Melbourne is Calling
Adlershofer Vakuumsystem-Spezialist FMB arbeitet für das „Australian Synchrotron Project“ und erkämpfte sich volle Auftragsbücher
Die Berliner FMB Feinwerk- und Messtechnik GmbH hat einen weiteren Großauftrag für das „Australian Synchrotron Project“ erhalten, die größte staatliche Forschungsinvestition Australiens seit drei Jahrzehnten. In einem weltweiten Ausschreibungsverfahren konnte sich der Adlershofer Elektronenspeicherring-Spezialist mit seiner Offerte gegen deutsche, italienische und kanadische Wettbewerber durchsetzen und wird nun auch die so genannten Front Ends für die Anlage in Melbourne liefern, die in etwa zwei Jahren in Betrieb gehen soll. 2004 hatte sich die FMB GmbH bereits den Auftrag für das komplette Ring-Vakuumsystem gesichert.
Das Adlershofer Hightech-Unternehmen, einer der Weltmarktführer bei Vakuumsystemen für Synchrotronstrahltechnik, wird in den kommenden Monaten alle neun Front Ends für das Projekt im australischen Bundesstaat Victoria fertigen. Dabei handelt es sich um mehrere Meter lange Strahlauslasssysteme am Speicherring, die diesen mit den so genannten Beamlines verbinden, in denen die Synchrotronstrahlung für wissenschaftliche Experimente und Aufgaben der Materialbearbeitung aufbereitet wird. Die Kopplungsstrecken enthalten Vakuumschutz-, Strahlenschutz- sowie Messsysteme und sollen von Januar bis März nächsten Jahres in Melbourne installiert werden. Der neue Auftrag für FMB hat einen Umfang von rund 2,5 Millionen australischen Dollar (1,5 Millionen Euro). Die Berliner Mittelstandsfirma hat sich zudem für die Teilnahme an der in diesem Sommer stattfindenden Ausschreibung der Beamlines qualifiziert.
Herzstück des „Australian Synchrotron Project“ ist ein ringförmiger Teilchenbeschleuniger aus Edelstahl, der mit einem Umfang von 220 Metern mit der Anlage BESSY II in Berlin Adlershof vergleichbar sein wird. Auftragsgemäß konstruiert, fertigt und testet FMB das aus 14 Sektoren bestehende Vakuumsystem des Speicherringes. Die Projektierungsphase war Ende 2004 abgeschlossen, jetzt ist der erste, elf Meter lange Sektor in der Feinwerk- und Messtechnik GmbH produziert und geprüft worden. Dabei sei erstmals in der Branche ein neues Transport- und Ausheizverfahren zur Anwendung gekommen, das bei Swiss Light Source, der Schweizer Speicherringanlage nahe Zürich, entwickelt wurde, wie FMB-Geschäftsführer Uwe Schneck mitteilte.
„Dazu haben wir das aus Vakuumkammern, Pumpen, Ventilen und Messgeräten bestehende Teilstück bei uns komplett montiert und mittels einer neuen Halte- und Transportvorrichtung, einer Eigenkonstruktion, in einen speziellen Ausheizofen gebracht, den die gleichfalls in Adlershof ansässigen Firma Bestec konstruiert hat.“ Die Technik sei dann drei Tage unter Vakuumbedingungen erhitzt worden, um Restgase aus dem Material zu bekommen, sagte Schneck. „Dadurch sichern wir, dass die Anlage nach der Montage in Melbourne ohne lange Vorbereitungsphase einsetzbar und das Ultrahochvakuum in ihr schnell erreicht sein wird.“ An dem ersten erfolgreichen Test dieser Art hätte ein Spezialist des langjährigen Geschäftspartners aus der Schweiz vor Ort in Berlin einen wichtigen Anteil erbracht, betonte der Geschäftsführer.
Nach seinen Worten wird das Speicherring-Vakuumsystem ab Mitte 2005 in Melbourne unter Anleitung Adlershofer Ingenieure von australischen Fachkräften montiert, die bei FMB in diesem Frühjahr dafür trainierten. Der im Vorjahr gleichfalls gegen starke Wettbewerber erkämpfte Auftrag hat einen Leistungsumfang von rund 4,5 Millionen australischen Dollar (2,9 Millionen Euro) und ist das bislang größte Auslandsprojekt des innovativen Präzisionsgerätebauers aus Adlershof. Laut Schneck beträgt der Auftragsvorlauf derzeit insgesamt etwa eineinhalb Jahre. Über 80 Prozent davon wird FMB in Westeuropa und in Übersee realisieren, darunter im englischen Oxford, in Indien, Kanada und Singapur. Nach Unternehmensangaben sind alle Beschleuniger-Vakuumsysteme aus Edelstahl, die in den letzten fünf Jahren weltweit errichtet wurden, in Adlershof konstruiert und gefertigt worden. Bei einer Festveranstaltung im Spätsommer will die Firma gemeinsam mit Geschäftspartnern ihr 15jähriges Gründungsjubiläum feiern. FMB beschäftigt gegenwärtig 50 Mitarbeiter, ein Drittel davon sind Ingenieure.
Kontakt:
Uwe Schneck
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