Innovationen "Made in Adlershof"
Hannover Messe 2005: Firmen aus Adlershof ziehen positive Bilanz
Die größte Industriemesse der Welt in Hannover schloss am Freitag ihre Tore. Eine Woche lang war die Welt zu Gast in der niedersächsischen Hauptstadt. Firmen aus Adlershof waren in mehreren Hallen vertreten. Allein in Halle 2 präsentierten vier Unternehmen Trends aus Forschung und Entwicklung. Aber auch in der Mikrosystemtechnik, der Fertigungsautomatisierung und im Energiesektor gab es Innovationen "Made in Adlershof" zu sehen.
Sensoren, Aktoren sowie elektronische und mikromechanische Bauteile werden immer kleiner. Doch wie lassen sich die Komponenten zu einem intelligenten System zusammenfügen? Die Firma Hymite bietet mit den Produkten HyShell® und HyCap® zwei kostengünstige Lösungen um alle Komponenten sicher und zuverlässig auf einem Mikrochip zu platzieren. Für Kunden aus der Medizintechnik und Datenkommunikationstechnik konnten bisher hermetische Mikrogehäuse mit kundenangepassten Funktionen hergestellt werden. Geschäftsführer Dr. Jochen Kuhmann wählte 2001 Adlershof als weiteren Standort des dänischen Unternehmens. "Hier profitiere ich von den Synergien eines Branchennetzwerks", so Kuhmann.
Gut geplant ist halb gewonnen, das gilt auch für den Anlagenbau. Wenn Hunderte von Pumpen, Ventilen oder Absperrungen miteinander verknüpft werden, kostet jede Planungsänderung viel Zeit und Geld. Bisher wurden diese Schaltpläne in zeitaufwändiger Handarbeit angefertigt. Allgemeingültige Standards gab es nicht. Die Software "Visual PlantEngineering" der Firma X-Visual Technologies hingegen verkürzt die Planungszeiten um die Hälfte und beschleunigt die Inbetriebnahme von Industrieanlagen erheblich. Das Unternehmen entwickelt Softwarelösungen auf Basis von Microsoft Visio für den Anlagenbau und die Telekommunikation. "Der Anlagenbauer Dürr Systems erstellt das komplette funktionelle Design der Lackierereien für Automobilwerke mit Hilfe von Visual PlantEngineering." berichtet Geschäftsführer Wolfgang Welscher. "Der Berliner Gemeinschaftsstand auf der Factory Automation in Halle 9 ist genau der richtige Ort um Anlagenbauer anzusprechen", urteilt Welscher zufrieden.
Lärm ist manchmal bunt. Wenn die Forscher der Gesellschaft für Angewandte Informatik GFAI mit der akustischen Kamera Bilder von Lärmquellen machen, ist sofort klar, wo der Störenfried genau sitzt. Je lauter umso greller die Farbe. Die Überraschung: Oft entstehen Geräusche nicht dort, wo man sie vermutet. Bei Windrädern erzeugen die Luftwirbel am Ende der Windblätter die stärksten Geräusche. "Manchmal lassen sich Störgeräusche schnell beseitigen", berichtet Joachim Feierabend vom Vertrieb der akustischen Kamera. Beispielsweise kann eine Wand den Schall einer Maschine ungünstig reflektieren. Eine Drehung der Maschine um 45 Grad löste das Problem. "Wir hatten viele Gespräche mit Anlagenbauern aus der Automobilbranche und der Telekommunikation. Die ersten Probemessungen sind schon vereinbart", freut sich Gunnar Heilmann vom internationalen Vertrieb.
Ebenfalls in Halle 2 fanden Anlagenbauer aus den Bereichen Altpapierrecycling, Lebensmittelherstellung und Kunststoffverarbeitung neue Lösungen für eine kontinuierliche Prozesskontrolle: Das Nah-Infrarot-Spektrometer KUSTA 4004 der LLA Instrument GmbH Berlin analysieren berührungslos die Rohstoffe während des Verarbeitungsprozesses. Dies garantiert eine lückenlose Qualitätskontrolle. Hauptanwendungsfeld ist jedoch die Trennung von Papier und Kunststoffen im Recyclingbereich. "In Großbritannien hat sich gerade die Altpapierverordnung geändert. Daher konzipieren dort viele Altpapierverarbeiter ihre Produktionsabläufe neu. Außerdem hatten wir zahlreiche Anfragen aus Dänemark", fasst Marco Oschlies vom Unternehmen LLA den Erfolg der Messe zusammen.
Tauchanzüge für Kosmetika oder U-Boote in die lebende Zelle - die Nanokapseln der Firma Capsulution in Halle 2 erleichtern die Verarbeitung hochsensibler Wirkstoffe wie Pharmazeutika, Beautyprodukte oder gesundheitsfördernde Lebensmittel. "Dank einer Kooperation mit einem japanischen Anlagenbauer können wir für unsere Kunden Produktionen im industriellen Maßstab entwickeln", freut sich Dr. Jörg Mayer von Capsulution. "Wir hatten vielversprechende Gespräche mit führenden Kosmetikherstellern, Vertretern des chemischen Anlagebaus und der Pharmazie." Über die Kooperationsbörse B2Fair wurden auch neue Investoren auf das Berliner Unternehmen aufmerksam.
Halle 13 stand ganz im Zeichen erneuerbarer Energien. Brennstoffzellen werden ein zentrales Element der Energieversorgung von morgen sein. Aber berücksichtigen Fachhochschulen, Universitäten und Ausbildungsbetriebe diese Technologie heute bereits ausreichend in ihrem Lehrangebot? Die Firma Heliocentris stellt Labor- und Experimentierkästen mit industriellen Brennstoffzellen für die Ingenieurausbildung her. "Die Hannovermesse ist für uns ein Highlight. Unsere Kunden sind Universitäten und Fachhochschulen aus der ganzen Welt", sagt Geschäftsführer Dr. Henrik Colell. "Anfragen kamen in diesem Jahr vor allem aus Europa und aus Asien."
Wer mehr über den Technologiestandort Adlershof wissen wollte, wurde ausführlich von der WISTA-MANAGEMENT GMBH auf dem Berliner Gemeinschaftsstand in Halle 2 beraten. "Der schnelle Draht zu den Universitäten und Forschungseinrichtungen macht Adlershof attraktiv als Standort für junge Technologieunternehmen.", so Dr. Bernd Ludwig, Center Manager der Wista. Dass man von Adlershof aus sogar den Weltraum erobern kann, zeigte ein Film des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR: Die gestochen scharfen Bilder der hochauflösenden Stereokamera entwickelt in Adlershof luden den Besucher ein auf eine Reise zum Mars.
Text: Susanne Langer
Quelle: BerliNews www.berlinews.de/archiv-2004/3385.shtml