Magnete für kluge Köpfe
Warum Tech-Zentren auch in der Zukunft wichtige Wachstumsmotoren sind
Sind Technologieparks angesichts hybriden Arbeitens ein Auslaufmodell? Mitnichten. In Adlershof lässt sich studieren, wie Tech-Zentren kluge Köpfe zusammenbringen und daraus vitale Unternehmen wachsen.
Bald heißt es für die JPT Peptide Technologies GmbH Abschied nehmen aus dem Zentrum für Biotechnologie und Umwelt (ZBU). Das Wachstum der Biotech-Firma verlangt nach neuen großen Räumen und Laboren für die 150 Mitarbeitenden mit Hunderten von Maschinen. „Wir schließen derzeit den Bau einer neuen Produktionsanlage mit über 8.000 Quadratmetern ab“, berichtet Geschäftsführer Aurélien Claeyssen. „Dieser neue Standort soll mehr als 220 Mitarbeitende aufnehmen und unsere technischen Kapazitäten ausbauen.“
JPT entwickelt und produziert Peptide: kleine Moleküle, die in einer breiten Palette von Biowissenschaftsanwendungen eingesetzt werden. „Beispielsweise können Peptide zur Behandlung einiger Krebsarten, zur Bewertung der Wirksamkeit eines Impfstoffs oder neuerdings zur Behandlung von Fettleibigkeit verwendet werden“, erklärt Claeyssen.
Die Firma, seit 2004 am Standort, kann eine Million Peptide pro Jahr herstellen, was sie zu einem der weltweit größten Produzenten macht. „JPT war mit mehreren patentierten Technologien schon immer ein Pionier auf seinem Markt und setzt weiterhin auf Innovationen, um an der Spitze des Wettbewerbs zu bleiben“, sagt Claeyssen. Daher der Neubau. Eine Erfolgsgeschichte.
Wie überhaupt die Technologiezentren in Adlershof. Diese Zentren sind notwendig, auch und gerade, nachdem postpandemisches Remotearbeiten en vogue ist. Menschen benötigen Orte, an denen sie gemeinsam Ideen entwickeln und diese zum Fliegen bringen können. „Die Konzentration von Akteuren an einem Standort ist essenziell für den Erfolg eines Technologiestandorts“, betont Axel Gutzmer, Leiter des Vermietungsteams der WISTA Management GmbH und bislang Leiter der Biotech- und Umwelt-Technologiezentren. „Kurze Wege, starke Vernetzung und die Diversität der Stakeholder – von Start-ups über mittelständische Unternehmen bis hin zu Universitäten – schaffen ein ideales Ökosystem.“ Forschung und Entwicklung profitierten vom interdisziplinären Austausch, der nur an solchen Standorten in diesem Umfang möglich sei.
Was umso besser gelingt, wenn die Infrastrukturdabei tatkräftig unterstützt – und sich möglichst flexibel ändernden Bedarfen anpassen lässt. „Unsere Technologiezentren bieten Unternehmen ideale Voraussetzungen, insbesondere in frühen Entwicklungsphasen“, erklärt Gutzmer. „Durch flexible Mietmodelle und Laufzeiten können Firmen ihren Flächenbedarf je nach Wachstum anpassen.“
So wie es bei dem Wachstumskurs von JPT der Fall war. „Normalerweise dauert es Jahre, ein innovatives Unternehmen zu etablieren und profitabel zu werden“, erklärt Claeyssen. „Daher ist es entscheidend, flexible Lösungen für Infrastrukturen zu haben, die sich an die Entwicklung anpassen, insbesondere wenn es um Labore geht, die große Investitionen darstellen.“ Die WISTA sei dabei ein wichtiger Partner: „Sie hat unsere Entwicklung unterstützt und bot Zugang zu voll ausgestatteten Laboren, was nicht üblich ist.“
Um Technologiezentren zukunftsfähig zu halten, muss kontinuierlich in Instandsetzung, Inspektion, Prüfung und Wartung der Gebäude investiert werden. „Anlagenkomponenten werden sukzessive durch effizientere und leistungsfähigere Systeme ersetzt, um die Medienverfügbarkeit und den technischen Standard der Gebäude sicherzustellen“, nennt Gutzmer nur ein Beispiel.
Ein kontinuierlicher Prozess ist es auch, die Attraktivität des Standorts langfristig zu sichern und dessen Stärken auszubauen. „Mit Blick auf moderne Arbeitswelten schaffen wir innovative Arbeitsumgebungen, um nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum zu fördern“, berichtet Gutzmer und verweist insbesondere auf ST3AM. Die neuen Räumlichkeiten in der Rudower Chaussee 28 stellen die Menschen mit ihren Bedürfnissen in den unterschiedlichen Arbeitsphasen in den Mittelpunkt.
Damit Technologiezentren funktionieren, braucht es zudem Personal. Auch wenn viele Kräfte eher im Hintergrund wirken, sind letztlich sie es, die den „Laden am Laufen“ halten. Etwa Gebäudeverantwortliche für die Zentren und die Technikteams. Hinzu kommen Veranstaltungs- und Netzwerkmanager. Nicht zuletzt hat sich die Beratung in der Gründungswerkstatt Adlershof (GWA) als Wegbereiter für unternehmerische Erfolgsgeschichten bewährt.
Für solche wie die von GWA-Stipendiat Henning Fitschen. Schon während seines Ingenieurstudiums der Umwelttechnik war Fitschen von den Möglichkeiten der Photovoltaik (PV) elektrisiert. Nach zwei Festanstellungen wusste er: Ich will selbst PV-Anlagen planen. „Ich habe bei Architekt:innen und Ingenieurbüros dafür einen großen Bedarf gesehen.“ Er sollte sich nicht täuschen.
Oder ein wenig: Denn neben der Planung wurde auch die Installation stark nachgefragt. Seither bietet seine Ende 2017 in Adlershof gegründete Firma Fitschen Solar Beratung, Planung und Installation von PV-Anlagen aus einer Hand an.
Vor zwei Jahren ist die junge Firma mit fünf Mitarbeitenden aus dem Gründungszentrum (IGZ) ins Zentrum für Photovoltaik und Erneuerbare Energien (ZPV) gezogen. „Dort wollte ich immer hin“, schwärmt Fitschen. Warum? „Das Gebäude an sich mit seiner PV-Fassade ist toll und natürlich sind es auch die Kontakte, die ich dort knüpfen kann“, erklärt der Ingenieur. Hier konzentriere sich das Know-how, wie auch der gesamte Campus ein fruchtbares Umfeld für Gründende seiner Branche sei.
Fitschen hebt besonders die Gründungswerkstatt hervor, die ihm wertvolle Unterstützung bot. „Es ist sehr hilfreich, sich mit anderen Gründerinnen und Gründern in einem Umfeld zu bewegen, sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen“, lobt Fitschen. Wie beim Adlershofer Unternehmerfrühstück. Direkt nach einem solchen plante er für einen Teilnehmer eine PV-Anlage. Auch so wird Zukunft in Adlershof gemacht: auf kurzem Weg.
Chris Löwer für Adlershof Journal