Lasersysteme auslegen leicht gemacht
Das Start-up BeamXpert und seine Software
Die Adlershofer BeamXpert GmbH hat eine Software für die Echtzeitsimulation von Laserstrahlung in optischen Systemen entwickelt. Diese unterstützt Entwickler bei der Auslegung von Lasersystemen. Das Gründerduo hatte in den 1990er Jahren zusammen an der Technischen Universität Berlin studiert und den Kontakt trotz getrennter beruflicher Wege nie abreißen lassen.
Reicht eine Standardlinse für 30 Euro oder muss eine um Faktor zehn teurere asphärische Optik her? Und wo genau müssen Linsen und Spiegel installiert werden, um die richtige Laserstrahlcharakteristik für den jeweiligen Schneid-, Schweiß- oder Härteprozess zu erreichen? Die promovierten Physiker Bernd Eppich und Guido Mann standen in ihrem Berufsleben hunderte Mal vor solchen Fragen und haben dann jeweils Taschenrechner gezückt. Doch für Eppich war diese Berechnung von Hand keine Dauerlösung: Für den Eigenbedarf programmierte er Tools zur Auslegung von Lasersystemen.
Die Software wurde mit den Jahren immer ausgefuchster. Eppich beschloss, sie nicht mehr nur mit Kollegen zu teilen. Gemeinsam mit Mann entschloss er sich, nach jeweils über 25-jähriger Praxis in der „Laserei“ – berufliches Neuland zu betreten. Letztes Jahr haben sie die BeamXpert GmbH gegründet, um Eppichs Software unter dem Namen BeamXpertDESIGNER professionell zu vermarkten.
Beide hatten sich in den 1990er Jahren in der Arbeitsgruppe des damaligen Professors Horst Weber an der TU Berlin kennengelernt. Später wechselte Eppich ans Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH), wo er sich mit der Vermessung, Analyse und Charakterisierung von Laserstrahlung befasste. Mann ging zur Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Lichterfelde und beschäftigte sich unter anderem mit der Prüfung optischer Fasern. „Wir sind immer in Kontakt geblieben“, sagt er.
Dabei hielt Eppich ihn über die Fortschritte seiner Softwaretools auf dem Laufenden und berichtete von seinen Gründungsgedanken. Mann stieg ohne lange zu zögern ein. Vom ursprünglichen Plan, die Vermarktung nebenberuflich anzugehen, riet Eppichs FBH-Chef Günther Tränkle ab. „Er schlug vor, dass wir ein EXIST-Gründerstipendium beantragen, um uns ganz auf die Gründung, Fortentwicklung und Vermarktung der Software konzentrieren zu können“, berichtet Eppich. Neben der finanziellen Absicherung überzeugte es die Gründer, dass im EXIST-Programm die Institute die Förderanträge stellen und Gründern mit Infrastruktur, Rat und Tat zur Seite stehen. Die Nähe zum FBH und die Hilfe des Transferteams der Leibniz-Gemeinschaft gaben ihnen die nötige Sicherheit für den Schritt in die Selbständigkeit.
Mittlerweile hat das Duo die Förderphase durchlaufen. In zwei Businessplan-Wettbewerben haben sie Preise und Anerkennung gewonnen. Und sie haben ihre Software an Pilotkunden weitergegeben. Namen dürfen sie offiziell nicht nennen; doch das Who’s who der Laserbranche ist vertreten. „Jüngst haben wir eine Kundenbefragung durchgeführt und viel positives Feedback erhalten“, so Mann. Jeder zweite Anwender habe signalisiert, die Software sofort kaufen zu wollen, der Rest möchte innerhalb eines Jahres nach dem Verkaufsstart zugreifen.
Die Gründer freuen sich über die Bestätigung ihrer Strategie. Anders als Konkurrenzprodukte gehen sie die Simulation pragmatisch an. Wo Anwender bisher Kaskaden von Parametern in hochkomplexe Eingabemasken tippen mussten, setzen sie auf intuitiven Workflow und eingängige, interaktive 3D-Visualisierung in CAD-Optik. Mit der Maus lassen sich optische Komponenten in das System ziehen, beliebig verschieben oder austauschen. Die Laserstrahlsimulation gibt ihnen umgehend Feedback, wie sich die Änderungen am Setup jeweils auswirken.
„Wir orientieren uns am alltäglichen Bedarf“, erklärt Eppich. Für Entwickler und Serviceingenieure komme es bei der Systemauslegung oder Reparaturen meist nicht auf die zweite Nachkommastelle an. Vielmehr brauchen sie schnell verlässliche Informationen. Etwa, welche Linse in Verbindung mit der ausgewählten Strahlquelle wo genau positioniert werden muss, um im Fokus die gewünschte Laserstrahlcharakteristik zu gewährleisten. Genau das leistet die Software. „Für High-End-Anwendungen liefern andere Produkte präzisere Daten. Unsere Software ist für das Gros der Projekte gedacht, in denen schon die Eingangsgrößen Unsicherheiten von plus minus fünf Prozent aufweisen“, sagt Mann und ergänzt das anekdotische Feedback eines industriellen Anwenders. In dem Unternehmen gibt es nur einen Simulationsexperten, der mit einer komplexen Optiksoftware klarkommt. Die Kollegen standen bei ihm Schlange – oft mit einfachen Systemauslegungsfragen. Seit dort die Software der Adlershofer im Einsatz ist, kann der Experte sich wieder auf schwierige Fälle konzentrieren.
Von Peter Trechow für Adlershof Journal