Passgenaue Analytik aus dem Adlershofer Prüfinstitut PiCA
Im Gespräch mit Andreas Mattulat, Lebensmittelchemiker und Geschäftsführer
Wer freiwillig weit vor 6:00 Uhr aufsteht, um ins Büro nach Adlershof zu fahren, muss Frühaufsteher sein oder sehr großen Spaß an der Arbeit haben. Letzteres trifft auf Andreas Mattulat zu. Er ist Gründer und Geschäftsführer der PiCA Prüfinstitut Chemische Analytik GmbH. Fasziniert von Chemie war er schon als Zehntklässler. Diese Leidenschaft ist bis heute ungebrochen, auch wenn er inzwischen nicht mehr selbst im Labor steht.
Den ersten Businessplan hatte er bereits 1997 in der Schublade. Doch erst der sich abzeichnende Verkauf der Adlershofer Sofia GmbH, bei der Mattulat fünf Jahre beschäftigt war, gab schließlich den Anstoß, selbst Unternehmer zu werden. Das war im Jahr 2003, der Geburtsstunde von PiCA. Das Unternehmen ist schnell gewachsen von damals zwei auf heute fast 50 Mitarbeiter. Die Nachfrage nach Analytikdienstleistungen steigt weiter, die Branche boomt. Das beweist auch das Wachstum zahlreicher Labore in der Analytic City Adlershof. Angst vor einem Burnout hat der 55-jährige PiCA-Chef nicht. Kraft tankt er in den Tiroler Bergen und beim Paddeln auf den Berlin-Brandenburger Gewässern.
Fipronil in Hühnereiern, Glykol im Wein – Lebensmittelskandale bestimmen häufig die Schlagzeilen. Sind Sie besonders vorsichtig, was Sie essen?
Nein, ich nenne das Risikostreuung und esse alles in Maßen. Frische saisonale Produkte bestimmen dabei meinen Speiseplan.
Fast täglich gibt es Lebensmittelrückrufaktionen. Woran liegt das?
Es wurde noch nie so viel kontrolliert wie heute. Die zahlreichen Kontrollen und besseren Analysemöglichkeiten führen auch zu einer Zunahme von positiven Nachweisen. Die überwiegende Zahl der Hersteller kommt ihrer Sorgfaltspflicht nach und ruft oft schon aus Vorsorgegründen Produkte zurück, wenn Gesundheitsgefährdungen bestehen. Einen Lebensmittelskandal möchte niemand riskieren.
Was untersucht PiCA genau?
Wir bieten als privater und unabhängiger Labordienstleister analytisch-chemische Prüfungen an. Unser Kerngeschäft ist die Produktanalytik, das heißt, wir untersuchen beispielsweise Lebensmittelverpackungen, Spielwaren, Lebensmittel, Kosmetik und Textilien auf unerwünschte Rückstände und wertgebende Bestandteile. Hinzukommen die Innenraum- und Umweltanalytik.
Kann ich mich auch als Privatperson an Sie wenden?
Natürlich, obwohl Privatpersonen nur einen Bruchteil unseres Umsatzes ausmachen. Wer etwa im Eigenheim sein Dachgeschoß ausbauen oder eine Immobilie erwerben möchte, dem empfehle ich, diese auf Holzschutzmittelaltlasten und Schadstoffe untersuchen zu lassen.
Was kostet so eine Schadstoffuntersuchung?
Das ist abhängig von Art und Umfang der Untersuchungen. Sie beginnen bei 80 Euro netto.
In Adlershof gibt es zahlreiche Analytikdienstleister. Worauf spezialisiert sich PiCA?
Als akkreditierter Spezialanalytikanbieter haben wir relativ wenige Standarduntersuchungen, sondern entwickeln für unsere Kunden passgenaue Analytik. Das erklärt auch den hohen Akademikeranteil unserer Mitarbeiter, der über 50 Prozent liegt. Zuletzt haben wir unser Portfolio erweitert um die Analytik von Pestiziden in Lebensmitteln wie Tee, Kräuter, Hopfen und Öl.
Woher holen Sie Ihren Nachwuchs?
Wir bieten Praktika an, arbeiten eng mit den Berliner Oberstufenzentren Emil-Fischer-Schule und Lise-Meitner-Schule sowie der Technischen Universität Berlin zusammen. Studenten schreiben ihre Bachelor-, Master- und Doktorarbeit bei uns. Wir überlegen, künftig selbst auszubilden im Rahmen einer Verbundausbildung.
Wo sehen Sie PiCA in zehn Jahren?
Ich gehe davon aus, dass PiCA weiter wächst. Vielleicht haben wir bis dahin eigene Laborräume.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich bin gern in der Natur, gehe wandern, beobachte Tiere. Wenn ich auf einem Berg in Tirol stehe, kann ich wunderbar abschalten. An die Berlin-Brandenburger Gewässer zieht es mich vorrangig zum Paddeln.
Kocht ein Lebensmittelchemiker auch gern?
Ich? Unbedingt! Am liebsten probiere ich Neues aus, gerne koche ich asiatische Gerichte.
Das Interview führte Sylvia Nitschke für Adlershof Journal