Über den Rand geschaut
Die Frage nach dem Stellenwert des Standortes Adlershof und seiner weiteren Entwicklung offenbart heute, nach fast zwei Jahrzehnten Aufbauarbeit, überraschende Einsichten und Perspektiven. Die Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien hat sich nicht nur im Inneren gut entwickelt. Das Konzept, aus „Wissen Wirtschaft zu machen“, hat funktioniert und funktioniert immer besser. Dies belegen die jüngsten Industrieansiedlungen. Mit rund 20.000 Menschen, die hier arbeiten, forschen und studieren, ist Adlershof dem Nischendasein entwachsen, ist erwachsen geworden und wird neu wahr genommen.
Gerhard W. Steindorf, Geschäftsführer der Adlershof Projekt GmbH, erwartet, dass sich diese Zahl in den kommenden sieben bis acht Jahren verdoppeln wird. Er sieht den Standort aber inzwischen auch in der neuen Rolle als Leitbild. Hier, am Rande und abseits der traditionellen Industriegebiete der Stadt, sei es gelungen, Cluster aufzubauen, die zu industriellen Produktionen geführt haben. Aus Spin-offs sind Unternehmen geworden, die inzwischen auf dem Weltmarkt operieren, die aber auch für eine weitere Expansion genügend Resourcen, wissenschaftlich wie räumlich, vorfinden, um diesen Weg weiter verfolgen zu können. Steindorf nennt dies den „dritten Entwicklungsring“ im planmäßigen Vorgehen des Entwicklungsträgers, der inzwischen erreicht sei.
Mit dem Erfolg auf dieser Entwicklungsstufe sei das methodische Vorgehen zum Vorbild für die städtische Entwicklung geworden und wird vor allem für die Industrialisierung Berlins zum Modell. Dass Berlin eine Reindustrialisierung nötig hat, und dass diese, betrieben mit den gleichen Ansätzen wie in Adlershof, erfolgreich sein kann, davon ist Steindorf überzeugt. In diese Richtung geht auch das Stadtentwicklungskonzept 2020 des Senats, das den „Strategieraum Südost“ als wichtigstes Zukunftsprojekt definiert. Dessen Entwicklungsachse reicht vom Kernbereich der Innenstadt, entlang von Spree und S-Bahn, bis zum neuen Flughafen BBI in Schönefeld, mit der Wissenschaftsstadt Adlershof in der Mitte. Da war es kein Zufall, dass die Geschäftsführer der Adlershof Projekt GmbH, Hardy R. Schmitz und Gerhard W. Steindorf, vom Senat mit der Erarbeitung eines Konzepts für den stillgelegten Flughafen Tempelhof, Teil des Strategieraums Südost, beauftragt worden sind.
Klaus Oberzig