Noch ist Humboldt nicht verloren...
Erklärung des Präsidenten zum Exzellenzpoker
Quelle: Presseerklärung des Präsidenten der Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Christoph Markschies vom 20.1.2006:
1. Die Humboldt-Universität zu Berlin begreift die Entscheidung der Gemeinsamen Kommission von Wissenschaftsrat und Deutscher Forschungsgemeinschaft über den Vorantrag der Universität zur dritten Förderlinie unter dem Titel „The Humboldt Research School: A Unique Place for Junior Researchers“ als sehr ernste Warnung.
2. Die Ablehnung eines Vorantrags in der Förderlinie „Zukunftskonzepte“ des Exzellenzwettbewerbs entscheidet zwar nicht über das Leistungsniveau einer ganzen Universität, aber die Tatsache, dass ein solcher entscheidender Antrag nach Ansicht hoch renommierter internationaler Gutachter nicht die Qualität unserer Universität zum Ausdruck bringt, kann von uns allen nicht einfach hingenommen werden.
3. Die gescheiterte Antragstellung in der ersten Förderrunde erfolgte in der Zeit einer schwierigen Phase der Kandidatenfindung für das Präsidentenamt. In der Verantwortung des neuen Präsidenten liegt es nun aber, Konsequenzen zu ziehen und die Universität in einem zweiten Versuch zum Erfolg zu führen. Er wird dies gemeinsam mit dem ganzen Präsidium und der Unterstützung aller Universitätsangehöriger tun.
4. Auch in dieser Stunde freut sich die Humboldt-Universität über die positiven Voten zu Voranträgen für Exzellenzcluster und Graduiertenschulen, die ihre Angehörigen ausgearbeitet haben. Angesichts der sehr ernsten Situation sind alle Antragstellerinnen und Antragsteller ebenso herzlich wie dringend gebeten, in den Langanträgen der ersten und zweiten Förderlinie das Leistungsniveau der Universität öffentlich sichtbar zu machen.
5. Wir gratulieren schließlich auch unseren Kolleginnen und Kollegen der beiden anderen Berliner Universitäten zu ihren Erfolgen.
Nachdem heute die Entscheidung der Gemeinsamen Kommission von Wissenschaftsrat und Deutscher Forschungsgemeinschaft gefallen ist, kann die Humboldt-Universität zu Berlin nun in folgenden Initiativen Vollanträge stellen:
Exzellenzcluster "Campus Adlershof - Materials in New Light”
Neues Licht - das sind zum Beispiel extrem kurze Lichtpulse oder einzelne Photonen, die sich hervorragend dazu eignen, die Bewegung von Atomen in Materialien direkt "bei der Arbeit" zu verfolgen, Informationen in einzelnen Molekülen zu speichern, oder Daten über lange Strecken abhörsicher zu übertragen.
Die Wechselwirkung zwischen Licht und Materie, eines der fundamentalen Themen der modernen Naturwissenschaften, stellt dabei den Schlüssel zum Verständnis vieler grundlegender Phänomene in Physik, Chemie, Material- und Lebenswissenschaften, und die Basis für ein breites Spektrum neuer Technologien dar. Der Cluster „Campus Adlershof – Materialien in neuem Licht” vereint neue Wege der Lichterzeugung mit einem extrem breiten Parameter-Spektrum, die Verwendung dieses neuen Lichts zur Entschlüsselung und zur Kontrolle der Beziehungen zwischen Struktur, Dynamik und Funktion von komplexen Quantensystemen und Materialien, sowie die Entwicklung von neuen auf der Wechselwirkung von Materialien und Licht basierenden Anwendungen in der Optoelektronik und der Materialanalytik.
Die Humboldt-Universität und ihre Partner werden durch das Cluster ihre internationale Stellung auf diesem Gebiet durch herausragende interdisziplinäre Forschung, den Transfer der Ergebnisse in Innovationen und die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern stärken.
Sie baut dabei auf sechs Sonderforschungsbereiche in den Feldern Materialien, Oberflächen, schnelle Reaktionen und komplexe Prozesse, die enge Vernetzung von Wissenschaftlern aus universitärer und außeruniversitärer Forschung sowie Unternehmen auf dem Campus Adlershof auf.
Sprecher: Prof. Dr. Jürgen Rabe
und
„Regenerative Therapies: Translating Celldifferentiation into tissue Regeneration“
Sprecher: Hans-Dieter Volk, Institutsdirektor des Instituts für Medizinische Immunologie;
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Charité Campus Mitte
Graduiertenschulen:
“Berlin School of Mind & Brain”
Obwohl die Vorsilbe „neuro-“ mittlerweile in vielen und ganz unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen wie Neurophilosophie, Neuroökologie und Neuroökonomie verwendet wird, ist in den meisten Fällen nicht klar, was die Forschungsansätze dieser Disziplinen miteinander verbindet. Dazu kommt, dass Themen wie „Freier Wille“, „Gerechtigkeit“ und „Ethik“ von führenden Forschern zunehmend transdisziplinär behandelt werden. In der Ausbildung der Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler ist die fachübergreifende Behandlung solcher Fragestellungen jedoch immer noch ungewöhnlich.
Die “Berlin School of Mind & Brain” ist eine gemeinsame Initiative der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Lebens-, Geistes- und Sozialwissenschaften.
Diese Graduate School wird eine transdisziplinäre Plattform für die
vielschichtigen Beziehungen zwischen den verschiedenen Wissenschaftskulturen zur Verfügung stellen und damit ihr Zusammenwachsen fördern. Unter Führung der Humboldt-Universität, eingebunden in das bestehende dichte Netz von Graduiertenkollegs und Sonderforschungsbereichen und in enger Kooperation mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wird die Graduiertenschule die nächste Generation von Wissenschaftlern ausbilden.
Diese Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler werden nicht mehr durch die traditionellen Grenzen einzelner Disziplinen beschränkt sein. Sie erhalten im Rahmen ihres Doktorandenstudiums eine breite, grundlegende Ausbildung, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit anderen Fachkulturen kennen und für ihre Forschungsarbeit schätzen zu lernen.
Sprecher: Prof. Dr. Arno Villringer
und
Berlin Mathematical School
als Gemeinsamer Antrag der drei Berliner Universitäten unter Sprecherschaft
der Technischen Universität Berlin
Kontakt:
Dr. Angela Bittner
Humboldt-Universität zu Berlin
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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