Punktlandung am Segelfliegerdamm
Sondermaschinenbauer Jonas & Redmann hat neuen Stammsitz in Adlershof
Im Herbst bezieht der Sondermaschinenbauer Jonas & Redmann seinen neuen Stammsitz am Adlershofer Segelfliegerdamm. Die Adresse passt: Seit seiner Gründung 1989 hat der Mittelständler trotz teils drastischer Auf- und Abwinde souverän Kurs gehalten. Im Neubau rücken Administration, Konstruktion und Produktion zusammen, um künftig noch beweglicher agieren zu können.
Als die Welt nach der Maueröffnung auf Berlin schaute, brüteten Stefan Jonas und Lutz Redmann Tag und Nacht über Konstruktionsplänen. Über ihre Väter kannten sich die beiden Ingenieure seit Kindertagen. Nun hatten sie als Gründer einen ersten Auftrag an der Angel. Eine weltbekannte Modemarke suchte eine Lösung für ein Problem: Beim Zuschnitt von Anzugstoffen liefen die Bahnen nicht stramm genug von den Ballen und warfen Falten. „Wir konnten das Problem mit einer Schnellspannachse lösen“, berichtet Jonas. Der Kunde bestellte gleich 250 Stück. Die Gründer ließen die Achse patentieren, warfen ihre Dreh- und Fräsmaschinen an – und lieferten termingerecht.
Es kamen weitere Großkunden zu Jonas & Redmann, darunter zwei Medizintechnikkonzerne, für die das junge Maschinenbauunternehmen vollautomatische Fertigungslinien für Schlauchsysteme entwickelte. „Das war für uns technisches Neuland. Wir haben nächtelang konstruiert und programmiert, bis es funktionierte“, erinnert sich Stefan Jonas.
Dank steigender Umsätze gelang es, das Geschäft zu verstetigen. Die Beschäftigtenzahl wuchs, Strukturen in Vertrieb und Administration wurden professioneller. Das Unternehmen fasste außerdem in einer jungen, stark wachsenden Branche Fuß: der Photovoltaik. „Anfangs haben wir Anlagen zum Verbinden der Zellen für Solon gebaut, später ganze Fabriken für Q-Cells oder Solar World ausgerüstet“, berichtet Redmann. Kunden in Norwegen, Frankreich und Übersee kamen hinzu. Bald beschäftigten sie 800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Dem Aufwind folgte ein drastischer Fallwind. Die PV-Produktion in Europa brach ein. Hinzu kam, dass Anlagenbauer aus China ihre Lösungen kopierten. 2012 brachen die Umsätze ein. Sie mussten Leiharbeitnehmern/-innen und, zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte, auch Festangestellten kündigen. Da sich der Abschwung angekündigt hatte und die Unternehmerfamilien das Unternehmen mit privatem Kapital stützten, kam es nicht zum Absturz. Kontakte im Medizintechnikbereich erwiesen sich als tragfähig. „Außerdem hatten wir ab 2010 begonnen, Anlagen für die Produktion von Lithium-Ionen-Akkus zu entwickeln“, berichtet Jonas. Anfangs rüsteten sie Hochschulen und Forschungsinstitute aus. Zuletzt kamen Großkunden aus der Automobilindustrie hinzu. Und auch die Ansiedlung des Autobauers Tesla in Grünheide wertet er als gutes Signal: Es wird ernst mit der Elektromobilität. Auch in Europa entstehen Zellfabriken. „Wir sind gut vorbereitet und bieten ein breites Portfolio an Fertigungslösungen für die Batterieproduktion“, sagt er.
Heute hat der Maschinenbauer 500 Beschäftigte. Die Geschäftslage ist stabil. Dazu trägt auch eine in kürzester Zeit entwickelte Produktionslinie für zertifizierte Atemschutzmasken bei. Diverse Kunden haben sie gekauft. Zudem produzieren die Berliner selbst zehntausende Masken täglich für einen Partner, der den Bund beliefert. So lernen sie Bereiche kennen, mit denen ein Maschinenbauer sonst wenig zu tun hat: von der Lagerung riesiger Vliesballen bis zur Verpackung und zur Auslieferung der Masken. Handfest, schnell und flexibel haben sie der Corona-Krise eine ebenso pragmatische wie praktikable Lösung entgegengesetzt.
Parallel bereiten sie den Umzug in ihr neues Hauptquartier vor. Am Segelfliegerdamm haben die Partner auf 23.000 m² ein Geschäfts- und Produktionsgebäude für insgesamt 25 Millionen Euro errichten lassen. „Aus einem früheren Bauprojekt mit unserem Generalunternehmer Goldbeck kannte ich dessen Rastermaß. Damit habe ich mich hingesetzt und unsere neuen Räumlichkeiten geplant“, berichtet Stefan Jonas. Fach- und Bauingenieure haben Statik, Brandschutz und die Details der technischen Umsetzung erledigt.
Passend zur Adresse hat das Unternehmen allen Auf- und Fallwinden zum Trotz zeitlich und finanziell eine Punktlandung hingelegt. Neben 6.800 m² Büro- und über 9.000 m² Produktionsfläche gibt es ein Parkhaus mit 225 Stellplätzen, Ladestationen für Elektrofahrzeuge und überdachte Fahrradboxen. „Es ist eine runde Sache geworden“, freut sich Jonas, „auch wenn wir eine Dachbegrünung statt Photovoltaik umsetzen mussten.“ Seine Skepsis wich, als er die technische Umsetzung sah – und die angenehme Kühle der Räume in der Hitzephase erlebte.
Ein Grund mehr, sich auf die Ära Adlershof zu freuen. Für die Grundstückssuche waren Jonas und Redmann in den letzten Jahren viel dort unterwegs. „Ein gutes Zeichen für die Dynamik dort ist es, wie schnell die Baulücken knapp geworden sind“, sagt Jonas. Er ist gespannt auf die Kooperationsmöglichkeiten mit den Unternehmen und Instituten vor Ort. „Darum kümmern wir uns, sobald der Umzug geschafft ist“, kündigt er an.
Von Peter Trechow für Adlershof Journal
Objektgestaltung Legler Objekt & Konzept GmbH: www.legler-ok.de/jonas_redmann/