KURO – Wie ein Start-up Schwung in die Bauindustrie bringt
In der Gründungswerkstatt Adlershof entwickelt das Team eine Software, die Kalkulationen wesentlich vereinfachen soll
Im Technologiepark Adlershof arbeitet derzeit ein Start-up an einer Revolution für die Bauindustrie. Mithilfe künstlicher Intelligenz wollen die mutigen Gründer:innen die Kalkulation großer Bauprojekte gründlich umkrempeln und damit frischen Wind in die Realisierung von Bauprojekten bringen.
Lea Leibold und Jonas Minkler haben beide Betriebswirtschaftslehre und Informatik in München studiert. Sie lernten sich und ihre Fähigkeiten bei einem Studienprogramm für unternehmerische Talente kennen. Leibold: „Das hat unser Leben verändert. Da war so viel Inspiration, alle wollten gründen. Wir auch.“ Doch vorher sammelten beide in den Start-ups Capmo und alcemy aus der Construction-Tech-Szene erste Erfahrungen.
Die Gründungswerkstatt Adlershof (GWA) hilft ihnen auf dem Weg von der Idee zum Geschäft. Mit der einjährigen Gründungsförderung von WISTA Management GmbH und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWiEnBe) haben sie etwas „Luft“ für den Anfang und im Coworking-Space viele Möglichkeiten.
Nun sind die beiden dabei, das Kalkulationsgeschäft „neu zu erfinden“. „Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), reduzieren wir die Bearbeitungszeit einer Kalkulation um 90 Prozent“, erklärt Jonas Minkler, der für die Produktentwicklung verantwortlich ist.
Kalkulator:innen in der Bauindustrie werden heutzutage mit immensen Mengen an Projektinformationen konfrontiert. Für eine Kalkulation müssen oft rund 250 Dokumente mit mehreren 1.000 Seiten durchgegangen werden. Was soll gebaut werden, welche Risiken gibt es? Wofür müssen Subunternehmen beauftragt werden? Wie wurden ähnliche Projekte kalkuliert und zu welchem Preis? Weil fünf- bis zehnmal so viele Projekte kalkuliert, als später überhaupt umgesetzt werden, kommen auf ein Unternehmen mit 70 Mitarbeitenden fünf festangestellte Kalkulator:innen.
KURO nutzt als KI „Large Language Models (LLMS)“, die Technologie hinter ChatGPT, um die Kalkulation wesentlich zu vereinfachen. „Dazu entwickeln wir eine spezielle Software für die Bauindustrie. Die bisherigen Lösungen sind sehr veraltet und bieten nur limitierte Möglichkeiten“, sagt Minkler. Langfristig sei es das Ziel, ein komplett neues Enterprise-Resource-Planning-System für die Baubranche zu entwickeln, das KI und Automation in seinem Kern hat. Dies soll später für den gesamten Backofficebereich ausgebaut werden. Kalkulation ist der perfekte Startpunkt, denn Buchhaltung, Terminplanung, Controlling – alles baut darauf auf.
Das Gründungsduo hat bereits mit über 100 Expert:innen gesprochen und einen Prototypen entwickelt. Im März/April wollen sie ihre GmbH gründen und im Laufe des Jahres erste Investor:innen suchen.
Da die Bauindustrie der größte Industriezweig Deutschlands ist, interessieren sich bereits führende Unternehmen für das Projekt. Für Einzelprozesse konnten auch schon erste Kund:innen gewonnen werden. Das Geheimnis: „Wir bauen nicht vier Jahre an einem Produkt und hoffen, dass es alle kaufen“, so Minkler. „Wir greifen uns kleine Ausschnitte aus der Kalkulation, übersetzten diese in Software und schaffen einen direkten Mehrwert.“
Im Workflow werden jetzt schon die Informationen schneller erfasst und bearbeitet, im nächsten Schritt die internen Systeme der Kundschaft angebunden und Informationen aus den Projektbeschreibungen um interne Quellen angereichert. Die Nutzenden können mit weniger Aufwand mehr Projekte kalkulieren, die Qualität erhöhen und das Geschäft langfristig ausbauen.
Auch im Vertrieb soll später ein modularer Ansatz zum Einsatz kommen. Firmen können einzelne Programme oder das ganze Paket kaufen. „Wir finden es schwierig, wenn einem alles aufgedrängt wird“, sagt Leibold.
Der Name ‚KURO‘ stammt aus einem Manga-Comic. Dort ist es der Mann der tausend Pläne. „Das passt“, finden die beiden und stürzen sich in ihre Vision.
Kathrin Reisinger für Adlershof Journal