Werkstoffe unter der Lupe
Die Firma von Norbert Block prüft Materialeigenschaften
Von der Nockenwelle bis zur Gasturbine – die Block Materialprüfungsgesellschaft untersucht Werkstoffe und Komponenten aus Metall und Kunststoffen auf ihre Eigenschaften und mögliche Herstellungsfehler. Zu den Kunden zählen Unternehmen vieler Sparten. Seit Juni ist die in Charlottenburg gegründete Firma auf dem Campus Adlershof ansässig.
Ultraschall, Wirbelstrom, Röntgenstrahlen – mit Methoden wie diesen untersuchen Mitarbeiter der „Block Materialprüfungsgesellschaft“ Werkstücke ihrer Kunden. Taugt der Fertigungsprozess? Ist eine Komponente verschlissen? „Es gibt hunderte von Fragestellungen, was wir prüfen sollen“, erklärt Norbert Block, der Firmengründer. Anfang Juni zogen die akkreditierten Materialprüfer nach Adlershof um.
Blocks Firma bedient Kunden aus etlichen Bereichen: Auto- und Bahnhersteller wie Alstom und BMW, Energieunternehmen wie Vattenfall und E.ON sowie Firmen der Luft- und Raumfahrt. Die Kunden schicken Werkstücke oder Komponenten aus Metall oder Kunststoffen. Oder Mitarbeiter von Block kommen zur Untersuchung vor Ort, auch ins Ausland. Die Firma bietet zerstörungsfreie Prüfungen an – zum Beispiel per Ultraschall –, hat aber auch viele andere Prüfverfahren parat: mechanisch-technologische ebenso wie metallographische Untersuchungen bis hin zu Analysen per Rasterelektronenmikroskop.
Zwei Beispiele: Mit der Zugmaschine lassen sich Werkstücke bis zu 250 Kilonewton (25 t) auf Zugfestigkeit testen. Geräte wie dieses sind groß und erinnern an Ausrüstungen von Fitnessstudios. Die Mitarbeiter untersuchen etwa die Resistenz von Schweißnähten: Ein metallenes Werkstück bricht im Idealfall nicht an der Naht, sondern woanders. In einem anderen Raum geht es filigraner zu. Ein Autohersteller hat eine Nockenwelle eingeliefert. Sie wird zerlegt, in Kunststoff eingefasst, geschliffen und poliert. Anschließend ätzt eine Mitarbeiterin die Oberfläche an. Unter dem Lichtmikroskop erkennt sie, ob die Nockenwelle von feinen Rissen durchzogen ist oder Einschlüsse hat. Anhand des Berichts kann der Autohersteller falls nötig den Produktionsprozess verbessern.
Von April bis Oktober herrscht bei Block Betrieb rund um die Uhr. Dann läuft bei Kraftwerken die Revision. Mitarbeiter schwärmen aus, um Turbinen, Kessel und Rohre zu prüfen. Dabei werden mobile Messgeräte eingesetzt. Für Bauteile, die nicht abmontiert werden dürfen, wird u. a. die Abdrucktechnik genutzt. Damit lassen sich Aussagen über das Gefüge eines Bauteils treffen.
„Wir passen nach Adlershof wie die Faust aufs Auge“, meint Block. Jeder Fertigungsbetrieb brauche eine Qualitätskontrolle und damit auch eine Materialprüfung. Zurzeit sind 50 Mitarbeiter bei Block beschäftigt. Neue werden nicht gesucht, aber die Firma ist ein Ausbildungsbetrieb.
Der Berliner Norbert Block hat Maschinenbau studiert. Seine Firma gründete er 1991 in Charlottenburg wegen eines wichtigen Kunden: Für „Siemens Energy“ prüfte Block Gasturbinenschaufeln. Doch im März liefen viele Outsourcing-Verträge aus. Ein Umzug mit einer Ausrichtung auf erneuerbare Energiequellen bot sich an. Im „Zentrum für Photovoltaik und Erneuerbare Energien“ in Adlershof wurde man fündig. In dem modernen Gebäude belegt die Firma eine ganze Etage; zusätzlich steht im Parterre eine Industriehalle mit 500 Quadratmetern zur Verfügung. „Hier sieht es noch etwas unaufgeräumt aus“, sagt Block lächelnd. Bald werden in der Halle weitere Prüfanlagen installiert sein.
Erste Kunden hat Block zusätzlich zu den alten bereits gefunden, zum Beispiel die benachbarte Firma „Element Materials Technology“ aus dem Bereich Luft- und Raumfahrt. Weitere sollen bald folgen. Block erzählt von der Idee, mit Wärmebildkameras, installiert auf Drohnen, Alterungseffekte von Photovoltaikanlagen aufzuspüren – gemeinsam mit einem Institut in Adlershof. So geht auch die Materialprüfung mit der Zeit.
Von Sven Titz für Adlershof Journal