„Keimzelle für Berlins jüngste industrielle Entwicklungswelle“: Rudower Chaussee
Es war ein Meilenstein für die Entwicklung der Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien, als die Rudower Chaussee im Jahr 1997 komplett erneuert wurde. Nun gewinnt sie im Zuge der Weiterentwicklung Berlin Adlershofs – und hier besonders seiner urbanen Mitte – nochmals ein neues Profil. Gesäumt von Büro- und Geschäftshäusern, Läden, Restaurants und einem Shopping-Center wird die Rudower Chaussee mit der Fertigstellung der neuen Unterführung am S-Bahnhof und dem Ausbau der Straßenbahn zu einer Magistrale der Wirtschaft und Wissenschaft.
Im Lateinischen bedeutet magis „groß“, magistralis „leitend“ oder „die Leitende“. Die Magistrale bezeichnet die Hauptverkehrslinie einer Region, immer häufiger bezieht sich der Begriff jedoch auch auf internationale Verbindungen. Was könnte passender sein als der Begriff „Wirtschaftsmagistrale“ für die Beschreibung der Rudower Chaussee, an der sich Forscher und Wissenschaftler aus aller Welt treffen, sich Unternehmen, die global agieren, ansiedeln und international aufgestellte Immobilienentwickler investieren.
Wer auf Bilder der Rudower Chaussee der frühen 1990er Jahre schaut, sieht eine zweispurige, baum- und autohausbesäumte Trasse. 1995 war sie die einzige Verbindung zwischen den Ortsteilen Adlershof, Johannisthal und Altglienicke. Die damals schon viel befahrene Straße führte an Gebieten entlang, die vor der Wende in sich geschlossen waren. Zu DDR-Zeiten befanden sich hier eingezäunte Betriebsgelände mit eigenen Straßennetzen, nur die Rudower Chaussee und die Agastraße – heute Am Studio – als öffentlich befahrbare Wege dazwischen.
Heute bezeichnet die Frankfurter Allgemeine Zeitung Adlershof als „Keimzelle für Berlins jüngste industrielle Entwicklungswelle“. Als Herzstück und Lebensader fließt die Rudower Chaussee mitten durch dieses Gebiet. An deren Anfang investieren Deutsche Bahn und das Land Berlin insgesamt mehr als 30 Millionen Euro in den Umbau des S-Bahnhofs einschließlich der Brückenaufweitung. Mit dem Neubau der Brücke wird die Rudower Chaussee von 15 auf 49 Meter verbreitert, Straßenbahnen und Busse halten künftig direkt unter der Überführung. Mit Klinkerfassade und neuem Farb- und Lichtkonzept wird der Bahnhof das markante, attraktive Portal in die Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien.
Prägten anfangs staatliche Fördermittel den Aufbau in Adlershof, investieren heute entlang der Rudower Chaussee vorwiegend private Immobilienentwickler. „Deren Interesse stieg mit jedem Kilometer Autobahn, der in Richtung Adlershof wuchs“, sagt Ute Hübener, Vertriebsleiterin bei der Adlershof Projekt.
Vom S-Bahnhof Adlershof kommend, bildet zukünftig das „Medienfenster“ des britischen Immobilieninvestors CLS Holdings mit seinem achtgeschossigen Turm den Eingang zur Mediacity. Ein Stück weiter hat die Hamburger Immobiliengruppe EUROPA-CENTER AG den zweiten Bauabschnitt ihres gleichnamigen Centers begonnen. Dessen Architektur soll nach eigenen Angaben ein Meilenstein für Süd-Berlin werden und neben der Bürofläche viel Freiraum z.B. für Gastronomie bieten.
Am anderen Ende der Magistrale entsteht das neue Audi Zentrum. Der 30 Meter hohe Turm markiert das westliche Eingangsportal, das auch von der Autobahn weithin sichtbar sein wird. Gegenüber, auf einem insgesamt 55.000 Quadratmeter großen Grundstück, auch an der Hauptachse der Wissenschaftsstadt, wächst der neue Gewerbe- und Technologiepark „Am Oktogon“. Leicht konnte bisher der Eindruck entstehen, die Rudower Chaussee bzw. Adlershof ende am Internationalen Gründerzentrum. Gemeinsam mit dem Audi Zentrum weitet „Am Oktogon“ nun das Areal und verschiebt sichtbar diese „gefühlte“ Grenze.
Im Kerngebiet zwischen S-Bahnhof und westlichem Ende der Rudower Chaussee wünscht Ute Hübener sich Konzernzentralen oder Dependancen internationaler technologieorientierter Unternehmen. Wie deren Hauptquartiere und Unternehmenssitze entlang der Magistrale aussehen könnten, dafür gibt es Ideen, die Adlershof Projekt beispielhaft schon visualisiert hat. Sie zeigen, was möglich wäre: kompakte Bebauung, repräsentative Flächen, attraktive Architektur. Dazwischen eine belebte Rudower Chaussee mit Geschäften, Cafés, Restaurants, der Straßenbahn und viel Grün.
„Dass private Investoren sich hier engagieren“, erklärt Ute Hübener, „liegt an vielen Faktoren: der städtischen Infrastruktur um die Rudower Chaussee, einer innovativen und Synergien schaffenden Nachbarschaft, dem Pool an qualifiziertem Personal und dem neuen Flughafen BBI. Dessen Terminals erreicht man von der neuen Magistrale innerhalb von zehn Minuten.“
von Rico Bigelmann