Mikrosystemtechnik-Branche bietet gute Jobs
Sechs Ausbildungsnetzwerke kümmern sich um den Nachwuchs für diese Schlüsseltechnologie/Koordinationsstelle arbeitet jetzt in Berlin Adlershof
„In Industrie und Forschung haben Fachkräfte der Mikrosystemtechnik derzeit sehr gute Berufschancen; gut 80 Prozent der Hochschulabsolventen und jungen Facharbeiter finden bereits während oder kurz nach ihrer Ausbildung – also im ersten Anlauf – einen interessanten und gut bezahlten Arbeitsplatz“, ist sich Nicolas Hübener sicher. Er ist Projektleiter und Sprecher von bundesweit sechs regionalen Aus- und Weiterbildungsnetzwerken für die Mikrosystemtechnik (AWNET), die sich das Ziel gestellt haben, die Aus- und Weiterbildung in dieser Zukunftstechnologie zu verbessern. Die überregionalen Aktivitäten von AWNET werden seit Beginn dieses Jahres vom Zentrum für Mikrosystemtechnik (ZEMI) in Berlin Adlershof koordiniert.
Mikrosystemtechnik (MST) ist eine noch junge Querschnittstechnologie, die beispielsweise elektronische, optische und mechanische Verfahren und Produkte zusammenführt und dabei Mikrotechniken zur Miniaturisierung von Erzeugnissen und zur Integration vielfältiger Funktionen in solchen Systemen nutzt. MST bringt ebenso CD- oder DVD-Spieler zum laufen wie moderne Autos und Kommunikationseinrichtungen, Handys und medizinische Geräte. Nach Aussage von Experten verdoppelt sich der weltweite Markt für solche Hightech-Lösungen etwa alle fünf Jahre. Um dieses rasante Entwicklungstempo mitgehen zu können, bedarf es in Deutschland einer gezielten Nachwuchsförderung sowohl im akademischen als auch im Facharbeiterbereich, so wissen es die Fachleute.
Aus diesem Grunde haben sich MST-Bildungsnetzwerke in den vergangenen drei Jahren in Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und im Saarland etabliert. Geradezu Bedingung für eine hohe Qualität der Ausbildung ist die enge Kooperation von Institutionen und Firmen aus dem Hoch- und dem Berufsschulbereich, der Forschung und der Industrie, sagt Hübener. Im ebenfalls durch das ZEMI von Adlershof aus koordinierten MANO-Netzwerk (Mikrosystemtechnik Ausbildung in Nord-Ostdeutschland), haben sich bislang gut 30 solcher Partner aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zusammen gefunden, um sowohl die Erstausbildung voranzutreiben und neue Ausbildungsformen zu initiieren als auch Qualifizierungsangebote zu entwickeln und den überregionalen Austausch mit den anderen Netzwerken zu fördern. Letztere Aufgabe ist dem neuen Sprecher der Netzwerke nunmehr besonders wichtig. „Wir wollen, dass jetzt ein überregionaler Verbund entsteht, der die bundesweit vorhandenen regionalen Ressourcen und Kompetenzen bündelt, nutzt und anbietet. Das können zum Beispiel Bildungs- und Serviceangebote sein oder aber auch, ganz konkret, regional vorhandene Reinraumkapazitäten.“ Als erstes hat Hübener deshalb eine aktuelle Übersicht über Bildungs- und Dienstleistungsangebote der Netzwerke erarbeitet, die interessierte Unternehmen bei ihm abrufen können. „Wir wollen die Zusammenarbeit der Partner deutschlandweit aktivieren und treten deshalb jetzt verstärkt ebenfalls an Branchenverbände und andere Interessenvertreter der Firmen heran.“
Obwohl es momentan einen großen Bedarf an exzellent ausgebildeten MST-Fachleuten gebe, habe die Ausbildung in Deutschland zur richtigen Zeit begonnen, resümiert Hübener. Anfang der 90er Jahre, die ersten Mikrosysteme hatten Einzug gehalten in den Automobilbau, die Medizintechnik und Teile der Konsumgüterindustrie, wurden Direktstudiengänge Mikrosystemtechnik an Hochschulen etwa in Berlin und Regensburg eingerichtet. Nach und nach integrierten weitere Hochschulen MST als Nebenfach in naturwissenschaftlichen Studienrichtungen oder boten zumindest solche Lehrveranstaltungen an. 1998 begann die Berufsausbildung zum Mikrotechnologen mit den Schwerpunkten Halbleiter- und Mikrosystemtechnik. Über 700 Jugendliche haben sie bislang erfolgreich absolviert. Etwa 500 sind derzeit in der Lehre.
Heute gibt es bundesweit zwölf eigenständige Studiengänge mit dem Abschluss MST-Ingenieur, darunter auch einen in der Hauptstadt. Insgesamt 2000 Studenten haben einen solchen Abschluss schon erworben. Die Zahl der Hochschulen, die MST im Lehrprogramm haben, beziffert Hübener mit rund 80, darunter neun in der MANO-Region. Mit einem von allen Netzwerken gemeinsam erstellten Positionspapier zur zukünftigen Ausgestaltung des Aus- und Weiterbildungssystems in der Mikrosystemtechnik soll der ernorme Erfahrungsschatz auch für weitere Hochtechnologien nutzbar gemacht werden. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Neustrukturierung der Mikrotechnologen-Lehre sowie der Schaffung einer Aufstiegsqualifizierung für Facharbeiter. „Wir wollen dazu beitragen, dass durch gut ausgebildete Fachkräfte das Technologie- und Anwendungspotential der MST genutzt wird“, sagt der Projektleiter.
Kontakt:
Nicolas Hübener
Zentrum für Mikrosystemtechnik Berlin
Aus- und Weiterbildungsnetzwerke für die Mikrosystemtechnik
Max-Planck-Straße 5
12489 Berlin
Telefon: (030) 63 92 33 96
Telefax: (030) 63 92 33 92
E-Mail: nicolas.huebener(at)zemi-berlin.de