MGB Endoskopische Geräte GmbH Berlin
TSBmedicinews, Center of Medical Technology, 1/2004
Manfred Ronzheimer
Die MGB Endoskopische Geräte GmbH Berlin nutzt Synergien aus zwei Kontinenten. Während am deutschen Firmensitz im Berliner Technologiepark Adlershof der Schwerpunkt auf den Komponenten Feinmechanik, Optik und Mikrosystemtechnik liegt, wird in Südkorea die digitale Elektronik für die minimal invasiven Medizingeräte entwickelt und gefertigt.
Die technische Doppelstrategie hat sich aus Sicht von MGB-Geschäftsführer Johannes Tschepe auch unternehmerisch bewährt. »Unser Firmenmodelleiner Technologieallianz und einer Vertriebsallianz ist in den letzten sieben Jahren gewachsen und funktioniert immer besser«, stellt Tschepe fest. Heute sind bei MGB in Berlin 32 Mitarbeiter beschäftigt, beim koreanischen Schwester-Unternehmen sind es 26 Mitarbeiter. Gemeinsam wurde 2003 ein Umsatz von 6,5 Mio Euro erzielt.
Was heute eine stabile Geschäfts-Brücke zwischen Europa und Asien darstellt, war im Krisenjahr 1997 nicht mehr als ein Rettungsring. Damals musste die alte MGB Medizinische Geräte GmbH Berlin, einer der ältesten medizintechnischen Hersteller der Stadt mit Wurzeln bis ins Jahr 1886, Insolvenz anmelden. Damals noch Entwicklungsleiter für Endoskopie, nutzte Johannes Tschepe seine auf der MEDICA geknüpften Kontakte zu koreanischen Firmen, um das Berliner Unternehmen zu retten. Als ein Unternehmen der in Seoul ansässigen Medison-Gruppe wurde die neue MGB Endoskopische Geräte GmbH gegründet, die im Adlershofer Photonik-Zentrum ihren Sitz nahm. Die Kooperation mit Korea erwies sich für beide Seiten als Glücksfall.
»Bei unseren Elektronik-Komponenten haben wir in Korea deutlich geringere Entwicklungszeiten«, berichtet Tschepe. Günstig war für die Berliner auch die Einbindung in koreanische Förderprogramme der Mikrosystemtechnik. Im Gegenzug ist es für die asiatischen Partner wichtig, dass die MGB-Geräte in Deutschland abschließend gefertigt und unter dem Label »Made in Germany« nach Fernost exportiert werden können. Tschepe: »Das ist ein erheblicher Vertriebsvorteil für uns«.
Heute hat MGB 1.100 Produkte im Angebot, davon 250 Eigenprodukte, die alle Einsatzmöglichkeiten der Endoskopie und kompletter Systeme für minimal invasive Chirurgie abdecken. Je ein Viertel des Umsatzes werden in Westeuropa, Osteuropa und Korea/China erzielt. Der amerikanische Markt ist noch nicht erobert. Auch in Deutschland verkauft MGB aufgrund gegebener Marktstrukturen nicht viel, während man in Korea Marktführer ist.
Firmenchef Tschepe unterstreicht den innovativen Charakter von MGB. »Unsere Vision ist es, intelligente bildgebende Systeme und Instrumente für die minimal invasive Chirurgie zu entwickeln und zu vertreiben«, erklärt er. »Dabei setzen wir in Berlin den Schwerpunkt auf den Einsatz der Mikrosystemtechnik«. In den letzten Jahren sind enge Kontakte zu wissenschaftlichen und medizinischen Einrichtungen geknüpft worden. Kooperationen bestehen mit dem TU-Institut von Professor Heinz Lehr, dem Zentrum für Mikrosystemtechnik (ZEMI), dem Verbund OptecBB sowie mit Berliner Kliniken.
Zu den jüngsten Produktinnovationen zählt ein Video-Laparoskop, das MGB zusammen mit Prof. Lehr und dem Berliner Sondermaschinen-Hersteller BOS entwickelt hat. Die Besonderheit des Endoskops ist ein winziger Linearmotor, der während der Operation die Linsen verschiebt, wodurch der Chirurg per »optischem Zoom« die betreffenden Körperstellen in Nahaufnahme betrachten kann.
Derzeit befindet man sich in der Phase des Prototyps. »In diesem Frühjahr wollen wir mit einem ersten System in eine Berliner Klinik gehen«. Eine andere Innovation, ein äußerst kleines hochintegriertes laparoskopisches Komplettsystem, hat bereits seine Markteinführung hinter sich. Die mexikanische Regierung beschaffte das System für die Kliniken des Landes; in Kürze gehen 30 Systeme nach Russland. Gut im Geschäft ist MGB auch mit seiner »Schattenoptik-Technik«, die zusammen mit der Universitätsklinik Tübingen entwickelt wurde.
Als nächster Schritt des Firmenwachstums steht die Vergrößerung des koreanischen Standbeines durch den Zusammenschluss mit der Firma Bionet (50 Mitarbeiter, 5 Mio Euro Umsatz 2003) an, die in Korea EKGGeräte und Patientenmonitoring-Systeme herstellt. Von Berlin aus möchte man den Vertrieb und Kundenservice dieser Medizingeräte verstärken, mit positivem Beschäftigungseffekt. »Ich erwarte dadurch mittelfristig«, sagt MGB-Chef Johannes Tschepe, »drei bis sechs neue Arbeitsplätze für Adlershof«.
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MGB Endoskopische Geräte GmbH Berlin
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