Kristallzüchtung ist keine exotische Wissenschaft
IKZ jetzt Leibniz-Institut
Das Berliner Institut für Kristallzüchtung führt seit kurzem den Begriff Leibniz offiziell in seinem Namen. Bei einem Festakt enthüllte der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Ernst Th. Rietschel, den neuen Schriftzug am Gebäude in Adlershof: Leibniz-Institut für Kristallzüchtung. Die Abkürzung IKZ, unter der die Wissenschaftseinrichtung international bekannt ist, behält das Institut allerdings bei.
"Wir betreiben eine themenorientierte Forschung, die von nationaler und internationaler Bedeutung ist", sagte Institutsdirektor Prof. Roberto Fornari. Damit passe das Leibniz-Institut für Kristallzüchtung genau ins Profil der Leibniz-Gemeinschaft, die sich vor allem durch Vielseitigkeit und Interdisziplinarität auszeichne. Diese Leibniz-Merkmale seien im IKZ exemplarisch vertreten, unterstrich Fornari: "Chemiker und Physiker, Mathematiker und Kristallographen sowie Anlagenkonstrukteure und Ingenieure arbeiten zusammen an der Entwicklung neuer kristalliner Substanzen." Prof. Klaus Jacobs, stellvertretender Institutsleiter des IKZ, wies noch auf einen Umstand hin, der den Leibniz-Präsidenten besonders freute: Demnach wurde der Beschluss, das Institut umzubenennen, von den Mitarbeitern mit Enthusiasmus mitgetragen.
Dass die Kristallzüchtung keine exotische Wissenschaft sondern die Grundlage für unzählige Innovationen ist, das zeigten mehrere Fachvorträge im Verlauf der Festveranstaltung. Ob nun optische Sensoren, Drucksensoren, Bewegungsmelder an automatischen Kaufhaustüren, schnelle Chips für Computer oder Leuchtdioden und Laser: Sie alle basieren auf kristallinen Halbleitermaterialien. Zwar lagen manches Mal Jahrzehnte zwischen der Entdeckung von grundlegenden Eigenschaften oder neuen Kristallen und der Umsetzung in Geräte, doch sehr oft seien Massenprodukte daraus geworden. Computerchips, Sensoren und Leuchtdioden sind nur drei von vielen Beispielen. Grundlagenforschung und Anwendungsorientierung spielen am Leibniz-Institut für Kristallzüchtung daher beide eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang wandte sich Fornari an die Politik als Geldgeber: Derzeit würden in der Kristallzüchtung nahezu ausschließlich Projekte gefördert, bei denen es in Verbünden mit der Wirtschaft um neue Bauelemente oder gar Systeme gehe. "Die Förderung eines Projekts, das nur auf Materialentwicklung fokussiert ist, ist heute fast unmöglich." Dabei dauere es oft viele Jahre, bis aus neuen Materialen Applikationen entstehen.
In seinem Grußwort unterstützte der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft den Institutsdirektor. Ernst Rietschel hob die große Bedeutung der Materialforschung innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft hervor. Bei den Forschungen dazu zeigten sich "Multidisziplinarität und Interdisziplinarität per excellence". Das Leibniz-Motto "theoria cum praxii" werde am Leibniz-Institut für Kristallzüchtung vorgelebt. Ernst Rietschel wies darauf hin, dass siebzig Prozent der neuen Produkte auf neuen Materialien basierten. Einer der Festredner fasste es mit einem Zitat des früheren Vorsitzenden von NEC, einem japanischen Elektronikriesen, zusammen. Tadahiro Sekimoto (1926 - 2007) hatte gesagt: "Wer die Materialien beherrscht, der dominiert auch die Technologie."
Dass das Leibniz-Institut für Kristallzüchtung mit seinen Forschungen erheblich zum Ansehen Adlershofs und auch zum Wirtschaftswachstum Berlins beitrage, hob der Berliner Wissenschaftsstaatsekretär Hans-Gerhard Husung hervor. Längst habe sich die Metropolenregion zu einem Zentrum für Materialforschung, insbesondere für Materialien für Elektronik und optische Anwendungen, entwickelt.
Kontakt:
Maike Schröder
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