision ist es, die Studierenden, Mitarbeitenden und Dozierenden durch den neuen Ort stärker zusammenzubringen.“ Deshalb wurde der „Akademiemontag“ wieder eingeführt, an dem verschiedene akademie-offene Veranstaltungen stattfinden und Studierende jahrgangsübergreifend zum Beispiel zum Seminar über Filmgeschichte zusammenkommen, außerdem findet im Rahmen des „Akademiedialogs“ ein offener Austausch über tagesaktuelle politische Themen statt.
Um die Aula herum sind Seminarräume platziert, die teilweise für Filmsichtungen abgedunkelt werden können. „Es werden außerdem drei Schallschutzkabinen für Schnittplätze, ein Mischatelier sowie eine DAW (Digital Audio Workstation) für Sprachaufzeichnungen und Sounddesign gebaut. Zur Verfügung stehen weitere neun digitale und analoge Schnittplätze, Plätze zur Postproduktion und Räumlichkeiten für die Filmtechnik.“ Ein Pluspunkt sei die ebenerdige Technikausgabe, die viel Platz für Licht-, Ton- und Kameraequipment bietet.
Im Jahr der Zwischenstation nimmt die Akademie keine neuen Studierenden auf, der Lehrplan konzentriert sich vor allem auf filmtheoretische Seminare – wenngleich Praxisseminare stattfinden und die Studierenden weiter Filme drehen.
„Als Akademie können wir den Lehrplan frei gestalten. Aber vor allem im ersten Jahr ist der Praxisfokus wichtig, da alle Studierenden einen eigenen Film produzieren. Wir können in kleinerem Umfang Filme in der Postproduktion fertigstellen, allerdings brauchen wir für die Abnahme am besten ein Kino“, so der DFFB-Direktor. Um mehr Filme produzieren zu können, sei er mit einem ortsansässigen Tonstudio und dem Kino „Casablanca“ im Gespräch. Plesmann habe gehört, dass es in Adlershof eine starke cinephile Gemeinschaft geben solle, was ihn sehr freue.
„Wir sehen im neuen Standort die Möglichkeit, uns auszuprobieren und Fernsehen stärker in den Fokus zu nehmen. Ich habe deshalb schon Kontakt zu Studio Berlin aufgenommen und möchte auch auf die ansässigen Produktions- und Medienunternehmen zugehen.“ Er sei gleichermaßen mit fachfremden Firmen wie der For Life Produktions- und Vertriebsgesellschaft für Heil- und Hilfsmittel mbH in Kontakt, um zum Beispiel den einen oder anderen Raum als Seminarraum zu nutzen: „Die Adlershofer sind einfach neugierig, was wir als Akademie so machen und an Lebendigkeit reinbringen.“
Vermutlich Ende 2025 bezieht die DFFB ihr Quartier „Berlin Decks“ am Friedrich-Krause-Ufer in Moabit. Bis dahin werden Wolf Plesmann und die circa 250 Studierenden viel Medienluft in Adlershof schnuppern.
Susanne Gietl für Adlershof Journal