Zuhause auf Zeit
Angelina Fischer profitiert von den neuen Dienstleistungsangeboten in der Wissenschaftsstadt
Der Blick durchs Fenster fällt auf Bäume, eine Wiese, eine kleine Seitenstraße, die denkmalgeschützte Fassade eines Baus der klassischen Moderne. „Mir gefällt, dass es so ruhig ist. Nicht so viel los wie in Berlin-Mitte“, sagt Angelina Fischer. „Zum Wohnen braucht man‘s ja nicht laut draußen.“ Die 22-jährige Studentin aus Darmstadt hat das letzte hofseitige Kleinstappartement im „Medienfenster“ ergattert, das noch zu haben war, ein Glücksgriff. Auch aus der anderen Richtung, von der Rudower Chaussee her, droht einem lärmempfindlichen Trommelfell nicht viel Ungemach: „Abends ist da eigentlich fast nichts mehr los.“
Soviel hat die junge Frau schon gelernt über ihr derzeitiges Zuhause. Auch dem Kaufland schräg gegenüber hat sie einen Besuch abgestattet, um sich mit dem Notwendigsten zu bevorraten. Ansonsten muss die Bekanntschaft mit Adlershof noch wachsen. Zum Zeitpunkt des vereinbarten Gesprächs über ihr aktuelles Wohnbefinden hat Angelina Fischer gerade die zweite Nacht hinter sich im neuen Domizil am Anfang der Rudower Chaussee.
Der langgestreckte, ockerfarben verklinkerte, erst im Sommer fertiggestellte Bau besteht aus einem siebengeschossigen Turm und einem viergeschossigen Haupttrakt. Platz für 153 möblierte Ein- bis Dreizimmer-Appartements, die Studenten, Pendlern, unsteten Bewohnern der Wissenschafts- und Medienstadt eine zeitweilige Bleibe bieten. Mietern wie Angelina Fischer, die nach sechs Semestern Materialwissenschaften an der TU Darmstadt ein zunächst auf drei Monate befristetes Praktikum am Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ) in der Max-Born-Straße absolviert. Zu Fuß in gut zehn Minuten von ihrem Appartement aus erreichbar: „Warum soll ich aus Berlin-Mitte jeden Morgen eine Stunde hierher fahren?“ Auch das war einer der Gründe, die eine Adresse in Adlershof begehrenswert erscheinen ließen.
Angelina Fischer wohnt hier auf 24 Quadratmetern, der kleinsten unter den verfügbaren Wohnungen. Dusche, Kochnische, Bett, Schrank, Bücherbrett, Schreib- und Esstisch, alles weiß-seidenmatt beschichtet: „Man fühlt sich total wohl, wenn man reinkommt.“ Was fehlt, ist der Platz für eine Waschmaschine. Dafür gibt es im Haus einen Waschsalon, straßenseitig im Erdgeschoss, wo auf 920 Quadratmetern eine Laden- und Gastronomiezeile entstanden ist. Griechisches Restaurant, Bäckerei mit Café, Bioimbiss, Teegeschäft, Spätkauf, Blumenladen.
Für die Studentin aus Darmstadt ist dies der erste längere Aufenthalt in Berlin. Ihr Vater, der beruflich mit dem IKZ zu tun hat und dem sie auch den Hinweis auf die Möglichkeit eines Praktikums dort verdankt, nahm sie Anfang September für einen Besichtigungstag mit nach Adlershof. Vier Wochen später zog sie um, mit nicht viel mehr als einem Laptop und einem Koffer voller Wäsche. Einem einzigen Mitbewohner ist sie in den ersten beiden Tagen auf dem Flur begegnet. In Darmstadt war sie regelmäßige Besucherin eines Fitnessstudios. In Adlershof hat sie eines in der Nachbarschaft, das „Bodystreet“. Sie wird es sich wohl ansehen.