Karzinomer Ermittlungsdienst
Früherkennungstest für Eierstockkrebs
Eierstockkrebs zählt zu den gefährlichsten und häufigsten "weiblichen" Tumorarten. Allein in Deutschland erkranken jährlich ca. 8.000 Frauen an einem sogenannten Ovarialkarzinom. Aufgrund fehlender Früherkennungsmöglichkeiten befinden sich rd. 75 Prozent der Patientinnen zum Zeitpunkt der Diagnose bereits in einem fortgeschrittenen Tumorstadium.
Hohe Rückfallquote
"Obwohl Ovarialkarzinome im Vergleich zu anderen Krebsarten gutartiger sind und erst in späteren Stadien Metastasen bilden, sind sie sehr schwer zu behandeln. Die bislang zur Verfügung stehenden Therapien zeigen nicht bei allen Frauen die gewünschte Wirkung. Rund 20-40 Prozent erleiden nach weniger als sechs Monaten einen Rückfall, von dem sie sich in der Regel nicht mehr erholen", skizziert Dr. Fabian Model, Geschäftsführer der OCCure GmbH die Problematik. Mit seinem Partner Tamas Rujan entwickelt Fabian Model neue Diagnose- und Therapieansätze, um Eierstockkrebs bereits in einem frühen Stadium zuverlässig zu erkennen und wirksam behandeln zu können. Beide Geschäftsführer waren vor ihrer Unternehmensgründung in einem renommierten Berliner Biotech-Unternehmen tätig und beschäftigen sich seit vielen Jahren mit genbasierter Therapieoptimierung von Krebserkrankungen.
Zuverlässige Früherkennung
„Es gibt heute keinen zuverlässigen Test zur Früherkennung von Eierstockkrebs. In der Regel werden Frauen erst einer gynäkologischen Untersuchung unterzogen, wenn sie Symptome (z.B. Schmerzen im Bauchraum) aufweisen. Dabei kann eine exakte Diagnose nur durch einen operativen Eingriff geliefert werden. Wird ein Tumor entdeckt, hat dieser sich allerdings meist schon zu einer tödlichen Krankheit entwickelt. Deshalb arbeiten wir an einen Früherkennungstest, der durch eine einfache Blutentnahme im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung Eierstockkrebs erkennt wenn er noch heilbar ist ", erläutert Tamas Rujan die OCCure-Geschäftsidee. Die Entwicklungen basieren auf der Tatsache, dass Tumorzellen zwar sehr schnell wachsen, aber ebenso schnell absterben. Da abgestorbene Tumorzellen über das Blut abtransportiert werden, lassen sich ihre DNA-Reste somit im Blut nachweisen. Die Herausforderung besteht also darin, eine verschwindend geringe Anzahl von Tumormolekülen aus einer Vielzahl anderer Blutmoleküle zu identifizieren.
Vielversprechende Kombination
"Es gibt bereits vielversprechende Ansätze, um karzinome Merkmale im Blut nachzuweisen wie z.B. das Körpereiweiß CA-125, das bei etwa 80 Prozent der Patientinnen deutlich erhöht ist. Allerdings tritt eine Erhöhung des CA-125 Anteils aber auch bei gutartigen Entzündungen der Eierstöcke auf und ist damit einfach zu ungenau", schildert Dr. Fabian Model die Schwächen bislang bekannter Frühindikatoren. Ziel von OCCure ist es, den Tumormarker CA-125 mit tumortypischen DNA-Mustern zu koppeln und daraus einen zuverlässigen Früherkennungstest mit minimaler Streuung zu entwickeln.
Rückfallminimierender Resistenztest
"Die gängigste Therapie bei Ovarialkarzinomen ist die Behandlung mit Platin (Chemotherapie). Sie verhindert, dass sich die Tumorzellen teilen und stoppt somit eine weitere Ausbreitung. Allerdings schlägt die Platin-Therapie bei 20-40 Prozent der Frauen nicht an. Nach fehlgeschlagener Ersttherapie haben diese Frauen eine sehr geringe Überlebensrate. Deshalb arbeiten wir neben dem Früherkennungstest auch an einem Resistenztest, der vor der Therapie erkennt, ob eine Patientin auf Platin reagieren wird oder nicht", erläutert Tamas Rujan die zweite Entwicklungslinie der OCCure GmbH. Vereinfacht dargestellt funktioniert der Test in etwa so: Nach der Operation wird die DNA wird aus einer Gewebsprobe vom Tumor extrahiert und mit Hilfe geeigneter Analysetechniken nach Resistenzmustern "gefahndet". Einen vergleichbaren Test gibt es bereits für Brustkrebspatientinnen. Der Vorteil derartiger Tests besteht darin, dass Patientinnen entsprechend ihrer genetischen Disposition mit dem dazu passenden Medikament behandelt werden können. Zudem entlasten Resistenztests auch das Budget der Krankenkassen, da unwirksame Therapieversuche, die sich bei Krebs zwischen 40.000 bis 100.000 € kosten, eingespart werden können.
Indikative Fokussierung
"Wir sind eines der wenigen Unternehmen, die an der Entwicklung von Diagnose- und Therapieansätzen für Ovarialkarzinome arbeiten. Außer uns beschäftigt man sich bislang hauptsächlich auf akademischer Ebene mit dem Krankheitsbild", macht Dr. Fabian Model deutlich. Einer der Gründe dürfte darin liegen, dass Eierstockkrebs mit jährlich 8000 Neuerkrankungen in Deutschland (im Vergleich dazu sind es bei Brustkrebs 45.000) für große Pharmafirmen einfach nicht lukrativ genug ist. Werden wenig lukrative Märkte doch bedient, dann bestenfalls mit Medikamenten, die eigentlich für andere Krebsarten entwickelt wurden und entsprechend angepasst werden. Das schafft Nischen für kleine innovative Firmen wie die OCCure GmbH. Während andere Biotech-Firmen in der Regel erst eine Technologie entwickeln und sich dann eine passende Anwendung suchen, geht das OCCure- Team ganz bewusst den anderen Weg. Dass das junge Unternehmen bereits renommierte Wissenschaftler und Mediziner als Kooperationspartner gewinnen konnte, zeigt, dass die eingeschlagene Richtung stimmt.
Text: Ariane Steffen
Link: www.oc-cure.com