Pepperl+Fuchs-Bau in Adlershof
Der Hersteller von industriellen Sensoren und Explosionsschutzlösungen führt seine Berliner Standorte zusammen
Was 1945 als Radiowerkstatt in Mannheim begann, ist heute ein global führender Hersteller von industriellen Sensoren und Explosionsschutzlösungen mit über 900 Millionen Euro Umsatz und 6.850 Beschäftigten. Aktuell plant die Pepperl+Fuchs Gruppe einen Neubau in Adlershof, um ihre beiden Berliner Standorte zusammenzuführen.
Im Gespräch über die Neubaupläne seines Unternehmens im größten Technologiepark Deutschlands kommt der Vorstandsvorsitzende der Pepperl+Fuchs Gruppe, Gunther Kegel, regelrecht ins Schwärmen: „Adlershof ist eine geniale Location!“ Er lobt die seit der Fertigstellung des Flughafens Berlin-Brandenburg hervorragende Verkehrsanbindung, hebt das Umfeld mit 1.300 Unternehmen und 18 wissenschaftlichen Einrichtungen hervor und spricht die vielen tausend Studentinnen und Studenten an, die in Adlershof ein- und ausgehen. All das sei wichtig. Denn als global führender Hersteller von industriellen Sensoren und Lösungen für den elektrischen Explosionsschutz brauche Pepperl+Fuchs sowohl Innovationspartnerschaften in der Wissenschaft und Forschung als auch hochqualifizierte Fachkräfte aus der Elektrotechnik für die Hard- und Softwareentwicklung. Weil immer mehr Unternehmen um eine begrenzte Anzahl von Absolventinnen und Absolventen der entsprechenden Fachrichtung werben, sei es wichtig, an einem Standort wie Adlerhof Gesicht zu zeigen und die Vernetzungsmöglichkeiten vor Ort so weit wie möglich auszuschöpfen.
Kegel kennt Berlin nicht erst, seit sein Unternehmen Ende 2022 den erfolgreichen Mittelständler Witt Sensoric mit modernem Firmengebäude und Grundstück in der Ernst-Lau-Straße am Landschaftspark übernommen hat. Pepperl+Fuchs hatte mit Visolux schon 22 Jahre zuvor einen Berliner Elektronikspezialisten gekauft. Nach der Übernahme fand das damals angeschlagene Unternehmen in die Erfolgsspur zurück, zog in den Tempelhofer Süden und widmet sich dort der Forschung und Entwicklung, der Montage und Erprobung komplexer Baugruppen sowie der Vorbereitung von Serienanläufen. „Allerdings haben wir den Firmensitz in der Kitzingstraße nur angemietet. Das macht es uns nun einfacher, beide Berliner Standorte zusammenzuführen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Zumal sich bei der Akquisition der Witt Sensoric GmbH die Möglichkeit ergeben habe, einen Erbpachtvertrag für das direkte Nachbargrundstück abzuschließen. „Dort planen wir nun einen Erweiterungsbau, in den unser Team aus Tempelhof möglichst schon 2027 einziehen soll“, berichtet er. Denn dann laufe der dortige Mietvertrag aus.
Wie viele Unternehmen weltweit, zieht Pepperl+Fuchs Konsequenzen aus den Erfahrungen der Coronazeit. „Wir haben gelernt, dass unsere Beschäftigten auch im Homeoffice hochproduktiv sind“, berichtet Kegel. Bis zu drei Tage pro Woche stehe es ihnen seither frei, von zuhause aus zu arbeiten. Am neuen Sitz plant das Unternehmen unter dem Titel Work-21 moderne Arbeitswelten mit Shared Desks – und einer gegenüber den getrennten Standorten reduzierten Gesamtfläche. „Bei Bedarf werden wir zusätzliche Flächen für die Erprobung unserer Sensoren anmieten“, erklärt er. Beispielsweise wenn es darum gehe, die modernen LiDAR-Scanner (Light Detection and Ranging) mit 60 Metern Reichweite zu erproben. Da solche Versuche eher die Ausnahme als die Regel sind, sei es sinnvoll, bedarfsgerecht zu agieren, anstatt Laborflächen vorzuhalten, die am Ende nur selten genutzt werden.
Nach dem Siegeszug der sogenannten Lean Production scheint nur die Ära der Lean Facility anzubrechen. Die Adlershofer Pläne für den Pepperl+Fuchs-Bau liegen im Trend: Jüngst hat das Münchener ifo-Institut eine Studie vorgestellt, wonach bereits zwölf Prozent aller Dienstleister und Großunternehmen in Deutschland ihre Büroflächen reduziert haben und weitere 14 Prozent diesen Schritt in den kommenden fünf Jahren planen. Kegel sieht die Pläne mitnichten nur als Sparmaßnahme. Vielmehr erhofft er sich von der Flexibilisierung der Arbeitsumgebung, dem Zusammenführen der Berliner Teams und deren stärkeren Durchmischung am neuen Standort intensiveren Austausch und neue Synergien.
Ralf Nestler für Adlershof Journal