Wissenschaftler aller Länder
Die Fachmesse Laser-Optik-Berlin macht sich weltweit einen Namen
Der Tagesspiegel, 25.02.2004
Von Heiko Schwarzburger
Lasertechnik und Optik für Experten: Alle zwei Jahre kommen Forscher und Unternehmer nach Berlin, um sich über die neuesten Trends in dieser aufstrebenden Branche zu informieren. Die Laser-Optik-Berlin (LOB) hat sich binnen weniger Jahre zu einer erfolgreichen Fachmesse gemausert. Sowohl die Ausstellung als auch der begleitende Fachkongress konnten sich steigenden Zuspruchs erfreuen: Im Jahr 2002 kamen bereits 165 Aussteller und 2850 Besucher, 15 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. 67 Aussteller stammten aus Berlin, davon 35 aus Adlershof. Zahlreiche Aussteller reisten aus dem Ausland an. Damit hat sich die Adlershofer Fachmesse weltweit etabliert und einen Namen gemacht.
In diesem Jahr finden Messe und Kongress in ihrer sechsten Auflage statt. Am 3. und 4. März dreht sich im Studio G in Adlershof (Agastraße 20 c, ab 9 Uhr) wieder alles um neueste Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung auf den Gebieten der Lasertechnik, der Optoelektronik und der Optik. Veranstalter sind das Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie, die Wista Management GmbH und die Technologiestiftung Berlin. Messe und Kongress stehen in diesem Jahr unter dem Leitthema: „Optische Verfahren für Analytik und Prozesskontrolle“. Der Eintritt zur Messe ist kostenfrei und bedarf keiner Anmeldung. Wer den Kogress besuchen will, muss für beide Tage 97 Euro zahlen (ermäßigt 30 Euro).
Auch für Laien gibt es Neuigkeiten: Die Adlershofer Forschungsinstitute, die Universitäten und Fachhochschulen aus Berlin und Potsdam, die Siemens AG und die Firma Berliner Glas stellen Ausbildungschancen und berufliche Perspektiven in optischen Technologien vor. Am 4. März öffnet die Berliner Elektronenspeicherring Gesellschaft (Bessy) in Adlershof ihre Pforten. Zwischen 11 Uhr und 13 Uhr findet dort ein „Tag der offenen Tür“ statt. Die Wissenschaftler des Elektronenspeicherrings stellen ihre Labors und die neue Anlage vor, die die Physikalisch-Technische Prüfanstalt am Speicherring errichtet hat. Dabei geht es um hochbrillante Synchrotronstrahlung in jeder Farbe zwischen Röntgenlicht und Terahertzfrequenz. Solche Strahlung wird unter anderem zur Analyse von Materialproben verwendet.
Der Fachkongress wurde von einem hoch karätigen Wissenschaftlerteam vorbereitet. Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Forums stehen in diesem Jahr beispielsweise die Femtosekundenlaser. Umrundet das Licht innerhalb einer Sekunde sieben Mal die Erde, legt es in einer Femtosekunde (Billiardstel Sekunde) nur den Bruchteil einer Haaresbreite zurück. Es entstehen hauchfeine Lichtscheibchen.
Die LTB Lasertechnik Berlin GmbH präsentiert auf der Laser-Optik-Berlin 2004 einen Weltmeister: Ihr Spektrometer Elias III kann Lichtwellen in einer Linienbreite von zwanzig Femtometern auflösen. Das sind zwanzig Billionstel eines Millimeters. Bislang wurden sechzig Femtometer erreicht. Solche superfeinen Messgeräte nutzt man vor allem in der Halbleiterindustrie, wo hoch präzise Laser die Struktur der Schaltkreise in das Material schreiben. Die Leiterbahnen und Verknüpfungen sind nur neunzig Nanometer dünn, das sind neunzig Millionstel Millimeter. Um diese filigranen Strukturen überhaupt herstellen zu können, muss die Messtechnik in ihrer Präzision stets mehrere Schritte voraus sein.
Früherkennung dank Laser
Auf der Messe wird auch ein neues Verfahren zur Diagnostik von Melanom (Hautkrebs) vorgestellt. Mit Hilfe eines Infrarot-Femtosekundenlasers sind Mediziner nun in der Lage, das gefürchtete maligne Melanom frühzeitig zu erkennen. Dieser bösartige Tumor kann durch Verbreitung von Metastasen innerhalb weniger Monate den Tod bringen. Deshalb ist die Früherkennung von entscheidender Bedeutung.
Einer Gruppe von Physikern des Max-Born-Instituts und Medizinern der Ruhr-Universität in Bochum gelang der Durchbruch, als sie die Zellen des Hautpigments Melanin mit einem Femtosekundenlaser anregten. Dadurch lassen sich Häufungen von Melanin in der Haut nachweisen. Die Mediziner können sogar unterscheiden, ob das betroffene Gewebe gesund oder bereits zum schwarzen Hautkrebs entartet ist. Das Verfahren ist soweit ausgereift, dass es unabhängig von medizinischem Personal in öffentlich zugänglichen Screening-Zentren für Hautkrebs automatisiert angewendet werden könnte. Auf diese Weise könnten die Kosten erheblich sinken. Derzeit rechnet man weltweit mit 15 Erkrankungen auf 100 000 Menschen. Die Kosten für die Behandlung erreichen im Jahr mehr als 563 Millionen US-Dollar. Schwarzer Hautkrebs befindet sich derzeit auf dem Vormarsch.
Eine Veranstaltung widmet sich der vielfältigen Lasertechnik, die in Adlershof ansässig ist. Verschiedene Institute, Forschergruppen und Unternehmen ließen aus dem Wissenschaftspark ein Zentrum der Lasertechnik und Optoelektronik wachsen, der bereits erhebliche Fertigungskapazitäten und Arbeitsplätze in der Region geschaffen hat.